E_1929_Zeitung_Nr.078
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« Wanderwege ».<br />
Unter diesem Titel veröffentlicht Herr Bb.<br />
in der « Neuen Zürcher <strong>Zeitung</strong> » vom 30. August<br />
einen Artikel, zu dem er auf der Rückfahrt<br />
von der St. Moritzer Automobilwoche<br />
über Julier und Lenzerheide angeregt wurde:<br />
« Staub ist und bleibt ein Feind des Automobils,<br />
und allgemeine Beliebtheit wird sich dieses<br />
moderne Vehikel erst erwerben, wenn<br />
die es begleitende Staubwolke einmal definitiv<br />
verschwunden ist, die es so wenig vermeiden<br />
kann wie ein Stein die Kreise, wenn<br />
er ins Wasser geworfen ist. So ist es nicht zu<br />
verwundern, dass der Tourist, selbst der,, der<br />
nicht zu den Feinden des Automobils gehört,<br />
an einem vorbeifahrenden Automobil nur wenig<br />
Freude hat...» Wohl gebe es neben den<br />
Bergstrassen abkürzende Fusspfade, die aber<br />
in der Regel nur von Einheimischen benützt<br />
würden, da solche Abkürzungen mit einer<br />
grösseren körperlichen Anstrengung erkauft<br />
werden müssten. Neben den kostspieligen<br />
Alpenstrassen eigene Wanderwege für die<br />
Fussgänger zu errichten sei aber nicht überall<br />
möglich oder mit so hohen Kosten verbunden,<br />
dass man den Kantonen kaum zumuten<br />
dürfe, ihr sonst schon stetig ansteigendes<br />
Bergstrecken-Budget noch mehr zu erhöhen.<br />
Aber es gebe in der Ebene viele Möglichkeiten,<br />
dem Fusstouristen entgegenzukommen,<br />
und zwar ohne besondere Schwerbelastung<br />
des Strassenbudgets.<br />
Herr Bb. glaubt — sehr mit Recht — im<br />
Namen vieler Tausender von Fussreisenden<br />
zu sprechen, denkt aber nicht allzu optimistisch<br />
über die baldige Verwirklichung dieser<br />
Anregung, « weil die Wandersieute über keine<br />
Organisation verfügen und der einzelne<br />
mit dem Postulat wenig anzufangen weiss ».<br />
Wir sind der Ansicht, dass Herr Bb. die<br />
Möglichkeit der Beeinflussung durch die Nurfussgänger<br />
unterschätzt. Den Fussgängerkreisen<br />
steht in unbeschränktem Masse die<br />
Tagespresse zur Verfügung, und wenn in<br />
ähnlicher Weise, wie es nun in der «N. Z. Z.»<br />
geschah, von diesem Mittel Gebrauch gemacht<br />
wird, so kommt automatisch hinzu die<br />
Unterstützung durch die Fachpresse der Rad-,<br />
Motorrad- und Automobilfahrer, die an der<br />
Ausscheidung des Fussgängers aus dem Fahrverkehr<br />
ebenso grosses, wenn auch anders<br />
begründetes Interesse haben: Erhöhte Fahrsicherheit<br />
und verminderte Unfallgefahr. Die<br />
genannte Fachpresse verficht damit nicht erst<br />
heute die Interessen der Fussgänger. Herr<br />
Bb. erwähnt den Schweiz. Radfahrer-Bund,<br />
der seit Jahren mit Recht die Schaffung von<br />
Radfahrwegen verlange. Fügen wir bei, dass<br />
dieser zugleich für die Angliederung von<br />
Fussgängerstreifen längst eingetreten ist und<br />
dass zu Beginn dieses Jahres in der von der<br />
Strassenverkehrsliga herausgegebenen Broschüre<br />
«Radfahrwege in der Schweiz» die<br />
Schlussfolgerung gezogen worden ist, dass<br />
der Radfahrer von der Strasse weggewiesen<br />
und gleichzeitig dem- Fussgänger ein Reservationsgebiet<br />
geschaffen werden müsse, trotzdem<br />
der Fussgänger als solcher im Gegensatz<br />
zum Radler und Motorfahrzeugbesitzer<br />
an den Strassenunterhalt keinen Beitrag<br />
leistet.<br />
Der Panzer des Autorades.<br />
Aus gewissen Bäumen in Afrika, in Asien<br />
