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Leo März 2018

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12 POLITIK<br />

FOTOS: STADT MÜNCHEN<br />

FOTO: PRIVAT<br />

DER FRÜHLING KOMMT,<br />

CSU und SPD plötzlich arg lieb –<br />

da scheint die Welt in Ordnung.<br />

In seiner kommunalpolitischen<br />

Kolumne schreibt AZ-Lokalchef<br />

Felix Müller diesen Monat über<br />

städtische Hilfe für arme Senioren,<br />

hilflose Berliner Versuche, den Mietern<br />

zu helfen – und die Stau-Hauptstadt<br />

München.<br />

Ungewohnte Einigkeit: An der Stadt-Spitze<br />

haben sich CSU und SPD plötzlich arg lieb.<br />

So lieb, dass die Kollegen von der „SZ“<br />

kürzlich gähnten, es gäbe ja überhaupt<br />

keine Reibefläche mehr. Mit spannenden<br />

Debatten ist derzeit also nicht zu rechnen.<br />

Aber sowas hat auch Vorteile. Denn plötzlich<br />

stellen die beiden Rathaus-Partner<br />

gemeinsame Projekte vor.<br />

Zum Beispiel für die Alten dieser Stadt.<br />

Um die 15 000 von ihnen gelten mittlerweile<br />

als bedürftig. Ihnen will Schwarz-Rot<br />

künftig verstärkt unter die Arme greifen.<br />

Die Stadt plant, eine Art kommunalen<br />

Pflegedienst zu gründen. Er soll ärmeren<br />

Menschen im Haushalt kostenlos zur Hand<br />

gehen: putzen, einkaufen, kochen. Wer<br />

zuhause wohnen bleiben möchte, aber<br />

solche Hilfen braucht, den will die Stadt<br />

unterstützen.<br />

Ein vergleichbares Angebot gibt es in<br />

München bisher nicht. Wer Pflegestufe 1<br />

bekommt, erhält zwar 125 Euro im Monat<br />

für hauswirtschaftliche Hilfe. Dieses Geld<br />

kann aber ausschließlich für ambulante<br />

Pflegedienste ausgegeben werden.<br />

Diese haben aber oft keine Kapazität für<br />

einfache Hilfestellungen im Haushalt –<br />

oder verlangten dafür absurd hohe Preise.<br />

Die Alten sind eine Gruppe, die sich in<br />

der teuren Stadt immer schwerer tut.<br />

Eine andere, klar: die Mieter. Die Koalitionsgespräche<br />

in Berlin ließen zunächst<br />

nichts Gutes erwarten für München und<br />

sein Hauptsorgen-Thema. Wenigstens<br />

ein bisserl doktertern SPD und CSU an<br />

der Mietpreisbremse herum. So einigten<br />

sie sich darauf, dass die Vermieter den<br />

neuen Bewohnern endlich auch die alte<br />

Miete offenlegen müssen – und, dass<br />

künftig „nur noch“ acht und nicht mehr<br />

elf Prozent von Modernisierungskosten<br />

auf den Mieter umgelegt werden dürfen.<br />

Wohlgemerkt pro Jahr. Der große Wurf<br />

sind diese Ideen sicher nicht. Entscheidender<br />

dürfte werden, ob Mieterhöhungen<br />

generell gedeckelt werden. Und es nicht<br />

mehr möglich ist durch neue Aufzüge,<br />

Fassaden und Co. die Miete mit einem<br />

Schlag mehr als zu verdoppeln. So gelang<br />

es Vermietern in München bisher oft, ihre<br />

Mieter faktisch rauszuschmeißen – denn<br />

wer kann sich so eine Erhöhung schon<br />

leisten?<br />

Die Münchner Mietentwicklung macht<br />

immer noch fassungslos. Weil man sich<br />

fragt, wer all die Wahnsinnspeise noch<br />

bezahlen kann. Aber auch, weil uns fast<br />

jeden Tag Nachrichten erreichen, die nahelegen,<br />

dass die Stadt doch soooo<br />

attraktiv eigentlich auch nicht mehr ist.<br />

Zum Beispiel kürzlich, dass München<br />

deutsche Stau-Hauptstadt ist. Oder gerade<br />

erst, dass es in keiner anderen Stadt nur<br />

noch so wenige Vögel gibt wie nirgends<br />

sonst in Bayern. Den Zuzug wird das<br />

wohl nicht stoppen. Denn schee is es halt<br />

einfach trotzdem.

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