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E_1935_Zeitung_Nr.032

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N° 32 — <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />

19<br />

und angelsächsischer Herkunft «Ostern»<br />

oder «Eastern», und die alten Germanen<br />

kannten gleichfalls bereits das Frühlingsfest,<br />

das sie feierlich zu Ehren des Gottes Thorn<br />

und seiner Schwester Ostara begingen. Nach<br />

dem alten Geschichtsschreiber Eginhard soll<br />

bereits Karl der Grosse den Monat April<br />

Ostermonat genannt haben, und auch der<br />

angelsächsische Autor Beda Venerabilis erinnert<br />

daran, dass man diesen Namen auf die<br />

angelsächsische Göttin «Eastra» oder «Ostara><br />

zurückzuführen habe. Die christliche<br />

Kirche setzte an die Stelle dieser heidnischen<br />

Feierlichkeiten das Fest der Auferstehung<br />

des Herrn. Die heutigen Termine des<br />

Osterfestes setzte das erste Konzil von Nicäa<br />

im Jahre 325 fest.<br />

Das der Göttin Ostara geheiligte Tier war<br />

der Hase und ein beliebtes Opfer Eier, beides<br />

Symbole der erwachenden Natur und<br />

Fruchtbarkeit. Von da an standen beide Begriffe<br />

in enger Beziehung zur Feier des<br />

Osterfestes bei den germanischen Völkern<br />

und gelangten erst von diesen zu den Festtagsgebräuchen<br />

anderer Nationen. In der<br />

Schweiz, Oesterreich und Deutschland führten<br />

auch die Ostereiergeschenke zu mannigfachen<br />

Arten verbreitetster Sitten und Vergnügungen.<br />

Dabei fand auch die Wasser- und<br />

Feuerweihe statt, zweier Elemente, denen<br />

die Bevölkerung viele wunderbare Eigentümlichkeiten<br />

zuschob. Und dieser Feuerkult,<br />

der in verschiedenen Gegenden mannigfach<br />

gefeiert wurde, besass eine unzweifelhafte<br />

Quelle in heidnischen Gebräuchen der alten<br />

Germanen. Im Mittelalter herrschte die allgemeine<br />

Sitte, in den Kirchen Szenen aus<br />

der Passion Christi vorzuführen. Das einzige<br />

Uebrigbleibsel aus jener Zeit sind die bekannten<br />

Passionsspiele in Oberammergau.<br />

In England begeht man, besonders in den<br />

Städten, Ostern nicht allzu feierlich. Nur in<br />

der Provinz kann man Volkssitten finden, die<br />

mit früheren Zeiten verknüpft sind. Die traditionellen<br />

Eier treten nur in der Form von<br />

Schokoladefabrikanten auf, oder sind hölzerne,<br />

verzierte Behälter, die mit Süssigkeiten<br />

gefüllt und fast ausschliesslich Kindern<br />

geschenkt werden. Auch in Frankreich<br />

ist es in dieser Beziehung ähnlich. Die Engländer<br />

lieben es übrigens bekanntlich, Feiertage<br />

im Freien zu verleben. Also verlassen<br />

sie auch zu Ostern gern die Städte und begeben<br />

sich aufs Land oder an die See. Die<br />

einst an den katholischen Fürstenhöfen<br />

Oesterreichs und Deutschlands verbreitete<br />

c Frühling lässt sein<br />

blaues Band -wieder flattern,<br />

durch, die Lüfte...>.<br />

Sitte, dass am Gründonnerstag armen Greisen<br />

von den Fürsten die Füsse gewaschen<br />

wurden, ist natürlich im protestantischen<br />

England unbekannnt. Statt dessen verteilt<br />

man am englischen Königshof reichlich Speisen<br />

in besonderen Körbchen unter so vielen<br />

armen Leuten, als das derzeitige Königspaar<br />

zusammen an Jahren zählt. Eine ähnliche<br />

Sitte ist auch in Antwerpen bekannt.<br />

In Spanien bieten die Ostertage die Möglichkeit,<br />

ungewöhnliche religiöse Zeremonien<br />

zu entfalten, und bereits am Palmsonntag<br />

beginnt die Reihe der Karwochen-Festlichkeiten.<br />

Die Bevölkerung zieht dann schwarze<br />

Kleider an, der Strassenverkehr und Handel<br />