und Südamerika fiesst, wenn sie verwundet<br />
werden, ein dickflüssiger milchiger Brei. Ihn<br />
schmierten wilde Volksstämme auf die<br />
Schilde, um sie zu festigen. Die Zivilisation<br />
des weissen Mannes hat diesen Brei in seiner<br />
wirtschaftlichen Bedeutung vollauf schätzen<br />
gelernt. Heute wird der spendende Baum<br />
in gewaltigen Plantagen gezogen. Das von<br />
ihm gewonnene Gummi füllte früher den<br />
Kronschatz des Königs von Belgien auf. Denn<br />
der Kongostaat war einmal die Hauptfundgrube.<br />
Heute sind der malaiische Archipel<br />
und Südamerika a's leistungsfähigere Konkurrenten<br />
aufgetreten. Die Grundmasse des<br />
Stoffes also, der die federnden Reifen unserer<br />
Autos stemmt, der dieses schwebende<br />
Fahren eigentlich erst ermöglicht, ist von einer<br />
Produktion in fernen Landen abhängig,<br />
die in immer stärkerem Masse sich ausbreitet<br />
und die — verständlich — schon zu einer<br />
Dynastie von Gummikönigen geführt hat.<br />
In Londpn ist Europas Gummibörse. Hier<br />
wird der Rohstoff, in den Plantagen meist<br />
für die Produktion fertig präpariert, gehandelt.<br />
Er nimmt in den Handels- und Börsennachrichten,<br />
die den Laien oft wie eine<br />
Chiffreaufstellung anmuten, eine besondere<br />
Wertstellung ein.<br />
Schliesslich kommen also in dem gewaltigen<br />
Fabrikwerk, in de.n wir uns befinden,<br />
ganze Waggons kleiner, viereckiger Kisten<br />
Tatsächlich gibt es in der Schweiz heute<br />
fast keine Radfahrwege, dagegen den Landstrassen<br />
entlang da und dort Fussgängerwege,<br />
und wo hier daneben ein staubfreier<br />
Strassenbelag besteht, dürfte die in der « N.<br />
Z. Z.» gemachte Anregung bereits erfüllt<br />
sein. Leider befinden sich diese Wege meist<br />
nicht in gutem Zustande, so dass der Fussgänger<br />
lieber den staubfreien Fahrdamm benützt,<br />
womit der Zweck illusorisch wird.<br />
Möchten die Strassenbaubehörden zur Einsicht<br />
gelangen, dass der Fussgängerweg nur<br />
dann einen Sinn hat, wenn er nicht schlechter<br />
ist als die Strasse.<br />
Herr Bb. erwähnt in dem genannten Artikel,<br />
dass nach einer Mitteilung des «Deutschen<br />
Verkehrsdienstes» in dem von Fussgängern<br />
stark frequentierten Riesengebirge<br />
staubfreie Wanderwege geschaffen werden<br />
sollen, also in einem Terrain, wo die Anlagekosten<br />
beträchtlich höher sind als im Flachlande,<br />
wenn auch zuzugeben ist, dass die<br />
Aufwendungen weit geringer sein werden, als<br />
es in unserm Alpengebiet der Fall wäre. Solche<br />
Wanderwege bestehen übrigens bereits<br />
in einem deutschen Mittelgebirge, im<br />
Schwarzwald. Man trifft, um nur einiges zu<br />
nennen, heute auf der Höllentalstrasse keine<br />
Fussgänger mehr, da für diese besondere<br />
Wege angelegt wurden. Ebenso kann schon<br />
vor Todtnau seit einiger Zeit der Fussgänger<br />
von der Strasse abzweigen, um staubfrei etwas<br />
von der Landstrasse entfernt den Feldberg<br />
zu erreichen. Beide Anlagen stammen<br />
aus der Nachkriegszeit.<br />
Ueber die Erstellungskosten für derartige<br />
Wege äussert sich vielleicht einmal ein<br />
Strassenbaufachmann. Wir teilen die in der<br />
«N.Z.Z.» geäusserte Ansicht, dass dadurch<br />
das Strassenbudget nicht übermässig belastet<br />
würde (was übrigens auch für die Radfahrwege<br />
gilt), jedenfalls nicht in der Weise,<br />
dass von einer unrationellen Verwendung der<br />
Mittel gesprochen werden könnte, da die Verkehrstrennung<br />
