E_1928_Zeitung_Nr.104
E_1928_Zeitung_Nr.104
E_1928_Zeitung_Nr.104
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Weihnadifslahrten im Auto.<br />
Shakespeare spricht vom « Winter unseres<br />
Missvergnügens-», was eine jahrhundertealte<br />
Zeitanschauung widerspiegelt, und blicken<br />
wir bloss um zwei Generationen, sogar nur<br />
um eine zurück, so verkörpert die Ungastlichkeit<br />
und Ungemütlichkeit der letzten Jahreszeit<br />
etwa das Lied der Prager Studenten<br />
in Eichendorffs «Taugenichts» vom kalten<br />
Boreas und dem Glücksgefühl des Stubenhockers<br />
hinter dem Ofen: Qui sedet post fornacem<br />
et habet bonam pacerru<br />
Wie haben sich die Anschauungen gewandelt!<br />
Vor allem: Wie ganz anders ist die Jugend<br />
eingestellt in der Blütezeit des Wintersports!<br />
Und bleiben wir in der Domäne, in<br />
der sich die Leser der « Automobil-Revue »<br />
vor allem bewegen, so möge man sich daran<br />
erinnern, wie es vor dreissig Jahren um den<br />
Verkehr auf den winterlich verschneiten<br />
Strassen aussah, und ziehe den Vergleich zu<br />
heute.<br />
Mit dem ersten « Daimler» von 1886 wäre<br />
gewiss eine Weihnachtsfahrt nicht ein restloser<br />
Genuss gewesen. Aber auch die Poesie<br />
der Schlittenpartien, die für unsere Vorfahren<br />
bloss im Bereich eines höchst beschränkten<br />
Umkreises galt, schlägt ins Gegenteil um, sobald<br />
grössere Entfernungen in Frage kommen.<br />
Es braucht nicht so schlimm zu enden<br />
wie in der Hebelschen Geschichte von der<br />
« Nassen Schlittenfahrt», in der ein loser Vogel<br />
die Spreuersäcke mit Schnee füllt und<br />
der reichlich ausgeschenkte Markgräfler die<br />
Erkenntnis bis zum Ende der Fahrt hinausschiebt.<br />
Wer vollends einmal früher sich im<br />
Winter einer schweizerischen Alpenpost anvertraute,<br />
der buchte trotz den von der Mama<br />
Helvetia verschwenderisch gespendeten Dekken<br />
die Fahrt hinterher als ein zum mindesten<br />
strapaziöses Erlebnis. —<br />
Was für einen Hochgenuss bietet im Vergleich<br />
dazu heute eine Automobilfahrt durch<br />
die Winterpracht unseres Landes! Bei gutem<br />
Wetter, versteht sich, was schliesslich<br />
auch für den Sommer zutrifft. Wenn im Londoner<br />
Nebel der Fahrer aussteigt und den<br />
Schutzmann fragt: «Entschuldigen Sie, ich<br />
wollte meine Scheinwerfer anzünden; können<br />
Sie mir sagen, wo ich meinen Wagen wieder<br />
finde?», so hört die Gemütlichkeit auf. So<br />
wäre es auch stark übertrieben, von einem<br />
Vergnügen zu sprechen, wenn wir in offenem<br />
Gelände, in der herrlichsten Gegend, in ein<br />
Schneetreiben geraten, möge der Wagen<br />
auch fast hermetisch geschlossen und geheizt<br />
sein. Immerhill aber ist auch unter solchen<br />
Umständen für den Muss-Fahrer von heute<br />
die Situation beträchtlich angenehmer als mit<br />
allen früheren Strassenverkehrsmitteln.<br />
Hiezu ein persönliches Erlebnis. Am 24.<br />
Dezember 1917 fuhren wir mittags um 1 Uhr<br />
in Chur weg in die Skiferien nach der Lenzerheide,<br />
mit dem Pferdepostschlitten, in<br />
fröhlicher Weihnachtsstimmung, mit der Zuversicht,<br />
um 4 Uhr im Kurhaus bei Cantieni<br />
einzutreffen. Am Pizokel begann es Fladen<br />
zu schneien; nach Malix sanken die Pferde<br />
bis zum Bauche ein; von Churwalden an<br />
musste unzählige Male mit Schaufeln der<br />
Weg für die Kufen gebahnt werden; ein Pferd<br />
kommt zu Fall, der Schlitten schlägt um;<br />
Umsteigen in ein anderes Gefährt; Zwangspause<br />
