Ortsschelle201706X3
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LESERBRIEF<br />
41<br />
lichen Festpreis, der den Betreibern von Windenergieanlagen<br />
(wie auch von Solaranlagen und<br />
Biogaskraftwerken) für 20 Jahre garantiert wird,<br />
auszugleichen. Die EEG-Umlage beträgt mittlerweile<br />
6,88 Cent/kWh. Erneuerbare Energien werden<br />
also finanziell gestützt, bzw. subventioniert –<br />
und zwar von privaten Stromverbrauchern. Denn<br />
interessanterweise erlässt der Staat vielen Unternehmen,<br />
also gerade denjenigen, die besonders<br />
viel Strom verbrauchen, diese Umlage. Tatsächlich<br />
kommt die Industrie insgesamt deutlich<br />
günstiger weg als Privatverbraucher. Die Industrie<br />
zahlte im Durchschnitt nur 9,65 Cent/kWh.<br />
Hinzu kommen weitere finanzielle Vorteile für<br />
Großabnehmer. Zuletzt sank der Strompreis für<br />
Industriekunden sogar um mehr als 5%. Für Privatverbraucher<br />
dürfte sich indes so schnell nichts<br />
ändern. Sinkende Börsenpreise für Strom (wie<br />
zuletzt) werden in der Regel nicht an die Privatkunden<br />
weitergereicht. Wegen der EEG-Umlage<br />
zahlen Verbraucher nicht trotz niedriger Börsenpreise<br />
mehr und mehr für ihren Strom, sondern<br />
gerade deswegen: Bei sinkenden Börsenpreisen<br />
wird die Differenz zwischen Marktpreis und garantiertem<br />
Festpreis nämlich immer größer.<br />
Deutschland produziert zu viel Strom und bezahlt<br />
dafür, dass er abgenommen wird<br />
Tatsache ist weiterhin, dass Deutschland immer<br />
mehr Strom produziert. Dies liegt an dem Anstieg<br />
erneuerbarer Energien und<br />
den konventionellen Kraftwerken,<br />
die weiterhin parallel Strom<br />
produzieren müssen (Stichwort:<br />
Netzstabilität, Grundlast). Diese<br />
S t r o m m e n g e n k ö n n e n i n<br />
Deutschland nicht vollständig<br />
verbraucht werden. Und da<br />
Strom im großen Stil nicht speicherbar<br />
ist, muss er exportiert<br />
werden, d.h. außer Landes geschafft<br />
werden. Die Grafik auf<br />
der nächsten Seite zeigt die<br />
Menge an Strom, die Deutschland<br />
seit 1991 jährlich importiert<br />
und exportiert. Die Exportmenge steigt mit<br />
Schwankungen kontinuierlich an, während die<br />
Importmenge besonders in den letzten Jahren<br />
sehr deutlich zurückgeht.<br />
Deutschland exportiert immer mehr Strom<br />
Die Menge steigt mit Schwankungen jährlich<br />
kontinuierlich an. Zuletzt hat Deutschland 2002<br />
geringfügig mehr Strom importiert als exportiert.<br />
2016 erreichte der deutsche Nettostromexport<br />
einen Spitzenwert von rund 56 TWh.<br />
Deutschland produziert also mittlerweile einen<br />
deutlichen Überschuss an Strom, der in Nachbarländer<br />
(vor allem Niederlande, Österreich,<br />
Schweiz) fließt. Kein europäisches Land exportiert<br />
annähernd so viel Strom wie Deutschland.<br />
Wenn zu viel Strom vorhanden ist und das Angebot<br />
die Nachfrage übersteigt, kippt der Preis an<br />
der Strombörse ins Minus. Wer dann überschüssigen<br />
Strom abnimmt, wird dafür bezahlt. D.h.<br />
der deutsche Verbraucher zahlt dafür, dass der<br />
überschüssige Strom vom Ausland abgenommen<br />
wird. Am 30. April war beispielsweise sehr viel<br />
Sonnen- und Windstrom im Netz, wer ihn abnahm,<br />
bekam 10,4 Cent/kWh geschenkt. Und<br />
jüngst führte Sturm Herwart Ende Oktober zu<br />
einem Preisverfall auf minus 9,2 Cent/kWh (vgl.<br />
Artikel „Die Energiewende kurz erklärt“ in der<br />
Süddeutschen Zeitung vom 10.11.2017). Die vergangene<br />
Entwicklung der Strompreise und die