nicht bloss der einen Partei,<br />
wenn wir so sagen dürfen, zu gute kommt<br />
sondern den Gehenden gleich wie den Fahrenden.<br />
Wir wissen ja zur Genüge, dass die<br />
Kantone zum grössten Teil mit ihren Aufwendungen<br />
für Strassenpflege bis an den<br />
Rand des Erträglichen gelangt sind und dass<br />
die Beitragsleistung des Bundes nicht genügt.<br />
Die Fachpresse darf heute wohl auf die<br />
Benzinzollverteilung zurückkommen, ohne von<br />
den Politikern abgetan zu werden mit der<br />
Replik: das alte Lied! Pressestimmen aus<br />
den Bergkantonen, die an der Initiative kein<br />
gutes Haar Hessen, und das Postulat Amstalden<br />
haben die Frage wieder diskussionsfähig<br />
gemacht auch bei denen, die nicht zu der<br />
Viertelmillion der Jasager gehören. Wer<br />
heute sieht, wie einzelne Strassen (nennen<br />
wir z. B. Küssnacht-Luzern oder Brünig)<br />
verlottern, wie die Kantone einfach nicht<br />
nachkommen können, so tnuss man sich fragen,<br />
wie vor der Abstimmung der Referent<br />
an einer der grössten Parteiversammlungen<br />
sagen konnte: «Was die Kantone mir dem<br />
Benzinzoll anfangen sollen, weiss kein.<br />
Mensch!» Vielleicht hat eine der baselland-5<br />
schaftlichen <strong>Zeitung</strong>en, die überzeugt für die<br />
Initiative eingetreten ist, doch recht, wenn<br />
sie sich nach der Niederlage der Liga damit<br />
tröstete: «Die verworfenen Initiativen von<br />
heute sind die Verfassungsartikel von morgen».<br />
<strong>1929</strong> dürfte der Benzinzoll rund 30 Millionen<br />
einbringen. Den Grundsätzen einer<br />
Demokratie würde es Hohn sprechen, wäre<br />
dem Postulat Amstalden in der Bundesverfassung<br />
nicht der verdiente Erfolg beschieden.<br />
0<br />
Zur Schwyzer Strassendebatte.<br />
W. E. In der Zeitschrift «Die Freie Schweiz»<br />
werden die misslichen» Strassenverhältnisse<br />
im Kanton Schwyz von allen Seiten beleuchtet<br />
und die ganze schweizerische Bevölkerung<br />
zur Stellungnahme aufgefordert. Was<br />
an. Darin steckt, in festgepresster Würfelform,<br />
das Rohgummi. Es ist warm und mulmig<br />
in diesem Keller, wie die meisten Räume<br />
in diesem Werk eine im Sommer quälende<br />
Uebertemperatur haben. Aber der<br />
Former und Hauptproduktionsleiter des<br />
Gummis in seinem Weg zum Autoreifen ist<br />
die Hitze, das Feuer. Das Rohgummi wird<br />
in Stücke zerschnitten und gewaschen. Wie<br />
riesige Lappen einer dunklen Schinkenhaut<br />
liegen die Stücke umher. Sie erfüllen auch<br />
weite Hallen mit dem penetranten Geruch<br />
von Geräuchertem. Mit aufgekrempelten<br />
Hemdärmeln gehen die Männer wie Metzger<br />
einher. Ein oberflächlicher Blick könnte die<br />
spezifische Kammer eines Schlachthofes vor-,<br />
täuschen. In einem grossen Tunnel .verschwinden<br />
die knusperigen Häute.<br />
Alles geht auf Steigerung der Widerstandskraft<br />
dieses ohnehin schon zähen Stoffes. Er,<br />
soll die härtesten Stösse, die ewige nagende<br />
Reibung der Strassen aushalten. Er soll einen<br />
Buckel bekommen, dessen steifleinener Härte<br />
nichts mehr an die Seite zu stellen ist.<br />
Das Rohgummi macht also seine Verwandlungsstadien<br />
durch. Drei Ehen muss es eingehen<br />
und verschiedene Formungen mitmachen,<br />
ehe es präsentierfähig für seinen<br />
schweren Beruf wird. Zunächst muss es<br />
sich mit stärkenden Chemikalien verbinden.<br />
An der ersten Station schon herrschen silberblinkende,<br />
grosse Walzmaschinen. Oft und<br />