in der « Post •» von Parpan; nachts halb<br />
10 Uhr Ankunft auf der Heide; von der andern<br />
Seite war die Post überhaupt nicht hinaufgekommen.<br />
Und heute! — Im Winter 1924/25 hat die<br />
eidgenössische Postverwaltung mit besonders<br />
bergerichteten Wagen Probefahrten am Julier<br />
unternommen, mit so günstigem Ergebnis,<br />
dass im Winter 1925/26 ein offizieller<br />
Gedanken waren bei seiner Maschine — bei<br />
seiner Maschine und bei Alice, die er in diesen<br />
arbeitsreichen Wochen nur ein-, zweimal<br />
flüchtig gesehen. Allerdings suchte er sie<br />
auch nicht; er hatte vor dem jungen Mädchen<br />
kein reines Gewissen. Und dann fiel ihm jene<br />
Nacht ein, jene Nacht mit der schönen Claudine<br />
Bartheel, die es verstanden hatte, seine<br />
Sinne zu reizen und die ihn auf Stunden die<br />
Welt vergessen gemacht.<br />
Er schämte sich dessen; er wusste, dass die<br />
schöne Tänzerin seiner nicht wert war und<br />
ging ihr aus dem Wege. Am Telephon Hess<br />
er sich verleugnen und einige zarte Billets,<br />
die ihn riefen, warf er stirnrunzelnd von sich.<br />
Und sie hatte sich bald getröstet, «la belle<br />
Claudine», nachdem ihre Mission bei Bob Sagreve<br />
erfüllt war. Nach einer heftigen Szene<br />
mit Clifferton, die sie, rasend vor Eifersucht,<br />
heraufbeschworen, fand sie in Anatole Etienne<br />
einen wohlmeinenden Freund, der ihren kapriziösen<br />
Launen nachzugeben gewillt war<br />
— aus Berechnung. Denn Anatole Etienne<br />
brauchte sie noch als Werkzeug bei dem<br />
Kampf seiner Gesellschaft gegen die World-<br />
Company.<br />
Wenige Tage vor der grossen Fahrt folgte<br />
eine weitere Ueberraschung: Die Morgenzeitungen<br />
wussten zu berichten, dass die<br />
Henderson - Motor - Car - Company für das<br />
Postkurs auf der Strecke Chur-Lenzerheide<br />
eröffnet werden konnte. Wo der Pferdewagen,<br />
bei hohem Neuschnee sogar der<br />
Pferdepostschlitten, versagt, wird jetzt der<br />
Postverkehr regelrecht durchgeführt, dank<br />
dem Raupenantrieb, der sich bis jetzt unter<br />
allen Umständen als siegreich gegenüber den<br />
Naturgewalten erwies. Vollkommen geschützt<br />
bei schlechtem Wetter, geniessen die Fahrgäste<br />
im Sonnenglanz des Bergwinters sogar<br />
Freilicht und Freiluft, da das Verdeck herabgelassen<br />
werden kann. So bildet eine Fahrt<br />
durch den winterlich verschneiten Hochwald<br />
einen restlosen Genuss. Die Lenzerheide-<br />
Strecke ist aber längst nicht die einzige ge-<br />
DlE<br />
WEIHNACHTS-<br />
FAHRT<br />
blieben, so dass daneben die Offenhaltung der<br />
französischen Route des Alpes d'Hiver durch<br />
das Office National de Tourisme ein armseliges<br />
Surrogat bildet.<br />
Gewiss wird der Privatmann nicht unter<br />
allen Umständen zu Weihnachten und in den<br />
folgenden Wochen auf den Alpenstrassen<br />
herumgondeln, da er sich nicht den Luxus<br />
eines Raupenautomobils leisten kann. Aber<br />
— das ist der Unterschied gegenüber der<br />
französischen Route des Alpes — auf den<br />
Pässen, da regelmässige Postkurse durchgeführt<br />
werden, schaffen die Schneeräumungsarbeiten<br />
der Post eine solche Wegbarkeit,<br />
dass unter einigermassen normalen Verhältnissen<br />
dort auch der Privatwagen mit<br />
Schneeketten durchkommt.<br />
Damit wird es für absehbare Zeiten im<br />
Hochgebirge wohl sein Bewenden haben.<br />
Wohl hat man Fahrzeuge gebaut, die auch<br />
abseits von der Strasse, im Hochgebirgsgegelände,<br />
