E_1948_Zeitung_Nr.009
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m. Blatt<br />
BERN, 3. März <strong>1948</strong><br />
AUTOMOBIl-REVUE<br />
ELI. Blatt<br />
BERN, 3. März <strong>1948</strong><br />
EINE VERTRAUTE SILHOUETTE<br />
Der Gegenstand des nachfolgenden Langstreckentestes, der Citroen 11 legere, ein in der Schweiz überaus<br />
populärer Wagen der mittleren Grössenklasse.<br />
Langstreckenprüfungen der «A.-R.»<br />
Über Schnee und Eis mit Frontantrieb<br />
Erprobung des Citroen 11 Legere im Winterbetrieb — Hohe Fahrleistungen und<br />
Fahrsicherheit eines populären französischen Wagens<br />
Wendekreis vergrössern und damit die Handlichkeit<br />
de6 Wagens im Stadtverkehr verkleinern.<br />
*<br />
Den Hauptzweck unserer Versuchsfahrten sahen<br />
wir darin, den Citroen ohne Ketten auf schneeund<br />
eisbedeckten Strassen im Mittelland und im<br />
Jura zu erproben, um festzustellen, wieweit der<br />
Frontantrieb unter diesen zugegebenermassen ungünstigen<br />
Umständen Nachteile zeitigen würde.<br />
Dass er sich unter normalen Verkehrs- und Klimaverhältnissen<br />
als «Star» klassiert hat, hat wohl<br />
jeder unserer Leser schon vernommen. Die Witterung<br />
war uns in der Versuchsperiode sehr gewogen;<br />
Schnee- und Föhnstürnfe, die wir im Jura<br />
erlebten, wechselten mit Tauwetter und plötzlichen<br />
Frosteinbrüchen, so dass genügend Gelegenheit geboten<br />
war, alle Phasen des Winterbetriebs durchzuspielen.<br />
Nun: Wir brachten tdie Vorderräder des Citroens<br />
zum Durchdrehen, sowohl beim Anfahren an<br />
einer vereisten Bergstraße wie auch im Schnee;<br />
wo wir bis in extremis gingen, Hess sich richtiges<br />
Vorderradschleudern provozieren; in bezug auf die<br />
Möglichkeit des Weiterfahren« aber ist unser Versuch<br />
voll und ganz gelungen. Ohne Schneepneus<br />
und ohne Schneeketten hat der Citroen den Pass-<br />
Man hat dem Frontantriebswagen auch schon<br />
vorgeworfen, dass er wohl auf schneefreier Strasse<br />
die Kurven so schnell oder schneller nehme wie<br />
viele Wagen der teuren Kategorie, dass aber auf<br />
Eis in der Kurve nachteilige Folgen zu erwarten<br />
sind. An Hand von oft wiederholten Versuchen<br />
an ein- und derselben Kurve mit und ohne<br />
Eis konnten wir feststellen, dass der Frontantriebswagen<br />
bei bescheidener und normaler<br />
Fahrweise auch in der Glatteiskurve<br />
jedem anderen Fahrzeug überlegen ist, weil er gestattet,<br />
mit leichtem Gasgeben, also beschleunigend,<br />
durch die Krümmung zu fahren.<br />
Wünscht man diese Eigenschaft des Citroen voll<br />
auszunützen, so ist allerdings vor allem dann sehr<br />
behutsam vorzugehen, wenn man sie in einem höheren<br />
Gestihwindigkeitsbereich oder bei sehr glatter<br />
Strasse appliziert, denn zwischen Reifen und<br />
Fahrbahn muss immer eine gewisse Reibung«-<br />
reserve vorhanden sein, damit kein tangentiales<br />
Vorderradschleudern entsteht. An einem praktischen<br />
Beispiel erläutert: Eine offene, mit etwa 3 %<br />
leicht steigende Kurve konnte vom 11 Legere bei<br />
schneefreier Strasse mit einer Geschwindigkeit<br />
von etwa 80 km/h im direkten Gang leicht beschleunigend<br />