oft wird das Gummi mit seinen Gatten zerwalzt.<br />
Es wird heiss und wiederum pla-<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> — N°78<br />
der Schriftsteller Sax daselbst schreibt, ist<br />
leider nur zu wahr: dem Kanton Schwyz<br />
muss auf irgendeine Art geholfen werden,<br />
sein Strassennetz in zeitgemässer Weise<br />
verbessern zu können. Die «N. Z. Z.» fordert<br />
er u. a. auf, eine Sammlung freiwilliger<br />
Beiträge zu veranstalten zur Verbesserung<br />
der Axenstrasse, darauf hinweisend, dass wir<br />
in der Schweiz 65,000 Automobilisten haben,<br />
von denen gewiss jeder seine zehn Franken<br />
oder mehr daran beisteuern würde. «Die<br />
durch ihre Schönheit mit Recht in der ganzen<br />
Welt bekannte Axenstrasse und mit<br />
ihr das unvergleichlich herrliche Landschaftsbild<br />
werden ihre Verjüngung erleben. Alle<br />
werden in der gemeinsamen Tat Genugtuung<br />
empfinden und in der Innerschweiz<br />
werden sich die Automobilisten neue Freunde<br />
werben.» Einverstanden! Wer macht noch<br />
mit unter uns Automobilisten? Sicher alle.<br />
Es gilt auch, gegen die ungerechte Benzinzollverteilung<br />
Front zu machen. Diese Verteilung,<br />
schreibt das gleiche Blatt, geschah in<br />
der Weise, dass die Kantone quasi für ihre<br />
bereits vorgenommenen Strassenverbesserungen<br />
noch Prämien erhielten; «so geschieht<br />
das Ungeheuerliche, dass der am meisten<br />
begünstigte Kanton Basel-Stadt pro Strassenkilometer<br />
Fr. 35,160 und das Stiefkind Uri<br />
nur Fr. 310 zugeteilt erhält. Der Kanton<br />
Schwyz erhielt als Benzinzollanteil pro<br />
1925—1928 für 144 km Durchgangsstrasse<br />
154,720 Franken, der Kanton Basel-Stadt dagegen<br />
für 31 km 1,090,054 Franken, also<br />
33mal mehr als Schwyz! Und da wundert<br />
man sich noch, dass die staubschluckenden<br />
Schwyzer nicht automobilfreundlich sind, besonders<br />
wenn man bedenkt, dass jene Kantone<br />
am meisten erhalten, deren Finanzen es<br />
auch ohne Hilfe erlauben, ihre Strassen auszubauen,<br />
die also der Unterstützung des<br />
Bundes nicht so dringend bedürfen wie jene<br />
Kantone, denen es beim besten Willen unmöglich<br />
war, die Modernisierung der Strassen<br />
in Angriff zu nehmen. Läge es wirklich<br />
so ganz ausser dem Rahmen des Möglichen,<br />
dass die bevorzugten Kantone während einer<br />
gewissen Zeit auf den Benzinzollanteil zugunsten<br />
jener Bundesgenossen, die aus eigener<br />
Kraft" nicht folgen können, verzichten<br />
würden?»<br />
stisch. Ein Mixer steht dabei, der nach einem<br />
geheimen Rezept chemische Substanzen<br />
hineinfügt. Es scheint ein Beruf des Fingerspitzengefühls<br />
zu sein, eine Aufgabe der<br />
intuitiven Dosierung. So tief sind die Falten<br />
in der Stirn des Mannes, und wie ein verwunschener<br />
Zauberer waltet er seines Amtes.<br />
Schliesslich gönnt man dem zerquetschten<br />
Material eine Ruhepause vor dem nächsten<br />
Waffengang. Wie Brote aus Bauerndörfern<br />
fern der Eisenbahn liegen nun die<br />
dunklen Klumpen herum. Man könnte auch<br />
sagen wie Walfischflossen. Es kommt dem<br />
sinnenden Beschauer ein altdeutsches Wort<br />
als Bezeichnung in den Sinn. Es heisst: Laib.<br />
Ein lichterer Raum! Eine Leinenweberei?<br />
Nein, das Gummi bekommt einen neuen Partner.<br />
Kord wird ihm zugesellt. Aus 1750 aus<br />
breitem Feld kommenden und sich dann zusammenfindenden<br />
weissen Kordflächen entsteht<br />
eine Decke. Sie wird nicht gewebt.<br />