hört beinahe ganz auf und ernstes Schweigen<br />

herrscht im ganzen Lande. Der Karfreitag<br />

ist der Haupttag der Strassen-Prozessionen<br />

und Feierlichkeiten. An diesen nehmen ausser<br />

der Geistlichkeit, die Behörden und die<br />

gesamte Oeffentlichkeit teil, ferner die sog.<br />

Macarenos, die sich besonders am ersten<br />

Feiertage durch ihre Geschicklichkeit im<br />

Stierkampf auszeichnen.<br />

In den Ländern jenseits des Ozeans, die<br />

heute durch die Nachkommen der einstigen<br />

spanischen Eroberer bewohnt werden, begeht<br />

man das Osterfest mit nicht minder<br />

grosser Pracht. Das betrifft vor allem Mexiko,<br />

wo die eingeborene Bevölkerung trotz der<br />

geringfügigen Mischung mit spanischem<br />

Blute die religiösen Traditionen ihrer Urväter<br />

sorgfältig kultiviert.<br />

In Griechenland herrscht am ersten Oster-<br />

Festtag auf den geschmückten Strassen heitere<br />

Feststimmung, die in Volksvergnügungen<br />

und beliebten Volkstänzen zum Ausdruck<br />

gelangt. Auf Dörfern tötet man Lämmer und<br />

weiht mit ihrem Blute die Türen.<br />

In Rumänien herrsch zu Ostern die schöne<br />

Sitte des Besuches der Staatsgefangenen<br />

durch Damen der reicheren Kreise und des<br />

Beschenkens dieser Verurteilten mit Festtagskuchen,<br />

in die das Zeichen des Kreuzes<br />

hineingedrückt ist. Die Dorfjugend vertreibt<br />

sich die Zeit der Feiertage auf weiten Wiesen,<br />

wo man sich bei heiterer Stimmung<br />

während des Tanzes bemalte Ostereier gegenseitig<br />

zuwirft<br />

Sehr feierlich begeht die christliche Bevölkerung<br />

die Festtage in Jerusalem. Unübersehbare<br />

Massen von Pilgern nehmen<br />

an der jährlichen Prozession nach Golgatha<br />

teil, die ihren Anfang bei dem berühmten Tor<br />

«Ecce homo» nimmt, an den historischen<br />

Stätten der Passion vorüber bis zur hl. Grabeskirche<br />

zieht. Neben den Feierlichkeiten<br />

am Palmsonntag und den Zeremonien am<br />

Gründonnerstag, wo der griechische Patriarch<br />

zwölf Bischöfen die Füsse wäscht, bildet<br />

die Zeremonie der Fackelanzündung am<br />

Feuer beim hl. Grabe durch den Patriarchen<br />

den Mittelpunkt der Feier. Diese Fackeln<br />

trägt ein besonderer Bote bis nach Bethlehem,<br />

während sich unterwegs zahlreich versammelte<br />

und stundenlang ausharrende Pilger<br />

bemühen, die Kerzen, die sie in den Händen<br />

halten, an ihnen zu entzünden und auf<br />

diese Weise das Glück des Hauptziels ihrer<br />

fernen Pilgerfahrt zu errreichen.<br />

ein JCiad uwtd dwtdi den<br />

aelühtt<br />

Von Kilian Kerst<br />

Seit ein paar Wochen kann Ilse laufen. Sie fallt<br />

jetzt nicht mehr um, wenn sie ein paar Schritte gemacht<br />

hat; nur ihre Beinchen, die den ein wenig<br />

dicken Körper und das Köpfchen mit den Posaunenengelbacken<br />

tragen müssen, sind noch leicht gekrümmt.<br />

Sie ist jetzt so gross, dass ihr Gesichtchen<br />

sich an meine Hüften schmiegen kann. Aber sie<br />

wird leicht müde, und wenn wir auf der Strasse<br />

gehen, will sie bald getragen werden. Ihr kleiner<br />

Sprachschatz wächst von Tag zu Tag, und es klingt<br />

wie der Schlag eines Waldvogels im Vorfrühling,<br />

wenn sie spricht und ruft.<br />

Heute morgen sind wir beide in den Stadtpark<br />

gegangen, obwohl eine rauhe Frühlingsluft wehte,<br />

der Himmel perlgrau dämmerte und bar aller Sonne<br />

war. Ilse wurde in ein kaffeebraunes Mäntelchen<br />

gesteckt, und über ihr mattblondes Haar zog ihr die<br />

Mutter eine Strickmütze von der Form einer Chine-<br />

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