genommen werden. Bei Glatteis war<br />
Als eich die Marke Citroen vor zwei Monaten<br />
im Schneerennen Sierre—Montana besonders gut<br />
bewährte, dürfte mancher seine Ueberraschunig<br />
nicht verborgen haben, denn trotz des guten Rufs<br />
dieser Frontantriebswagen waren sie doch nicht<br />
als besonders gute Bergsteiger auf Schnee und Eis<br />
bekannt. Die « A.-R. » hatte indessen ähnliche Ergebnisse<br />
erwartet, weil gerade vierzehn Tage vor<br />
diesem Sportanlass ein Versuch mit einem Citroen<br />
11 Legere begonnen hatte, der im besonderen<br />
die Eignung dieses Fahrzeugs für den Betrieb<br />
auf Schnee und Eis festlegen sollte.<br />
Eigentlich sind längere technische Beschreibungen<br />
über die Frontantriebmodelle von Citroen<br />
nicht mehr notwendig, denn diese Konstruktion hat<br />
eich schon in den letzten Jahren vor dem Krieg,<br />
besonders aber 6eit der Wiederaufnahme der Einfuhr<br />
im Jahre 1946, einen ganz hervorragenden Namen<br />
für hohe Fahrsicherheit und Fahrleistung geschaffen;<br />
war der Citroen «traction avant » bei<br />
seiner Einführung im Jahre 1934 fast als revolutip.-?<br />
när zu bezeichnen, so gehört er auch heute konstruktiv<br />
noch zu den modernen Wagen, hat aber<br />
in den vergangenen Jahren derart viele kleine Einzelverbesserungen<br />
erfahren, das« er heute wirklich<br />
als durch und durch «reif» bezeichnet werden<br />
kann. Nebenbei bemerkt sind an den Nachkriegs-<br />
START AUF GLATTEIS<br />
Die mit einer dicken Glatteisschicht überzogene Steigung vor<br />
Chalet-ä-Gobet, wo der Citroen Startversuche mit Erfolg<br />
absolvierte.<br />
modellen wiederum einige kleine Verbesserungen<br />
angebracht worden, so an den Bremsen" und in der<br />
•selbsttragenden Karosserie, die alle den Wert des<br />
Fahrzeugs im Verhältnis zum Preis steigern helfen.<br />
Die Hauptmerkmale des Citroen sind zweifellos<br />
dem grössten Te^l unserer Leser bekannt. Sie spielen<br />
insofern eine Rolle in der praktischen Erprobung<br />
des Wagens, als es gerade die Kombination<br />
verschiedener Punkte i6t, die das gute Resultat<br />
hervorgebracht hat. Das im Verhältnis zum Innenraum<br />
und zur Motorgrösse sehr niedrige Gewicht<br />
von wenig mehr als einer Tonne ist auf<br />
die selbsttragende Bauweise sowie auf den Verzicht<br />
verschiedener Karosserieverfeinerungen zurückzuführen.<br />
In Verbindung mit einem mittelgrossen,<br />
leistungsfähigen Motor entsteht trotz der nicht<br />
übermässigen Hochzüchtung des letzteren ein gutes<br />
Leistungsgewicht von unter 20 kg/PS.<br />
Der Frontantrieb wirkt sich selbstverständlich<br />
ebenfalls günstig auf den Charakter de6 Wagens<br />
aus, jedoch vor allem deshalb, weil er in Verbindung<br />
mit einem Wagen Anwendung findet, der<br />
einen tiefen Schwerpunkt besitzt, ziemlich<br />
grosse Längen- und Breitenmasse aufweist, über<br />
eine geradezu ideale Gewichteverteilung verfügt<br />
und an dem man moderne, gute Lösungen von Radführung,<br />
Federung und Lenkung antrifft. Alle diese<br />
Eigenschaften sind sonst das Vorrecht europäischer<br />
sportlicher Fahrzeuge der oberen Preisklasse; dass<br />
sich der Citroen, früher das Konventionellste vom<br />