Kein «Schuss» geht hindurch. Sie legt sich<br />
schliesslich über das wiederum daran gewalzte<br />
Gummi und vereinigt sich mit dem<br />
zähen Klebstoff zu einer untrennbaren Masse.<br />
Die Gummifadenhaut entsteht und behält nun<br />
das Charakteristikum einer Haut von zwar<br />
immer stabilerem Umfang, bis sie zur ersten<br />
dickgepressten Rundung sich wölbt. Amerikanische<br />
und ägyptische Baumwoll ergibt die<br />
Herkunft der Kordfaserung, die zu der Stärke<br />
des Rohgummis eine wirksame Stütze hinzugesellt<br />
Dass der Ausbau der Strassen in der Inherschweiz<br />
eine schweizerische Angelegenheit<br />
ist, damit sind wohl die meisten Automobilisten<br />
einverstanden. «Wenn man von<br />
der Schweiz sagt, sie sei die Drehscheibe<br />
Europas und dem Kanton Schwyz die gleiche<br />
Bestimmung, innerhalb der Eidgenossenschaft<br />
zusichert, ist es als ein Skandal zu bezeichnen,<br />
dass die Eidgenossenschaft es sich<br />
nicht längst zur Pflicht gemacht hat, den<br />
Kanton Schwyz vor allen andern Kantonen<br />
im Ausbau der Strassen zu unterstützen.<br />
Was soll es für einen Fremden bedeuten,<br />
wenn er, verwöhnt durch die schönen Zufahrtsstrassen<br />
nach der Innerschweiz, in die<br />
Staubhöhle des Kantons Schwyz einfährt ?<br />
Jenes Kantons, der mit Recht in der ganzen<br />
Welt durch seine Geschichte wie durch seine<br />
landschaftlichen Schönheiten gleich vorteilhaft<br />
bekannt ist?» fragt Karl Sax mit Recht.<br />
Es ist in der Tat schrecklich, was man für<br />
Torturen durchzumachen hat, wenn man<br />
heute dem obern Zürichsee nach ins Wäggistal<br />
fahren oder die Schönheiten des Vierwal<br />
dstättersees geniessen will. Die weltberühmte<br />
Königin der Berge trägt heute nicht<br />
nur zerstaubte und wenn es regnet schmutzige,<br />
sondern auch himmeltraurig durchlöcherte<br />
Schuhe an ihren sonst so schönen<br />
Füssen, so dass man fast in Versuchung kommen<br />
könnte, das alte Rigilied wie folgt abzuändern<br />
:<br />
Vo Wäggis dann uf Vitznau zue<br />
Brucht mer wäprer au kä Schueh;<br />
Mer fahrt im Auto hüt persee,<br />
Schliisst derfür en Huufe Pneu,<br />
Wil d' Tante Rigi Löcher hat<br />
Rings um ihr schönes Himmelbett 1<br />
Anmerkung der Redaktion. Es freut uns,<br />
dass die Postulate der < Automobil-Revue »<br />
auch in andern Blättern aufgegriffen werden<br />
und die guten Gedanken sich langsam Bahn<br />
zu brechen vermögen.<br />
Die Landstrassen Europas.<br />
Stellungnahme der Internationalen Handels«<br />
kammer zum Problem Auto und Schiene.<br />
Der «Ausschuss für Überland-Transporte»<br />
der Internationalen Handelskammer in Paris<br />
hat eine Umfrage über die Strassen Verhältnisse<br />
in den einzelnen Ländern veranstaltet,<br />
deren Ergebnis jetzt vorliegt. Danach gab es<br />
am 1. Januar 1928 auf der Erde insgesamt<br />
10,622,937 km Landstrasse.<br />
Nach Angaben von 28 Ländern war ein<br />
Gesamtbetrag von Fr. 4500 Millionen für<br />
Bau und Unterhaltung des Wegenetzes im<br />
Jahre 1927 ausgesetzt worden, ausschliesslich<br />
des Budgets der Vereinigten Staaten,<br />
welche allein den Betrag von Fr. 6000 Millionen<br />
aufwandten. Ueber das Wegenetz in<br />
den wichtigsten Staaten Europas werden<br />
Angaben gemacht, nach denen die Gesamtlänge<br />
der Staats-, Provinzial-und Kreisstrassen<br />
am 1. Januar 1928 betrug (in km) :<br />
Und<br />
Frankreich 628000 625 000 1,1 525 225<br />
Deutschland 348 700 348 700 1,0 200 000<br />
