EDUCATION 5.17

Thema | Dossier
Wie sollen die Schülerinnen und
Schüler zu einem kompetenten und
verantwortungsvollen Umgang mit
digitalen Medien gelangen?
Es ist wichtig, die digitalen Medien
im Unterricht zu thematisieren, sie zu
nutzen und zu verstehen, sie gleichzeitig
aber auch zu hinterfragen. Im Alltag
geschieht dies bereits, wir nutzen sie
permanent. Deshalb sollte die Schule
nicht einen isolierten Raum darstellen,
der den digitalen Alltag ausblendet,
sondern sie sollte ihn abbilden und
dort, wo es Sinn macht, nutzen.
Momentan dürfte der Gebrauch
von Mobilgeräten im Unterricht in
vielen Schulen eingeschränkt sein –
wie soll der Mediengebrauch im
Unterricht konkret thematisiert
werden?
Die Schulen müssen sich gut überlegen,
ob sie Smartphones konsequent
verbieten wollen. Den Umstand,
dass Smartphones den Alltag der Jugendlichen
prägen, sollte man nicht
ausblenden, vielmehr die Thematik in
den Unterricht einbauen. Natürlich
soll es auch Unterrichtsphasen geben,
in denen man bewusst auf den Gebrauch
der Smartphones verzichtet.
Und es kann Sinn machen, Nutzungsregeln
zu definieren. Wichtig wäre jedoch,
diese gemeinsam und nicht von
«oben verordnet» festzulegen.
Wie würden Sie Chancen und
Risiken der Mediennutzung im
Unterricht angehen?
Ganz konkret, das heisst anhand
eines Falles, einer Situation. Man
macht im Sportunterricht Videoaufnahmen,
um anschliessend bestimmte
Bewegungsabläufe besprechen
zu können. Daraus ergeben sich
Fragen wie: Was geschieht mit den
Filmaufnahmen? Wo werden sie geteilt?
Wer kann sie sehen, wer nicht?
Ist beispielsweise Facebook die richtige
Plattform? Wir sind also wieder
bei den drei eingangs erwähnten Perspektiven.
Die Anwendungen der digitalen
Medien sollen in die Fachbereiche
integriert werden. Wo bringt dies
am meisten Vorteile?
Allgemein betrachtet ist die Digitalisierung
sicherlich ein Schulentwicklungsthema.
Das betrifft den Unterricht,
die Zusammenarbeit im Kollegium,
mit den Eltern, mit der Klasse.
So wie der Computer und all die
technischen Geräte unseren Alltag
durchdringen, haben sie auch Einfluss
auf jedes Fach. Man kann also,
wenn man von digitalen Medien
spricht, nicht sagen, es bringt am
meisten hier und am wenigsten dort.
Bezogen auf die Informatikkompetenzen
gibt es natürlicherweise engere
Schnittstellen zu einem Fach
wie Mathematik oder NMG. Anderseits
muss die Technologie auch
nicht überall und in jedem Fach eingesetzt
werden. Das Modul soll eine
Erweiterung der Fähigkeiten bringen:
Ebenso wenig werden damit die traditionellen
Medien als Unterrichtsthema
obsolet.
Was bedeutet das Modul
«Medien und Informatik» für die
Eltern?
Für die Eltern ergibt sich einerseits
eine Entlastung, weil eben gewisse
Themen, z. B. Medieneinsatz, Medienkompetenz,
nun auch in der
Schule behandelt werden. Anderseits
finde ich es spannend, wenn auch zu
Hause Diskussionen darüber entstehen,
wie die Geräte benutzt werden
oder wie sicher das WLAN ist. Von
dieser Entwicklung können im einen
oder anderen Fall ganz bestimmt
auch die Eltern profitieren.
Eckart Zitzler studierte
Informatik mit den Nebenfächern
Psychologie und Betriebswirtschaftslehre
an den Universitäten
Oldenburg, Dortmund
und Bochum. Er ist Dozent
für Medien und Informatik an
der PHBern und leitet seit 2016
den Bereich Medien & Informatik
am Institut für Weiterbildung
und Medienbildung. Als
Einstieg zu diesem neuen Modul
bietet die PHBern u. a. verschiedene
Basiskurse (3 Stunden) und
einen einwöchigen Blockkurs
(30 Stunden) an: www.phbern.
ch/medien-und-informatik
Foto: zvg
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