Konventionellen, in mancher Hinsicht dicht an<br />
diese Kategorie anschliesst, beweist, dass die Konstrukteure<br />
ihre Ziele erreicht haben.<br />
Der Frontantrieb ist an und für rieh eine<br />
Lösung, der Vor- und Nachteile anhaften. Günstig<br />
auf den Innenraum wirkt sich das Verschwinden<br />
der Kardanwelle aus; deshalb fehlen im Citroen<br />
die Bodentunnels; der Innenraum i6t reichlich bemessen,<br />
und der Fussboden kann tief gelegt werden.<br />
Solange genügend Adhäsion für die Vorderräder<br />
vorhanden ist, kann ein Fahrer den Wagen<br />
gut in der Hand behalten; wenn er beim Kurvennehmen<br />
etwa unruhig wird, so lässt er sich durch<br />
blosees Gasgeben durch die schwierige Stelle hindurchziehen.<br />
Viele Konstrukteure lieben den<br />
Frontantrieb, weil er ihnen die Aufgabe, einen<br />
niedrigen Wagen zu bauen, stark erleichtert; zudem<br />
vereinfacht sich auch die Aufhängung der Hinterräder,<br />
die weder lenkbar sein müssen noch Antriebskräfte<br />
zu übertragen haben. Nachteilig beim<br />
Frontantrieb wirkt sich vor allem die Entlastung<br />
der Vorderräder in der Steigung aus, die dazu führen<br />
kann, dass der Start am Berg schwieriger wird<br />
und stich dieJBergsteigefähigkeit des Wagens vermindert,<br />
falle die Räder wegen mangelnder Belastung<br />
durchzudrehen beginnen; als weitere Nachteile<br />
kann man die Gelenke in den Antriebswellen<br />
der Vorderräder ansehen, da diese auch gelenkt<br />
werden müssen und die Gelenke den kleinsten<br />
FRONTANTRIEB IM NEUSCHNEE<br />
Auf den Nebenstrctssen im Berner<br />
Mittelland wurde der Citroen<br />
ohne Schneeketten und Schneepneus<br />
erbarmungslos auf alle<br />
möglichen Schwächen geprüft.<br />
wang im Schneesturm bewältigt, ist auf vereisten<br />
Strassen mit 12 % Steigung ohne Sand angefahren,<br />
Heer» sich, mit Mass selbstverständlich, auf schneebedeckten<br />
Strassen einwandfrei verzögern und<br />
kpnnjte. beschleunigend aus vereisten Kurven herausgebracht<br />
werden..Ein, einziger kleiner Kniff war<br />
notwendig, nämlich ein außerordentlich vorsichtiges<br />
Umgehen mit dem Gaspedal sowie gute<br />
Ueberlegung über den günstigsten Gang zum Anfahren,<br />
Hauptkennzahlen<br />
10-Steuer-PS, 56 Brems-PS, 4—5 Sitee, Verbrauch 11 bis 13 Liter auf 100 km/h, Höchstgeschwindigkeit<br />
121 km/h, Gewicht fahrbereit 1113 kg, Leistungsgewicht leer 19,9 kg/PS, Preis der viertürigen<br />
Limousine Fr. 9900.—. ohne WUST.<br />
MOTOR: 9,73 Steuer-PS, 4 Zylinder in Linie, 78X<br />
100 mm, Hubvolumen 1911 cm 1 , Bremsleistung 56 PS bei<br />
3800 T/min, Literleistung 29,3 PS/Liter, max. Drehmoment<br />
12,1 mkg bei 2000 T/min, Verdichtung 6,2:1, seitliche<br />
Nockenwelle, hängende Ventile, Antrieb durch Kipphebel<br />
und Sto6stangen, nasse Zylinderbuchsen.<br />
1 Fallstromvergaser Solex 35 FPAI, mech. Benzinpumpe,<br />
Druckschmierung, Wasserkühlung mit Pumpe,<br />
Motorölinhalt 4,5 Liter, Kühlerinhalt 7,5 Liter. Batteriezündung<br />
6 V, 76 Ah, Kerzen 14 mm, Dynamo Citroen.<br />
ANTRIEB: Frontantrieb, Einplatten-Trockenkupplung,<br />
Getriebe ohne direkten Gang, Gänge mit Kupplungspedal<br />
verriegelt, 3 Gänge, 2 Gänge geräuscharm<br />
