30.10.2017 Aufrufe

Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Volme und Lister. Ausgabe Herbst 2017

Die Komplett-Ausgabe für das obere Volmetal bildet die bunte Vielfalt des Lebens in der Region um Meinerzhagen, Kierspe, Halver und Schalksmühle ab.

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FLÜCHTLINGSUNTERKÜNFTE<br />

AUF DEM JAHNSPORTPLATZ<br />

BLEIBEN LEER<br />

Von Elke Teipel<br />

Die Gemeinde Schalksmühle fühlt sich von Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong> alleingelassen<br />

Foto Martin Büdenbender<br />

Keiner kommt. Keiner wohnt in den Flüchtlingsunterkünften<br />

auf dem Jahnsportplatz in Schalksmühle. Keiner<br />

ist jemals dort eingezogen. Einmal mehr fühlt sich<br />

die Gemeinde Schalksmühle von Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong> alleingelassen.<br />

Einmal mehr ärgern sich Verwaltung <strong>und</strong> Politik.<br />

Und einmal mehr wollen sie besonnen bleiben. <strong>Das</strong><br />

Holzhaus-Dorf bleibt vorerst stehen. Solange, bis erkennbar<br />

ist, wie viele Flüchtlinge künftig nach Schalksmühle<br />

kommen. Bürgermeister Jörg Schönenberg hat die vage<br />

Hoffnung, dass nach der B<strong>und</strong>estagswahl möglicherweise<br />

mehr Klarheit herrscht. Bei den anstehenden Haushaltsberatungen<br />

werde die Gemeinde entscheiden, wie<br />

es weitergeht.<br />

In Schalksmühle sind sie sauer. 2015 wurden der Gemeinde<br />

wöchentlich zehn bis 15 Personen zugewiesen.<br />

„Wir wurden angerufen. <strong>Das</strong> war’s. <strong>Das</strong> war schon sehr<br />

chaotisch“, blickt der Bürgermeister zurück. Schönenberg<br />

macht deutlich, dass die Menschen ja auch menschenwürdig<br />

in der Gemeinde leben sollten. Unterbringung in<br />

der Sporthalle? „<strong>Das</strong> wäre Chaos gewesen“, meint der<br />

Bürgermeister, unzumutbar für die Vereine.<br />

Die Gemeinde im Schulterschluss mit Parteien <strong>und</strong> Vereinen<br />

wählte den, so Schönenberg, innovativen Weg. Sie<br />

baute auf dem Jahnsportplatz, der nicht mehr genutzt<br />

wurde, ein Flüchtlingsdorf inklusive neuer Infrastruktur<br />

d.h. Wasser, Wärme, Wege. Auf dem Areal zimmerten<br />

heimische Unternehmen aus heimischem Holz 16 Häuser<br />

mit je 50 Quadratmetern Wohnfläche (Bad, drei Schlafräume,<br />

Kochzeile) zusammen - bezugsfertig im September<br />

2016. Kostenpunkt: eine Million Euro.<br />

<strong>Das</strong> seien keine Hütten, verdeutlicht Dieter Hänsch. Er<br />

ist zuständig für Bau <strong>und</strong> Unterhaltung der gemeindeeigenen<br />

Gebäude, Straßen, Abwasser, Hochbau. „Die Häuser<br />

aus Holz haben energetische Werte, die sich sehen<br />

lassen können“, sagt er. In der ehemaligen Garage am<br />

Jahnsportplatz befindet sich die zentrale Technik. <strong>Das</strong><br />

ehemalige Vereinsheim wurde quasi zum Wirtschaftsraum<br />

mit Waschmaschinen <strong>und</strong> Trocknern umfunktioniert.<br />

Jetzt lagern dort die Tische, Stühle, Betten, Bettdecken,<br />

Isomatten, die (noch) nicht gebraucht werden.<br />

„Ohne das Ehrenamt wäre<br />

alles zusammengebrochen“<br />

Die Lage in Schalksmühle hat sich entspannt. Seitdem<br />

die Grenzen dichtgemacht wurden, kommen keine<br />

Flüchtlinge mehr. Etwa 200 leben in der <strong>Volme</strong>gemeinde<br />

in Wohnungen dezentral oder in Häusern In der Lieth.<br />

Die Gemeinde hat mit der Wohnungsbaugesellschaft zusammengearbeitet.<br />

Natürlich gebe es auch mal Schwierigkeiten,<br />

räumt Bürgermeister Schönenberg ein. Doch<br />

die Menschen werden nicht allein gelassen. Mit Respekt<br />

<strong>und</strong> Stolz bemerkt er, dass sie von engagierten Bürgern<br />

<strong>und</strong> Bürgerinnen betreut werden, wie dem Netzwerk<br />

Flüchtlingshilfe Schalksmühle.<br />

„Ohne das Ehrenamt wäre alles zusammengebrochen“,<br />

stellt er fest. „Die Menschen wussten ja nicht, wie irgendetwas<br />

hier funktioniert“. Nicht nur der Umgang mit<br />

den technischen Geräten war ihnen fremd, auch Einkaufen,<br />

Behördengänge, Sprache, die Lebensweise. „Die ehrenamtlichen<br />

Helfer haben sich um alles gekümmert.“<br />

Schönenberg spricht deutliche Worte: „Der Staat hat<br />

nicht so gut funktioniert wie das Ehrenamt.“ Die Frauen<br />

<strong>und</strong> Männer setzen sich für die Integration der Flüchtlinge<br />

ein. Diese haben sich in den Wohnungen eingelebt<br />

<strong>und</strong> Fuß gefasst. Der Bürgermeister spricht für alle<br />

Beteiligten: „Wir wollen keine Zwangsumzüge, um den<br />

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