ahoi! norderney Magazin #27
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Wie spannend es sein kann, ein Ereignis an verschiedenen Schauplätzen zu erleben, so<br />
dass mit der Bewegung von einem Ort zum anderen ein größeres Ganzes entsteht, hat in dieser<br />
Ausgabe bereits der Inselhopping-Cup zwischen Norderney und Langeoog (S. 258/259)<br />
gezeigt. Auch die Kunsthalle Emden und das grenznah gelegene Drents Museum in den Niederlanden<br />
haben mit einer innovativen Kooperation neue Brücken geschlagen und präsentieren<br />
gemeinsam die internationale Doppelausstellung „The American Dream“. Die umfangreiche<br />
Übersichtsschau zum Amerikanischen Realismus von 1945 bis zur Gegenwart läuft bis zum<br />
27. Mai 2018 parallel in Assen und Emden. In mehr als 200 Werken namhafter Künstler wie<br />
Edward Hopper, Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Chuck Close spiegeln sich auf vielschichtige<br />
Weise amerikanische Kunst, Kultur und Geschichte der Nachkriegszeit sowie Licht und<br />
Schatten des viel beschworenen „American way of life“.<br />
The American Dream<br />
„Museums-Hopping“ im deutsch-niederländischen Grenzgebiet<br />
outro. <strong>ahoi</strong>! <strong>norderney</strong><br />
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Das Drents Museum in Assen zeigt bei dieser<br />
Doppelausstellung etwa 60 Gemälde und<br />
Skulpturen aus der Zeit von 1945 bis 1965.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Europa in<br />
Trümmern. Amerika dagegen galt als das<br />
Land der unbegrenzten Möglichkeiten, doch<br />
in Wirklichkeit waren Erfolg und Reichtum<br />
längst nicht jedem beschieden. In der amerikanischen<br />
Kunst entwickelt sich - mit ganz<br />
unterschiedlichen und überraschenden Ausprägungen<br />
- eine neue Form von Realismus,<br />
ein nüchterner Blick auf die Lebenswirklichkeit<br />
der Menschen. Während es Edward Hopper um<br />
Atmosphäre und die Darstellung seiner Umgebung<br />
geht, lässt Andrew Wyeth sich vom Landleben<br />
inspirieren. Künstler wie Andy Warhol<br />
dagegen experimentieren mit der scheinbar<br />
oberflächlichen Ästhetik von Massenmedien,<br />
Werbung und Konsumgesellschaft. Ab den<br />
1960er-Jahren wird die Replik zu einem wichtigen<br />
Thema, und die Grenzen zwischen Kunst<br />
und Wirklichkeit verwischen sich.<br />
Die Kunsthalle Emden setzt die Ausstellung<br />
dort fort, wo der erste Teil im Drents Museum<br />
endet, und präsentiert Werke aus der Zeit von<br />
1965 bis 2017. Von der handwerklichen Perfektion<br />
des Fotorealismus bis zum an der Kunst<br />
der Renaissance und des Barock orientierten<br />
Klassischen Realismus entstehen ab Mitte der<br />
1960er Jahre zahlreiche neue Strömungen.<br />
Vielen Künstlern des Realismus geht es dabei<br />
nicht nur um eine naturnahe Darstellung,<br />
sondern auch um eine kritische Auseinandersetzung<br />
mit den Erscheinungen ihrer Zeit. Der<br />
Kalte Krieg, die Bürgerrechtsbewegung, die<br />
Morde an Martin Luther King und John F. Kennedy,<br />
der Vietnamkrieg, die Mondlandung, der<br />
Golfkrieg oder die Anschläge vom 11. September<br />
2001 - gesellschaftliche Phänomene und<br />
historische Ereignisse finden deutlichen Widerhall.<br />
Auch soziale Unruhen, das Entstehen<br />
der Subkultur in den Städten, Drogen, Aids und<br />
Probleme der Waffengesetze stehen im Fokus.<br />
„The American Dream“ ist die erste große Übersichtsausstellung<br />
zum Amerikanischen Realismus<br />
in Europa überhaupt. Wir empfehlen<br />
daher unbedingt den Besuch beider Museen.<br />
Nutzen Sie als Norderney Urlauber die Anreise<br />
zur Insel für einen Zwischenstopp in den Niederlanden.<br />
Und verbinden Sie den Heimweg<br />
mit einem Halt in Emden. Die Museen haben<br />
unter www.visittheamericandream.de eine<br />
gemeinsame Ausstellungswebsite mit Online-<br />
Ticketing eingerichtet. Dort erhalten Sie alle<br />
weiteren Informationen zu Preisen, Öffnungszeiten,<br />
Führungen und besonderen Aktionen.