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E_1934_Zeitung_Nr.068

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W>68<br />

V. Blatt<br />

BERN, 21. August <strong>1934</strong><br />

Die Helden des Rennens.<br />

Wer kommt nach Bern?<br />

Rennbahn, Tribunen, Zuschauer, Riesenorganisation,<br />

Hochbetrieb — warum das alles?<br />

Einigen wenigen Männern zuliebe, die<br />

vor dem Rennen gemütlich bei den Boxen<br />

herumflanieren, an ihrer Zigarette ziehen, die<br />

Hände in die Hosentaschen stecken, und in<br />

einer Weise harmlos und gemütlich aussehen,,<br />

dass man hinter ihnen niemals etwas<br />

Verdächtiges vermuten würde. Wenn die<br />

Startsekunde sich nähert, dann besteigen sie<br />

ihren Wagen mit allen Zeichen der Ruhe,<br />

sprechen noch einmal mit den Mechanikern<br />

und warten auf das Zeichen zum Start. Dann<br />

— ein Aufbrüllen, ein dumpfes Rumoren, ein<br />

helles Singen, Rauch und Dunst, und in der<br />

Ferne verhallt ein leise schwingender metallischer<br />

Ton...<br />

Ein paar Minuten nur, und diese gleichen<br />

Leute, die noch vor Minuten so gemütlich<br />

und unbeteiligt aussahen, künden sich schon<br />

von weitem durch ein immer eindringlicheres<br />

Summen an. Da — eine Maschine taucht auf,<br />

und — für den Sinn fast unfassbar rasch —<br />

donnert, brüllt und faucht ein wild gewordenes<br />

Unding vorüber, und noch eins, und noch<br />

eins, dass die ganze Hölle lebendig geworden<br />

zu sein scheint. Die Luft schwingt von<br />

dem ungeheuren Gedröhne, das in der Ferne<br />

schon wieder zu versacken beginnt... Was<br />

war das Ganze für ein teuflischer Spuk?<br />

Welch unheimlicher Zauber!<br />

Das sind die Helden der Rennbahnen und<br />

Strassenrundstrecken, die Männer, die immer<br />

irgendwo zwischen Ost und West, zwischen<br />

Süd und Nord unterwegs sind, und denen<br />

nichts unliebsamer ist, als irgendwo länger<br />

als drei Tage zu verweilen. Die Nomaden<br />

der Rennbahnen — die Helden auch des<br />

kommenden Grossen Preises der Schweiz !<br />

Nicht alle Veranstaltungen können sich<br />

rühmen, über eine solche klassische, wahrhaft<br />

grossartige Besetzung zu verfügen, die<br />

nicht zufälligerweise zusammengestückelt<br />

wurde, sondern in organischer Bildung wirkliche<br />

Qualität bringt, die heute unübertroffen<br />

ist. Zahlreiche Rennen, die das Jahr hindurch<br />

stattfinden, haben bekanntlich in erster<br />

Linie rein sportliche Zwecke. Der Grosse<br />

Preis der Schweiz erhebt sich weit darüber<br />

hinaus, da hier auch über die technische Leistungsfähigkeit<br />

und das Primat im europäischen<br />

Autosport ein entscheidendes Resultat<br />

geliefert werden dürfte. Seit dem Avusrennen<br />

sind es nur wenige ganz grosse internationale<br />

Konkurrenzen gewesen, an denen die<br />

neuen deutschen Rennwagen als Vertreter<br />

moderner Konstruktionsprinzipien mit den<br />

französischen und italienischen Maschinen<br />

zusammentrafen, die heute deutlich in die<br />

Defensive gedrängt sind und die alte Schule<br />

des Rennwagenbaus vertreten.<br />