und synchronisiert ohne Sperring, Uebersetzungen<br />
1. Gang 13,1:1, 2. Gang 7,3:1, 3. Gang 4,3:1, rückwärts<br />
17,5:1, Vorderachsantnebsübersetzung 3,43,1, spiralverzahnte<br />
Räder.<br />
FAHRGESTELL: Selbsttragende Karosserie ohne<br />
Chassis, vorn Einzelradaufhängung mit oberem Dreiecklenker<br />
und unterem Querlenker in Trapezform, Torsionsstab;<br />
hinten Starrachse mit Längslenker und Tor-<br />
FAHRZEUG, TREIBSTOFF, PROFUNG: Serienwagen<br />
Jahrgang 1947, ca. 7500 km bei Messbeginn, normaler<br />
Zustand, für Prüfung nicht vorbereitet, Fabrikeinstellungen.<br />
Treibstoff Bleibenzin mit Zusatz einheimischer<br />
Treibstoffe. Prüfung Dezember 1947, Gesamtfahrstrecke<br />
ca. 1000 km.<br />
GEWI CHTSVEKTEILUNG:<br />
Achsbelastung<br />
Total kg vorn/hinten<br />
in %<br />
Trocken 1040 57/43<br />
Fahrbereit, alle Tanks gefüllt 1113 54/46<br />
Wie oben, 2 Personen 1261 54/46<br />
Wie oben, 4 Personen 1396 50/50<br />
Zahler km/h 20<br />
Wirkliche km/h 20<br />
20— 50 km/h<br />
50- 80 km/h<br />
80—110 km/h<br />
EICHEN DES KILOMETERZÄHLERS:<br />
40 60<br />
38 60 80<br />
i<br />
Citroen 11 Legere Frontantrieb<br />
BESCHLEUNIGUNG:<br />
In den Gängen:<br />
2. Gang<br />
7 sec<br />
11 sec<br />
100<br />
101<br />
120<br />
124<br />
3. Gang<br />
12 sec<br />
14 sec<br />
18 sec<br />
Technische Daten<br />
sionsstäben, 4 hydr. Spicer-Teleskopstossdämpfer, hydr.<br />
Lockheed-Fussbremse, Handbremse mech. auf Hinterräder,<br />
Zahnstangenlenkung, Reifengrösse 165x400.<br />
ABMESSUNGEN: Radstand 291 cm, Spurweite vorn<br />
134 cm, hinten 133 em, Wendekreis 16 m, Länge 445 cm.<br />
Breite 164 cm, Höhe 152 cm, Bodenfreiheit 18 cm.<br />
FAHRLEISTUNGSKENNZIFFERN: Leistungsgewicht<br />
trocken (Gewichte siehe Messungen) 18,0 kg/PS, fahrbereit<br />
19,9 kgfPS, mit 2 Personen 22,5 kg/PS. Spei. Hubvolumen<br />
trocken 1,8 Liter/Tonne.<br />
GESCHWINDIGKEITS-DREHZAHLVERHÄLTNIS<br />
(theoretisch)<br />
Drehzahl T/min. J a<br />
1000 9,1<br />
3800 (normal) 35<br />
5200 (kurzfr. Max.) 46<br />
SIIIIII<br />
2. Gang 3. Gana a°schw<br />
es<br />
ca. km/h ca.km/S c ea m , h s w -.<br />
16,4 27,7 2,6<br />
62 105 10,2<br />
83 (141) 13,2<br />
i (siehe Text)<br />
Motordrehzahl bei 100 km/h im 3. Gang: 3650 T/min.<br />
Messergebnisse<br />
Messungen durch geeichte, teilweise registrierende Präzisionsinstrumente.<br />
Beim Durchschalten:<br />
0— 50 km/h (1. und 2. Gang)<br />
0— 80 km/h 1. und 2. Gang)<br />
8 sec<br />
19 sec<br />
0—100 km/h 1., 2. und 3. Gang) 28 sec<br />
Bergsteigefahigkeit:<br />
1. Gang: ca. 25 % bei 20 km/h<br />
2. Gang: ca. 15% bei 40 km/h<br />
3. Gang: ca. 9% bei 50 km/h<br />
•-,, HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT:<br />
Miltej aus mehreren Messungen: 1213 km/h.<br />
Verschiedene Messgruppen bei sehr schwachem und<br />
ausserordenflich starkem Wind ergaben annähernd die<br />
gleiche Höchstgeschwindigkeit. Bei starkem Föhnsturm<br />
erreichte der Wagen gegen den Wind 103 km/h, mit<br />
dem Wind aber 141 km/h. Diese Zahl entspricht der<br />
absoluten Höchstdrehzahl des Motors von 5200 T/min.,<br />
bei der Ventilflattern eintritt.<br />
VERBRAUCH:<br />