Bewegungsfreiheit schaffen sollen,<br />
z. B. die «Snow Motors Incorporated»: Fahrzeuge<br />
mit Schneckenantrieb, Trommeln mit<br />
helikalen gegenläufigen Gewinden, die bei<br />
dem Gewicht des Fahrzeugs im Schnee den<br />
nötigen Widerstand finden, im Grunde eine<br />
Highland-Rennen ebenfalls eine Nachmeldung<br />
abgegeben hätten.<br />
Clifferton fuhr sogleich zu Lord Speath, der<br />
Mitglied der Sportkommission war. Der alte<br />
Herr wusst© selbst noch nichts Näheres. Für<br />
den Nachmittag war eine Kommissionssitzung<br />
anberaumt, in der man sich wohl über diese<br />
ungewöhnliche Nennung schlüssig werden<br />
wollte.<br />
«Natürlich werden die Hendersons mit ihrem<br />
unmöglichen Verlangen abgewiesen,»<br />
sagte Clifferton mit starker Betonung und<br />
blickte den Lord gespannt an. Der alte Herr<br />
wiegte das weisse Haupt: «Was dem einen<br />
recht ist, ist dem anderen billig, Clifferton !<br />
Denken Sie daran, dass auch Sie mit einer<br />
Nachnemiung gekommen sind, der wir stattgegeben<br />
haben — mit starker Minorität —<br />
wenn ich es Ihnen verraten darf. Es ist<br />
wahr, das Rennen ist schon stark besetzt,<br />
und die Meldung kommt uns sehr unerwünscht,<br />
zumal alle Dispositionen bereits abgeschossen<br />
sind, doch «laissez passer», mein<br />
Lieber! Und was macht die Meldung Ihnen,<br />
der World-Motor-Car-Company, schon cus!<br />
Denken Sie an das grandiose Rennen um den<br />
Nelson-Ground, im Vorjahre, an — an das<br />
Lord-Beccem-Rennen »<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1928</strong> —<br />
(Fortsetzung, folgt.)<br />
Spielerei, die übrigens lange nicht bei allen<br />
Terrainverhältnissen befriedigt hat.<br />
Die grosse Masse unserer Automobilfahrer<br />
reserviert sich aber diese Gegenden für den<br />
Sommer und ist dabei nicht einmal absolut<br />
sicher vor den unangenehmen Wintererscheinungen.<br />
Ich erinnere bloss daran, wie sogar<br />
in der zweiten Julihälfte des Jahres 1927 der<br />
Postautomobilverkehr auf der Grimsel wegen<br />
des Neuschnees für zwei Tage eingestellt<br />
werden musste. Das sind natürlich höchst<br />
seltene Ausnahmen, und im Vorsommer sowie<br />
im Spätherbst wird der Automobilfahrer<br />
ja regelmässig aufgeklärt über die Wegbarkeit<br />
in den Alpen durch die Bulletins des<br />
A. C. S.<br />
Bei der Vollkommenheit des modernen<br />
Wagens darf aber unumwunden gesagt wer-<br />
den, dass im Flachlande und Mittelgebirge<br />
unseres, Landes die wichtigsten Strassen den<br />
ganzen 1 Winter hindurch mit dem Automobil<br />
befahren werden können. Nur muss man den<br />
Wagen den winterlichen Verhältnissen anpassen,<br />
Uiid hiebei hat die Automobilindustrie,<br />
in der Hauptsache eigentlich die Zubehörindustrie,<br />
viel gelernt von den nordischen<br />
Ländern, :niclit zuletzt von der schwedischen<br />
Winteriahrfc und ähnlichen Wettbewerben,<br />
die unter Voraussetzungen vor sich gehen, die<br />
•zum Teil für .unsere Verhältnisse als anormal<br />
bezeichnet werden dürfen.<br />
Es gilt dabei hauptsächlich drei Faktoren<br />
zu'begegnen: Gleitgefahr, Frostgefahr und<br />
Unsichtigkeit. Um mit dem letzten zu beginnen,<br />
so ist der automatische Scheibenwischer<br />
ja längst zur Selbstverständlichkeit geworden<br />
und ein Versagen lediglich zu registrieren<br />
bei nassem Schneefall, wenn die Temperatur<br />
gerade um Null herumspringt und der Wischer<br />
auf der Scheibe einfriert.<br />
Die Gleitgefahr beseitigen die Schneeketten,<br />