So hervorragend wie die Maschinen, so erstklassig<br />

sind auch die Konkurrenten, die das Berner<br />

Rennen bestreiten werden. Unsere nördlichen Nachbarn,<br />

die 6eit einiger Zeit im Autosport eine ganz<br />

erstaunliche Aktivität entwickeln, sind in Bern in<br />

hervorragendem Masse vertreten. Einerseits spricht<br />

dies für die Bedeutung^ die man auch ausserhalb<br />

unserer Landesgrenzen diesem grossen Ereignis entgegenbringt,<br />

und anderseits dürfen die Organisatoren<br />

mit einer solchen Besetzung tatsächlich stolz<br />

sein<br />

Ḋie Daimler-Benz-A.-G. hat Caracciola, Fagioli<br />

und von Brauchitsch für Bern bestimmt, und als<br />

Ersatzmann delegierte sie fernerhin noch Henne.<br />

Drei grosse Namen — grosse Taten!<br />

Caracciola ist der berühmteste der Drei. Er ist<br />

heute wohl der erfolgreichste deutsche Pilot. Als<br />

Rennwagenfahrer startete er erstmalig 1922 beim<br />

Avusronnen. Seit 1923 fuhr er fast ununterbrochen<br />

« Mercedes-Benz». Auf diesen, besonders auf den<br />

seinerzeit berühmten Mercedes-Benz-SS und SSK-<br />

Wagen, errang Rudolf Caracciola dann Sieg auf<br />

Sieg. Hervorstechend sind seine wiederholten bedeutenden<br />

Erfolge im «Grossen Preis von Deutschland<br />

», beim « Internationalen Klausenrennen », der<br />

Internationalen Tourist-Trophy >, dem «Tausend<br />

Meilen-Rennen von Brescia >, vielen Bergrennen-<br />

Im letzten Jahre fuhr Caracciola für Alfa Romeo,<br />

und verunglückte beim Training in Monte Carlo.<br />

Nach erfolgter Heilung startete er nunmehr auf<br />

dem neuen deutschen Mercedes-Benz-Rennwagen,<br />

mit dem er am 5. August Sieger beim « Internationalen<br />

Klausenrennen <strong>1934</strong> > wurde und einen neuen'<br />

Rekord aufstellte.<br />

Luigi Fagioli, der italienische Meisterfahrer,;<br />

steht jetzt im 36. Lebensjahr. Auf einem «Alfa-Ro-'<br />

meo-Monoposto» siegte er 1933 u. a. beim «Grossen*<br />

Preis von Italien» und in der «Coppa-Acerbo» Im<br />

Jahre <strong>1934</strong> verpflichtete ihn die Daimler-Benz A.-G.<br />

für den neuen deutschen Mercedes-Benz-Rennwagen.<br />

Sie ging dabei bewusst von dem Bestreben<br />

aus, in diesem kühnen Fahrer mit seiher sicheren<br />

und Toutinierten Renntechnik auf leichten, einsit- •<br />

zigen Rennwagen ein Vorbild zu- gewinnen für den I<br />

jungen Stamm von Rennfahrern, welchen Deutschland<br />

sich nach-seiner vieljährigen Pause im Rennwagenbau<br />

erst wieder heranziehen muss. Den ersten<br />

Erfolg auf dem Meroecies-Bcnz-Rennwagen errang<br />

Fagioli — als Zweiter — auf dem NürbuTgring<br />

beim «Grossen Preis von Deutschland» Genau<br />

einen Monat später siegte Fagioli nun in der «Goppa.Acerbo»<br />

in Pascara.<br />

Manfred von Brauchitsch wurde 1905 in Hamburg<br />

geboren. Im Jahre 1929 bestritt er sein erstes<br />

Rennen auf einem Mercedes-Benz-S-Wagen, mit<br />

dem er im Gaisbergrennen die beste Zeit der Tourenwagen<br />

fuhr und einen neuen Klassen- und Kategorie-Rekord<br />

aufstellte. Bekannt machte ihn vor<br />

allem sein grosser Sieg im Avusrennen 1932, in dem<br />

