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Leo März 2018

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MUSIK<br />

FOTO: WARNER MUSIC<br />

INTERVIEW<br />

VANCE JOYS<br />

COMEBACK<br />

Wer die Freude hatte, schon<br />

einmal durch Australien zu<br />

reisen, dem ist bestimmt aufgefallen,<br />

dass es erstaunlich viele junge<br />

Männer gibt, denen Zähne in der<br />

Vorderfront fehlen. Das liegt an der<br />

großen Liebe zum Volkssport Aussie<br />

Rules Football, eine Art Massenschlägerei<br />

um einen Ball, die zwischen<br />

Rugby und American Football<br />

liegt – und ohne Helme oder<br />

ähnliche Kindereien gespielt wird.<br />

Und Vance Joy (der eigentlich James<br />

Keogh heißt) war zu Highschoolzeiten<br />

mittendrin. Allerdings hatte er mehr Glück<br />

als viele seiner Freunde, denn obwohl er<br />

kurzzeitig sogar überlegt hatte, das Ganze<br />

vielleicht professionell zu betreiben, blieb<br />

er von größeren Schäden verschont – und<br />

verschrieb sich stattdessen seiner Gitarre.<br />

Nicht dass das Musikbusiness einem nicht<br />

auch kräftig in die Eier treten kann … aber<br />

auch da hatte Vance Glück.<br />

Seitdem er 14 ist, hat er praktisch immer<br />

die Gitarre zur Hand, spielte Coverversionen<br />

vor Freunden („Crowdpleaser – das<br />

funktioniert immer!“) und gewöhnte sich<br />

so daran, Publikum zu haben und es zu<br />

genießen. Was ihn nicht davon abhielt,<br />

erst einmal zu studieren. Doch mittendrin<br />

schrieb er einen Song, der anders war als<br />

alle zuvor: „Ich hatte mich selbst überrascht:<br />

,Oh, das ist ja ein echtes Lied!‘“ Von<br />

da an wurde ich regelrecht abhängig davon,<br />

Songs zu schreiben, so wie ich vorher<br />

abhängig davon wurde, Gitarre zu spielen.“<br />

Diesen Song namens „Riptide“ packte er<br />

auf Facebook, wo der Bruder eines guten<br />

Freundes, der praktischerweise Manager<br />

war, ihn hörte. „Hast du noch mehr Lieder?“,<br />

fragte dieser und bekam vier weitere<br />

Songs. „Daraufhin meldete er sich wieder<br />

– und 2012 machten wir einen Vertrag.“ So<br />

einfach kann es sein! Doch dass „Riptide“<br />

zu einem kleinen Hit auf der ganzen Welt<br />

wurde und das Debütalbum „Dream Your<br />

Life Away“ in vielen Ländern in die Top Ten<br />

trug, damit hatten weder Vance noch sein<br />

Manager gerechnet.<br />

Als es Zeit wurde, das neue Album „Nation<br />

Of Two“ zu schreiben, befand Vance<br />

sich plötzlich in einer neuen Situation.<br />

„Ich fühlte den Druck – ich war nicht<br />

mehr in meiner kleinen, unschuldigen<br />

Blase. Wenn man die einmal verlassen<br />

hat, kann man nicht wieder rein“, stellt er<br />

fest. „Es ist jetzt jedes Mal eine Erleichterung,<br />

wenn ein neues Lied entstanden<br />

ist. Wenn es wieder aus einem authentischen<br />

Moment kommt.“ Was gar nicht<br />

so einfach ist, denn er hat aufgehört, ein<br />

normales Leben zu leben, in dem Dinge<br />

passieren, die ihn überhaupt inspirieren<br />

können. Das Auf-Tour-Sein, das Interviews-Geben<br />

… „Ich denke manchmal, ich<br />

müsste mir wieder die Hände schmutzig<br />

machen. Ich müsste leiden“, lacht<br />

er. „Das Klischee eben! Aber wenn ich<br />

zurückdenke – habe ich damals gelitten?<br />

Als ich ,Riptide‘ geschrieben habe, war ich<br />

in einer glücklichen, angenehmen Phase.<br />

Es gab kein Drama. Wer also weiß schon,<br />

was das Rezept ist?“ Jedenfalls muss<br />

man für diesen entspannten Folk-Pop<br />

nicht erst eins auf die Nase bekommen,<br />

um ihn zu schreiben. Man muss wohl nur<br />

so ein glücklicher und entspannter Sonnenschein<br />

wie Vance Joy sein. *fis

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