worüber kein Wort zu verlieren sein<br />
dürfte, während man zur Frostgefahr Seiten<br />
schreiben könnte, ohne die Ansprüche des<br />
einzelnen restlos zu befriedigen. Kühlerdecken<br />
und Kühlerjalousien zur Regelung der<br />
Temperatur sind neben dem selbsttätigen<br />
Thermostaten die Panacee auf der Fahrt selber.<br />
Um den Wagen im Stand vor dem Einfrieren<br />
des Kühlwassers zu bewahren, hat<br />
man unzählige Mittel in den Handel gebracht.<br />
Abgesehen von den Geheimmitteln behilft<br />
sich der eine mit einem dreissigprozentigen<br />
Zusatz von Glyzerin (neuerdings wird ein<br />
Glykose-Präparat als noch viel vortrefflicher<br />
gerühmt), der andere mit dem Zusatz von Alkohol.<br />
Um gegen den Alkohol in dieser<br />
Form Abneigung zu liegen, braucht man freilich<br />
nicht Abstinent zu sein. Läuft der Motor<br />
warm, so verbreitet sich ein pestilenzialischer<br />
Fuselgeruch, der vielleicht dem Landstrassenkunden<br />
nicht ganz unangenehm ist. Da erschlösse<br />
sich der Ausweg, den Kühler mit<br />
Cogn-ac fine zu füllen, was aber nicht jeder<br />
übers Herz bringen wird.<br />
Wer die Reize der Winterfahrt ganz auskosten<br />
will, findet noch manche andere Gelegenheit<br />
zur Komplettierung seines Wagens,<br />
wobei bloss noch die Heizung im Anschluss<br />
an die Auspuffgase oder die Batterie genannt<br />
.sei. Was sonst noch alles auf dem Markt erscheint,<br />
wobei die elektrisch geheizten Handschuhe<br />
nicht vergessen seien, das möge man<br />
aus dem Text- und Inseratenteil der Fachpresse<br />
ersehen. Befindet sich jemand in Verlegenheit,<br />
was er seinem automobilbesitzen«-<br />
den Freund oder Nächsten za Weihnachten<br />
schenken soll, so findet er in diesen Listen<br />
sicher etwas, das Freude machen wird. Denn<br />
das Automobil ist längst nicht mehr bloss ein<br />
sommerliches Sportgerät, sondern eine Ganzjahrerrungenschaft.<br />
Nur muss sich die Nebenerrungenschaften<br />
zunutze machen, wer<br />
die Reize einer Winterfahrt voll geniesseu<br />
will. 0-<br />
«Von Weihnachtskerzen und<br />
Zündkerzen».<br />
+ Wenn der Schnee in dicken Schichten<br />
auf den Dächern der behäbigen Bündnerhäuser<br />
liegt und man höchstens Holzknechten!<br />
und Briefträgern zutraut, im Freien herumzustampfen,<br />
werden da und dort in den Bündner<br />
Bergtälern so langsam die Weihnachtskerzen<br />
hervorgeholt, und man beginnt in aller Ruhe<br />
und Gemächlichkeit, den Baum zu schmücken.<br />
Aber, ob man will oder nicht, wenn schon von<br />
Kerzen die Rede ist, so muss doch auch gesagt<br />
werden, dass in Graubünden sogar zur<br />
Weihnachtszeit die bisher nur im Sommer<br />
offiziell gestattete Zündkerze ihren Eingang<br />
gefunden hat. Allerdings nicht als Beleuchtungsmittel<br />
an den grünen Weihnachtsbaum,<br />
sondern im Zusammenhang mit dem in den<br />
Bündner Tälern lange Zeit verpönten Vehikel,<br />
dem Automobil.<br />
Für den Sommer hat sich dieser « Kerzenträger<br />
» die Bündner erobert, das steht fest,<br />
aber im Winter sind sie noch unter sich, und<br />
man setzt sich auf das alte, schon den Vorvätern<br />
bekannte Fortbewegungsmittel, wenn<br />
man bei Freund und Gevatter des nächsten<br />
Dorfes noch eine kleine Weihnachtsbescherunsj<br />
zu holen hat oder sie gar persönlich überbringen<br />
will.<br />
Aber das Zündkerzenwunder macht Fortschritte,<br />
ausgerechnet im Winter, gerade als<br />
ob es auch zum modernen Weihnachtsfest<br />
gehörte, und das Auto scheut nun weder<br />