er Caracciola in neuer Rekordzeit schlug. Er beteiligte<br />

sich an einer grossen Anzahl der bekanntesten<br />

Bergronnen. Sein letzter grosser Erfolg ist der Sieg<br />

beim Internationalen Eifelrennen <strong>1934</strong> auf dem<br />

neuen Mercedes-Benz-Rennwagen <strong>1934</strong>. Beim Kesselbergrennen<br />

<strong>1934</strong> belegte er einen guten zweiten<br />

Platz. Am 9. Juli <strong>1934</strong> verunglückte er im Training<br />

für den «Grossen Preis von Deutschland» auf<br />

dem Nürburgring. Sein erster Start nach diesem<br />

Sturze findet nun im «Grossen Preis der Schweiz»<br />

statt.<br />

Nicht weniger stark ist die Besetzung der Auto-<br />

Union, deren nach ganz neuartigen Gesichtspunkten<br />

konstruierte P-Wagen ebenfalls die Sensation<br />

aller Rennbahnen sind. Hans Stuck — dieser Name<br />

ist ein ganzes Programm, und wo «Hans» dabei<br />

ist, da wird in den Rennverlauf eine lebhafte Note<br />

gebracht. Denn dieser schlanke, sympathische Typ<br />

mit dem herzlichen Jungenslächeln, das sich aber<br />

auch zum herben, ernsten Männergesicht verwandeln<br />

kann, ist voll eines draufgängerischen Temperamentes<br />

und eines wilden Wagemutes. Solche<br />

Fahrer bringen in ein Rennen Farbe und Spannung,<br />

und so lange nur sie da ßind, wird auch gekämpft.<br />

Stucks Karriere als glänzender Bergrennfahrer ist<br />

zu bekannt, als dass sie nochmals ausführlich erwähnt<br />

werden müsste. Seit Beginn dieses Jahres<br />

hat Stuck mit dem P-Wagen schon zahlreiche Proben<br />

seines meisterhaften Könnens abgelegt. Er<br />

begann seine grosse Karriere mit dem neuen Stunden-Weltrekord<br />

auf der Avus, holte dann die Kesselberg-<br />

und Felsberg-Rekorde, schlug sich bis zum<br />

bitteren, allzufrühen Ende beim Avus-Rennen bravourös,<br />

und krönte dann seine Karriere mit dem<br />

Sieg beim Grossen Preis von Deutschland. Am<br />

Klausen kam er hinter Caracciola knapp auf den<br />

2. Platz, und nun wird es sich in wenigen Tagen<br />

weisen, welches Glück ihm im Bremgartenwald beschieden<br />

ist. Sein Stallgenosse Momberger ist<br />

ebenfalls keine unbekannte Grösee, auch wenn er<br />

sich mit Stuck vorläufig noch nicht messen kann.<br />

Deutschland besitzt heute wenige ausgesprochene<br />

Rennfahrer und muss sich diese Leute erst noch<br />

heranziehen. Momberger verkörpert beste Nachwuchs-Klasse<br />

und hat sich dieses Jahr immer sehr<br />

tapfer, wenn bis jetzt auch noch erfolglos, geschlagen.<br />

Chiron'— Varzi — Trossi — das ist das berühmte,<br />

durch den tragischen Tod Molls nun leider<br />

68<br />

V. Blatt<br />

BERN, 21. August <strong>1934</strong><br />

in Trauer versetzte Team der gefürchteten Scuderia<br />

Ferrari. Wo ihre roten, eleganten Alfa Romeo-<br />

Monoposto auftauchen, geht es aufs Ganze, und nur<br />

hochbefähigte Fahrer mit den schnellsten Maschinen<br />

kommen gegen die Vertreter des italienischen<br />

Stalles an. Louis Chiron ist wohl der populärste<br />

Fahrer Europas; zu dieser Sonderstellung haben<br />

ihm nicht nur sein virtuoses Können, sondern ebensosehr<br />

seine angeborene welsche Herzlichkeit und<br />