Grossbritannien 287 588 287 588 3,1 —<br />
Italien 195 776 183 276 0,6 138 096<br />
Polen 94471 44 690 0,5 40000<br />
Spanien 87 089 — ca. 1,9 51584<br />
Schweden 71273 71273 1,2 —<br />
Tschechoslowakei 58 573 — ca. 0,7 —<br />
Belgien 44 288 44 288 1,3 7 664<br />
Norwegen 36 412 — ca. 0,8 27 000<br />
Oesterreich 32 000 — ca. 0,7 —<br />
Ungarn 27 396 16 863 0,7 39 470<br />
Niederlande 25 470 25 470 1,9 —<br />
Schweiz 13 935 13935 3,1 —<br />
Das Ergebnis dieser ersten Umfrage kann<br />
als Uebersicht über das internationale Strassennetz<br />
und dessen Aufbau seit dem Aufkommen<br />
des Kraftverkehrs naturgemäss noch<br />
nicht voll befriedigen. Noch sind keine einheitlichen<br />
Masstäbe geschaffen, die eine<br />
exakte Vergleichsmöglichkeit bieten; zudem<br />
sind die Verhältnisse infolge der Zersplitterung<br />
der ^Verwaltung in einzelnen Ländern<br />
sehr unübersichtlich. Der Ausschuss für<br />
Ueberlandtransporte empfiehlt die Strassen<br />
einem gemeinsamen wirtschaftlichen und.<br />
technischen Kontrollorgan zu unterstellen.<br />
Der Bericht stellt ferner fest, dass die Vorteile<br />
des Strassenbaus, sofern er die möglichst<br />
schnelle Entwicklung des modernen<br />
Transportwesens zum Ziel hat, grösser sind<br />
als die daraus erwachsenden Unkosten. Von<br />
besonderer Wichtigkeit ist der Abschnitt<br />
über die Beziehungen des Kraftfahrzeugs zu<br />
anderen Landtransporten.<br />
Die Internationale Handelskammer ist der<br />
Ansicht, dass ein Transport den anderen erzeugt;<br />
sie empfiehlt, den Fortschritt auf einem<br />
Gebiete zur Förderung des ganzen<br />
Transportsystems zu benutzen. Das Auftreten<br />
des Automobils machte eine Angleichung aller<br />
übrigen Transportmittel,<br />
der Eisenbahn, nötig.<br />
IiUfttamt FOr Autoi Auto« frt Wutnib<br />
hefahrbar km Strusa (wichen<br />
«90-1 tM<br />
insbesondere<br />
Q<br />
Fünf bis sechs Lagen der Häute werden<br />
übereinander gewalzt. Sie rotieren in einer<br />
Trommel, um die Rundung zu gewinnen. Allmählich<br />
gewinnt die Haut an Form. Der sog.<br />
Protektor aus zäher Gummimasse kommt<br />
hinzu und wird da angesetzt, wo die Mitte<br />
des zukünftigen Rades besondere Stösse<br />
auszuhalten hat. Im vorletzten Stadium steht<br />
dann das Produkt wie kleine teerige Fässchen<br />
herum, wartend auf den letzten formenden<br />
Zugriff. Der zylinderförmige Rohreif<br />
(Gummi, Chemikalien, Kord und nochmals<br />
als Protektor hinzugefügtes Gummi)<br />
wird dann zum letzten und durchdringendsten<br />
Mal mit der Hitze vereint. Es wird in<br />
die endgültige Form gepresst, ein Heiss-<br />
:schlauch wird hineingeführt. Zischend wölbt<br />
sich der Reifen, presst sich in die Form hinein<br />
und bekommt gleichzeitig sein gezacktes<br />
«Profil» mit Markenaufdruck und Notifizierung.<br />
Er wird vulkanisiert, ja tatsächlich<br />
gebacken oder zur höchstmöglichen Vollendung<br />
geschmiedet Kommender Leistung<br />
gewiss, lehnt er dann prall und strahlend an<br />
zukünftigen Fahrtgenossen. Auch er hat<br />
seine Jugend, seinen Aufstieg und seine Mannesjahre<br />
der Beständigkeit auf seinem Weg,<br />
der 20 bis 100,000 Kilometer, je nachdem<br />
seine Härte sich durchsetzt und mit ihm gewirtschaftet<br />
wird. Seine Passivität wird zum<br />
stillen Heldentum. Als ein narbengespickter,<br />
schwerverwundeter Veteran kehrt er zurück.<br />
So schreibt Paul Laven in der «Frankfurter<br />
<strong>Zeitung</strong>».<br />
* * *