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6 SZENE<br />
„KEIN KÄFIG VOLLER NARREN“<br />
FOTO: BR/JOHANNA SCHLUETER<br />
Bayerisches Fernsehen sendet<br />
SCHWULE Heimatkomödie<br />
Es ist eine kleine Kulturrevolution:<br />
Am 4. <strong>März</strong> sendet das Bayerische<br />
Fernsehen auf dem für gewöhnlich mit<br />
„Komödienstadel“ oder „Unter unserem<br />
Himmel“ eher traditionell besetzten Sendeplatz<br />
am Sonntagabend eine Komödie, in<br />
deren Mittelpunkt ein schwules Paar steht.<br />
Möglich gemacht hat das Reinhard Scolik,<br />
seit 2016 Fernsehdirektor des BR, der mit<br />
zeitaktuellen Themen aus der Provinz<br />
neuen Schwung in die bayerische TV-<br />
Landschaft bringen möchte. Die Komödie<br />
„Bäcker braucht Frau“ ist eine Realsatire,<br />
die sich um das ungewollte Outing eines<br />
jungen Bäckerei-Erben in der Oberpfalz<br />
dreht. Geschrieben wurde das Stück von<br />
Jürgen Kirner, der vielen als Mitglied der<br />
Couplet-AG oder Moderator der BR-<br />
„Brettlspitzen“ ein Begriff sein dürfte.<br />
Doch wer Tunten-Trash erwartet, liegt<br />
völlig falsch: „Das ist kein ‚Käfig voller<br />
Narren‘, betont Kirner. „Wir wollen das<br />
echte schwule Leben zeigen mit seiner<br />
Sehnsucht nach Zweisamkeit, Anerkennung<br />
und Liebe und nicht das Klischee<br />
vom ewig geilen Schwulen bedienen.“<br />
Gespielt wird das Stück von Laiendarstellern,<br />
die dieses Stück zusammen mit<br />
bekannten Gesichtern der bayerischen<br />
TV-Landschaft bereits im Dezember für<br />
das Fernsehen aufgezeichnet haben.<br />
Schon die Zeitungsberichte darüber lösten<br />
Reaktionen aus: „Bei mir haben sich viele<br />
Männer gemeldet, die nicht geoutet sind<br />
und sich sogar in eine Hetero-Ehe geflüchtet<br />
haben, weil sie sich nicht trauen, zu sich<br />
selbst zu stehen“, so Kirner. „Sie waren<br />
dankbar, dass Homosexualität einmal<br />
von einem Vertrauensträger wie dem BR<br />
thematisiert wird.“<br />
Auch Franz Meyer, der in der Rolle des<br />
Konditors Florian seinen Michi in der<br />
Bäckerei kennen- und lieben lernt, kennt<br />
solche Geschichten aus eigener Erfahrung:<br />
„Ich komme selbst aus einer kleinen Stadt<br />
in der Oberpfalz und weiß, wie schwer es<br />
in ländlichen Gegenden sein kann, gegen<br />
die vielen Vorurteile zu seinem Schwulsein<br />
zu stehen.“ Die Uraufführung von<br />
„Bauer braucht Frau“ fand 2017 in seinem<br />
Heimatort statt, aus dem übrigens auch<br />
Jürgen Kirner stammt. Beide hoffen, dass<br />
die Ausstrahlung mehr als nur gute TV-<br />
Unterhaltung wird und schwulen Männern<br />
dabei hilft, zu sich selbst zu stehen und<br />
ihren Weg zu finden.<br />
„Darüber hinaus erwarten wir natürlich eine<br />
gigantische Quote“, meint Jürgen Kirner<br />
mit breitem Grinsen und verspricht: „Das<br />
muss nicht die letzte schwule Geschichte<br />
am Sonntagabend sein!“ *bm<br />
4.3., „Bauer braucht Frau“,<br />
Bayerisches Fernsehen, 20:15 Uhr,<br />
www.tangrintler-volkstheater.de