Liebenswürdigkeit verholfen. Auch Chiron hat eine<br />

so ruhmreiche Karriere hinter sich, dass die chronologisch©<br />

Aufzählung kaum mehr von Nöten ist,<br />

um für das Können des Mannes .zu zeugen. Nachdem<br />

er jahrelanger, treuer Bugatti-Fahrer gewesen<br />

war, trat er nach einer Zwischenperiode bei der<br />

Scuderia Ferrari ein, für die er 1933 noch kurz<br />

vor Torschluss die Grossen Preise von Marseille<br />

und Spanien, sowie das Masarykring-Rcnnen gewann.<br />

Auch beim 24-Stunden-Rennen von Belgien<br />

konnte er als Sieger gefeiert werden. <strong>1934</strong> triumphierte<br />

er am Grossen Preis von Frankreich, nur<br />

acht Tage später siegte er auch beim Marne-Rennen,<br />

und kürzlich wieder in Dieppe; leider hatte<br />

er in Spa und Pescara ganz ausgesprochenes Rennpech.<br />

Varzi — der Erste der Mannschaft — erfreut<br />

sich einer ähnlichen Popularität, auch wenn<br />

der schweigsame Italiener die Menschen weniger<br />

rasch an sich heran läest. Wie Chiron, fuhr er<br />

lange Zeit für Bugatti — um dann in die Dienste<br />

der Scuderia Ferrari zu treten. Seine letzten Bugatti-Erfolge<br />

feierte er bei den Grossen Preisen<br />

von Monaco und Tripolis, sowie auf der Avus. Seitdem<br />

Varzi mit den schnellen Alfa Romeo-Wagen<br />

startet, heimst er Sieg um Sieg ein. Die Mille<br />

Miglia, das Bordino-Rennen, die Targa Florio, der<br />

Grosse Preis von Tripolis und die Coppa Ciano sind<br />

seine Beute geworden. In Montreux hat er sich<br />

ebenfalls aäs einer der tüchtigsten Konkurrenten erwiesen.<br />

Graf Trossi hat ein besonderes Glück in<br />

der Schweiz: am Ceneri und nun auch in Montreux<br />

wurde er Erster. Trossi ist ein ausgesprochener,<br />

sich immer gefährlicher entwickelnder Herrenfahrer,<br />

der dieses Jahr auch im Grossen Preis<br />

von Vichy als Sieger abschnitt. 1933 gewann er ferner<br />

die Targa Abruzzo, und beim Bordino-Rennen<br />

wurde er Zweiter.<br />

Der interessanteste Italiener ist aber unbestritten<br />

der grosse Tazio, dae Rennfahrerwunder Europas.<br />

Nuvolari, der dieses Jahr mit Hartnäckigkeit<br />

seine Stellung als Einzelfahrer verteidigt, der natürlich<br />

gegen die starken Equipen einen sehr schweren<br />

Stand hat, kommt auf seinem echnellen, schwer<br />

zu handhabenden Maserati, 3000 com, nach Bern.<br />

Die Erfolgsserie dieses bereits in den reifen Mannesjahren<br />

stehenden Piloten ist grossartig, und man<br />

muss sich nur um zwei Jahre zurückversetzen, um<br />

zu wissen, welche Kraft in Bern eingreifen<br />

wird. Folgende Rennen gewann Nuvolari 1932 als<br />

offizielles Mitglied der Alfa Romeo-Equipe: Grosser<br />

Preis von Monaco, Targa Florio, Grosser Preis<br />

von Italien, Grosser Preis von Frankreich und<br />

Coppa Acerbo, und in den Grossen Preisen von<br />

Deutschland und Marseille wurde er Zweiter. 1933<br />

holte er folgende Rennen; nachdem er die erste<br />

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und Antrieb für stationäre Maschinen, mit 4 Uebersetzungen.<br />

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