Schnee noch Wetter, um in die abgelegenen<br />
Talschaften die Weihnachtsbotschaft aus dem<br />
Flachland zu bringen. Zwar sind es erst einige<br />
wenige Talschaften, die diesen neuen Gast<br />
willkommen heissen können und auch da erst<br />
in «offiziellem» Gewände, nämlich in der<br />
Form des gelben Postautos, das stetig und sicher<br />
die Kurven überwindet, und während aus<br />
den Häusern schon überall die althergebrachten<br />
Wachskerzen auf den Weihnachtsabend<br />
ihre leuchtende Pflicht erfüllen, tun die braven<br />
Zündkerzen die ihre und helfen mit, eine<br />
neue weisse und stille Welt dem Verkehr und<br />
der Welt zu eröffnen.<br />
Von St. Moritz, an den mondänen Hotelpalästen<br />
vorbei, wo schon das bescheidene<br />
Wachs- oder Talgkerzlein durch die stillose<br />
elektrische Birne Osram oder sonstweicher<br />
Marke überholt ist, kugelt das Postauto fröhlich<br />
und sicher durch die Kehren der Löbbia<br />
ins Bergell hinunter, wo alles wieder altvaterisch<br />
und gemütlich aussieht und wo aus kleinen<br />
Fenstern unter niederen Behausungen der<br />
freundliche Kerzenschimmer den Weihnachtsabend<br />
verkündet bis an die italienische<br />
Grenze, wo man nicht einmal mehr von diesem<br />
schönen Fest eine Ahnung hat.<br />
Aber damit nicht genug, jetzt bahnt sich<br />
dieser « neue Weihnachtsbaum » auf Gutnmirädern<br />
und in gelbem Gewand auch neue<br />
Wege, nämlich von Chur aus über die liebliche<br />
Lenzerheide hinaus in das Schneelocri<br />
von Tiefenkastei, und weil auch dieser Weihnachtsmann<br />
nicht gern in Löchern stecken<br />
bleibt, und seien es nur Schneelöcher, macht<br />
er sich mit neuem Mut und frischer Hoffnung<br />
auf den Weg zum Julierpass und gelangt vielleicht<br />
bis Mühlen, obgleich er eigentlich weiter<br />
wollte. Denn in Bivio oben, im Dörflein<br />
am Fusse der Julierpasshöhe, wo man schon<br />
italienisch spricht und gut bündnerisch denkt,<br />
glänzen ebenfalls Weihnachtskerzen durch<br />
die stille Nacht, und der eifrige Führer des<br />
Postwagens will sich durch Schneemulden<br />
und Wächten zum warmen Schein und in die<br />
sichere Ofenecke von Bivio durchringen. Deshalb<br />
spricht er ganz vertraulich zu seinen<br />
Zündkerzen, sie sind vorläufig seine besten<br />
Weihnachtsmänner, und alle, die mit ihm im<br />
Wagen sitzen, haben das gleiche Bestreben<br />
und die gleiche Hoffnung, es müsse gut und<br />
sicher gehen. Die Bewegung des Motors ist<br />
für alle die angenehmste Weihnachtsmusik,<br />
und wir wollen hoffen, dass diese Musik und<br />
der moderne Schein der « Zündkerzen » automobilistischen<br />
Gepräges bald über die Passhöhe<br />
hinaus ins jenseitige Engadin gelangen<br />
möge.<br />
Denn mit der Erfüllung dieses Weihnachtswunsches<br />
ist auch die Eröffnung des Kantons<br />
Graubündens für den winterlichen Automobilverkehr<br />
in Aussicht gestellt und Neuland für<br />
manchen eifrigen Fahrer vor Augen.<br />
An der Korrektion der Staatsstrasse von Leissigen<br />
bei Interlaken und Interlaken bis Goldswil wird<br />
auch jetzt, soweit das dio winterliche Witterung<br />
gestattet, emsig gearbeitet. Namentlich werden dio<br />
durch Verkehrsunfälle berüchtigten Kurven ausgeglichen<br />
und au diesen gefährlichen Stellen die<br />
Strasse verbreitert. Diese Arbeiten sollen nach<br />
Möglichkeit so gefördert werden, dass man im<br />
Frühling mit der Asphaltieruncc beginnen und diese<br />
Arbeiten im Sommer fertigstellen kann. -«T,