EDUCATION 5.17
Hauptthema: Lehrplan 21
Hauptthema: Lehrplan 21
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Volksschule | Ecole obligatoire<br />
bis zum Einstieg ins Berufsleben», sagt Jasmin Eng. Jugendliche,<br />
die eine Mittelschule besuchen, müssen bereit<br />
sein, noch mehrere Jahre kein oder nur wenig eigenes<br />
Geld zu verdienen.<br />
Die nächste Hürde beim Berufswahlentscheid: Ein<br />
Schüler oder eine Schülerin hat zwar genaue Vorstellungen<br />
seines Wunschberufs. Doch dieser liegt ausser Reichweite,<br />
weil die schulischen Leistungen zu schwach sind.<br />
Diese Schülerinnen und Schüler müssen eine Alternative<br />
suchen. Doch der Weg zu ihrem Wunschberuf bleibt ihnen<br />
nicht für den Rest des Lebens verbaut, wie das früher oft<br />
noch der Fall war. «Unser Bildungssystem ist heute so<br />
durchlässig, dass Berufswünsche, die in der achten<br />
Klasse ausser Reichweite liegen, sich später doch noch<br />
erfüllen lassen», erklärt Jasmin Eng.<br />
Doch auch wenn die Schulnoten passen, müssen<br />
viele Jugendliche bei der ersten Berufswahl Abstand nehmen<br />
von ihrem Traumberuf. Solche Traumberufe sind zum<br />
Beispiel Grafiker, Interactive-Media-Designerin oder Fotograf.<br />
«In diesen Berufen sind die Aussichten auf eine Lehrstelle<br />
so gering, dass die Jugendlichen einen Plan B und<br />
einen Plan C auf Lager haben müssen, damit sie nicht<br />
plötzlich ohne Lehrstelle dastehen», sagt Jasmin Eng.<br />
Gegen solche Probleme scheinen Jugendliche, die<br />
eine Mittelschule absolvieren, gefeit. Ihnen bleibt die<br />
Lehrstellensuche erspart. Aber auch Mittelschüler und<br />
-schülerinnen sollten sich bei der Studienwahl die Frage<br />
stellen, welche Berufe nach einem Studium infrage kommen,<br />
und wie es um die Arbeitsmarktchancen mit der betreffenden<br />
Studienrichtung steht. Gewisse Fächer – zum<br />
Beispiel Archäologie – sind zwar im Studium sehr attraktiv,<br />
häufig aber auch so überlaufen, dass die Absolventen<br />
nicht jene Stelle finden, die sie sich vorgestellt haben.<br />
Trotzdem sind manche Eltern überzeugt, dass ein<br />
sicherer Arbeitsplatz, ein guter Verdienst und eine erfüllende<br />
Arbeit besser mit einem Studium als mit einer Lehre<br />
erreichbar sind. Doch ob eine Lehre oder eine Mittelschule<br />
jener Ausbildungsweg ist, der weniger Stolpersteine bietet,<br />
lässt sich nicht sagen. Gewiss, der Lehrbeginn ist eine<br />
grosse Herausforderung: Weg vom gewohnten Umfeld inmitten<br />
von Erwachsenen plötzlich acht Stunden zu arbeiten,<br />
ist nicht für alle Jugendlichen einfach. Dazu kommen<br />
vielleicht langweilige Routinearbeiten oder ein kritischer<br />
Chef.<br />
Aber auch in der Mittelschule muss nicht alles rund<br />
laufen: Nach neun Schuljahren fehlt vielleicht plötzlich die<br />
Motivation, noch weitere drei Jahre zu lernen und weiterhin<br />
von den Eltern abhängig zu sein.<br />
Es sei ein nach wie vor weit verbreitetes Vorurteil,<br />
dass die berufliche Grundbildung schlechtere Perspektiven<br />
biete als ein Gymnasium oder eine andere Mittelschule,<br />
betont Daniel Reumiller, Leiter der Berufsberatungs-<br />
und Informationszentren des Kantons Berns. «Es<br />
gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass beide Wege –<br />
über eine berufliche Grundbildung wie über eine Mittelschule<br />
– heute gleichwertig sind.»<br />
«In der achten Klasse<br />
fällen die Jugendlichen zwar<br />
ihren ersten, aber noch<br />
lange nicht ihren letzten<br />
Laufbahnentscheid.»<br />
Jasmin Eng<br />
Kein Entscheid fürs ganze Leben<br />
Auch wenn der Entscheid zwischen Berufslehre und Mittelschule<br />
ein wichtiger ist, der wichtigste im Leben ist es<br />
nicht. Jasmin Eng gibt zu bedenken: «In der achten Klasse<br />
fällen die Jugendlichen zwar ihren ersten, aber noch lange<br />
nicht ihren letzten Laufbahnentscheid.» Das untermauern<br />
auch diese Zahlen: Von allen Jugendlichen, die eine Lehre<br />
abschliessen, arbeitet die Hälfte bereits nach fünf Jahren<br />
nicht mehr im erlernten Beruf. Eine falsche Berufswahl, so<br />
Jasmin Eng, gebe es heute nicht mehr. Sondern nur eine<br />
erste Wahl, der dann im Verlauf des Arbeitsleben weitere<br />
folgen müssen.<br />
Synthèse Apprentissage ou école<br />
moyenne : un choix réversible « Si<br />
tes notes sont suffisantes pour être<br />
admis au gymnase, alors vas-y ! »<br />
C’est le conseil parfois donné par les<br />
parents et les enseignants et enseignantes<br />
aux élèves de 10 e qui sont<br />
confrontés à leur premier choix<br />
d’orientation. Jasmin Eng, du<br />
Centre d’orientation professionnelle<br />
(OP) de Bienne, ne trouve pas ce<br />
conseil très judicieux car les élèves<br />
choisissent parfois l’école moyenne<br />
pour rester plus longtemps à l’école<br />
et repousser le moment fatidique du<br />
choix professionnel.<br />
Comment amener les élèves à écarter<br />
la solution de fortune et à choisir<br />
une formation qui réponde à leurs<br />
aspirations ? Consulter un conseiller<br />
ou une conseillère en orientation<br />
(si possible en compagnie de ses parents)<br />
peut aider les indécis dans<br />
cette démarche. Car il ne suffit pas<br />
d’avoir de bonnes notes pour fréquenter<br />
une école moyenne : il faut<br />
se rendre à l’école avec plaisir, s’intéresser<br />
aux questions théoriques<br />
et faire preuve d’autonomie et<br />
d’organisation dans son travail.<br />
Même si le choix entre apprentissage<br />
et école moyenne est une étape<br />
importante du parcours scolaire et<br />
professionnel, il n’est pas décisif<br />
pour la vie. En 10 e année, les élèves<br />
font certes leur premier choix<br />
d’orientation, mais certainement<br />
pas leur dernier.<br />
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