Ortsschelle201706X3
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LESERBRIEF<br />
45<br />
Gesundheitsgefährdender Infraschall<br />
Der durch die Rotorblätter erzeugte Lärm, den<br />
wir hören, oder vor allem den wir auch nicht hören<br />
(Infraschall) und der unvermeidliche Schattenwurf,<br />
stehen unter starkem Verdacht gesundheitsschädlich<br />
zu sein. In der Nähe von Windkraftanlagen<br />
beschweren sich Anwohner zunehmend<br />
über Stresssymptome (z.B Schlafstörung,<br />
Kopfschmerzen, Erschöpfungszustand, Atembeschwerden).<br />
In Dänemark, dem Vorzeigeland bei<br />
der Windstromerzeugung, kam es aufgrund der<br />
Schallemission von Windkraftanlagen vermehrt<br />
zu Klagen aus der Bevölkerung. Plötzlich zeigten<br />
Tiere auf landwirtschaftlichen Betrieben starke<br />
Verhaltensveränderungen und starben sogar,<br />
nachdem in unmittelbarer Nähe Windkraftanlagen<br />
in Betrieb genommen wurden. In Folge<br />
machten viele Bürger mobil und organisierten<br />
sich in Bürgerinitiativen, um auf das Problem der<br />
gesundheitsschädlichen Infraschall-Emission<br />
Aufmerksam zu machen. Daraufhin gab die dänische<br />
Regierung 2013 eine Studie in Auftrag, die<br />
die Wirkung von Infraschall auf Anwohner von<br />
Windkraftanlagen untersuchen soll. Interessanterweise<br />
beauftragte die Regierung ein führendes<br />
Krebsforschungsinstitut mit der Untersuchung<br />
(ein ausführlicher Artikel zu der Thematik erschien<br />
am 2.3.2015 in der Zeitung Die Welt). Daraufhin<br />
hat ein Großteil der dänischen Kommunen<br />
die Pläne für neue Windkraftanlagen auf Eis<br />
gelegt, bis die staatliche Untersuchung über die<br />
Gesundheitsprobleme abgeschlossen ist. Das ist<br />
für dieses Jahr geplant. Auf die Ergebnisse kann<br />
man gespannt sein.<br />
Übererfüllung der Flächenzielvorgaben und<br />
Nichteinhaltung von Abstandsregeln<br />
2% - das ist der Flächenanteil den die Landesregierung<br />
vorschreibt, um die Zielvorgaben für<br />
Windstrom zu erreichen. Dies soll der übermäßigen<br />
Beeinträchtigung und Überflutung von Gebieten<br />
mit Windindustrieanlagen vorbeugen. Die<br />
Verbandsgemeinde (VG) Alzey-Land hat diese<br />
Vorgabe mittlerweile schon übererfüllt. Bereits<br />
jetzt sind 5,6% der Fläche der VG der Windenergie<br />
gewidmet - das ist mehr als das Doppelte der<br />
geforderten Zielvorgabe. Mit dem weiteren geplanten<br />
Ausbau, darunter auch dem bei Bechtolsheim<br />
(Konzentrationszone 3), würde dieser<br />
Flächenanteil sogar auf 7% steigen (3,5 mal so<br />
viel wie gefordert). Das hat Seltenheitswert und<br />
ist in ganz Rheinland-Pfalz einmalig. Die VG hat<br />
also bereits deutlich mehr als notwendig zur sogenannten<br />
Energiewende beigetragen.<br />
Auch die Betrachtung der Abstände zwischen den<br />
einzelnen Vorranggebieten für Windenergieanlagen<br />
macht die hohe Konzentration dieser Anlagen<br />
in der VG deutlich. Die Abstandsvorgabe der<br />
Landes- und Regionalplanung nennt einen Mindestabstand<br />
von 4 km. Im Regionalen Raumordnungsplan<br />
ist dieser Abstand als Grundsatz formuliert.<br />
Ein wesentlicher Grund hierfür ist der<br />
breitflächige Vogelzugkorridor in Rheinhessen.<br />
Zugvögel folgen auf ihren Routen seit Jahrhunderten<br />
den immer gleichen Pfaden. Sie lassen<br />
sich dabei nicht auf enge, nur 1 km breite Korridore<br />
zwängen. Eine solche bedeutende Vogelzugroute<br />
ist auch die entlang des Selztales. U.a. wurde<br />
dort auch deshalb eine Kette von Naturschutzgebieten<br />
eingerichtet, die besonders schützenswert<br />
sind. Umso erstaunlicher ist, dass in der VG<br />
Alzey-Land, und insbesondere der neu geplanten<br />
Flächen, der 4 km Mindestabstand zum Teil deutlich<br />
unterschritten wird. Für vorbeiziehende Vögel<br />
wird es zum Spießrutenlauf, der immer öfter<br />
auch tödlich endet.<br />
Das Ergebnis dieses extremen Ausbaus sehen wir<br />
tagtäglich und nachtnächtlich:<br />
Hunderte von Windrädern, die das einzigartige<br />
und wunderschöne Landschaftsbild in Rheinhessen<br />
nachhaltig zerstört haben. Auch die VG<br />
gleicht mittlerweile einem einzigen riesigen<br />
Windstromindustriegebiet.