Bei 623 km/h: 12,9 Liter auf 100 km (gute Mittellandstrassen).<br />
Bei 58,5 km/h: 13,4 Liter auf 100 km (schneebedeckte<br />
Jurastrassen).<br />
Die Verbrauchszahlen dürften durch die Verwendung<br />
von Benzin mit einheimischen Zusätzen leicht erhöht<br />
worden sein.<br />
Angaben für den Unterhalt<br />
INHALT DES TANKS: Benzin 45 Liter, Motoröl<br />
4,5 Liter, Getriebe 2 Liter, Bremsöl 0,75 Liter.<br />
VERGASER: Solex-Fallstromvergaser 35 FPAI mit An-<br />
-auggeräuschdämpfer und Beschfeunigerpumpe, Luftdichter<br />
27, Hauptdüse 130, Korrekturluftdüse 180. Leerlaufdüse<br />
45/180. Starter 125/4, Beschleunigerpumpendüse<br />
60, Spardüse 60.<br />
FAHRGESTELLSCHMIERUNG: Alle 1000 km 4 Gelenke<br />
der Aufhängung und 2 Spurstangengelenke,<br />
2 Nippel der Kardangelenke, 2 Nippel der Gelenkwellen-Nuten,<br />
vordere Schwingarme (4 Nippel), Schalthebelgestänge<br />
(1 Nippel), Dynamo- und Ventilatorwelle<br />
(2 Nippel), alle mit Adhäsionsfette; Wasserpumpenachse<br />
(1 Nippel) Wasserpumpenfett, Kupplungsdrucklager<br />
(1 Nippel), mittelflüssiges Motorenöl. Gelenke<br />
des Schaltgestänges mit Vaselinöl (8 Nippel).<br />
MOTOR: Zündfolge 1-3-4-2, Ventilspiel warm: Einlass<br />
0,15 mm, Auspuff 0,2 mm. Steuerdiagramm: Einlass<br />
öffnet 3° (Schwungrad) von OTP, schliesst 45° nach<br />
OTP, Auspuff öffnet 45° vor OTP, schliesst 11° nach<br />
OTP, Zündgrundeinstellung 12° vor OTP, Kerzen 14 mm<br />
Champion H 10, AC KL 7 oder KL 9. KLG CL 39 oder<br />
CL9<br />
ṘÄDER: Pneudruck normal vorn .1,1 bis 1,2 atü,<br />
hinten 1,3 bis 1,4 atü. Sturz 1° ± 30', Vorlauf 1° 30' ±<br />
15', negative Vorspur 0 bis 2 mm.<br />
bis zu 50 km/h ebenfalls ein Befahren unter leichtem<br />
Gaspedaldruck möglich, während bei schnellerer<br />
Fahrt die Vorderräder in der Tangente der<br />
Kurve, also geradeaus zu gleiten begannen. In der<br />
gleichen vereisten Kurve gaben 6ich die meisten<br />
übrigen Wagen mit Geschwindigkeiten von 25—35<br />
km/h zufrieden; unsere Beobachtungen, zeigten, dass<br />
manche Fahrzeuge schon bei rund 40 km/h ins<br />
Schleudern zu kommen drohten.<br />
Nachdem dieser Versuch öfters wiederholt und<br />
erfolgreich beendet war, wurde das Anfahren auf<br />
der Bergstrecke bei vereister Strasse geprüft.<br />
Diese Umstände sind dem Frontantriebswagen ausgesprochen<br />
feindlich gesinnt, besonders demjenigen,<br />
bei welchem die Masse von Motof und Getriebe<br />
nicht über oder vor den Vorderrädern atigebracht<br />
ist. An 6teilen Strecken war es einige<br />
Male unmöglich, vom Fleck wegzukommen; allerdings<br />
hätte auch ein Fahrzeug mit Hinterradantrieb<br />
auf Steigungen von 10 bis 12 % und vereister Oberfläche<br />
nur mit Mühe starten können. Auf den normalen<br />
Steigungen unserer Hauptstrassen (beispielsweise<br />
westlich der Holzbrüeke von Gümmenen oder<br />
an der nördlichen Zufahrt zu Chälet-a-Gobet) Hess<br />
sich der Citroen jedoch unerwarteterweise auch<br />
ohne Streuen von Sand, ohne Ketten und ohne<br />
Schneepneus, zum Anfahren bringen, wobei allerdings<br />
die erwähnte vorsichtige Betätigung von<br />
Kupplung und Gaspedal notwendig' war.<br />
Schliesslich sei noch eine weitere Versuchsgruppe<br />
behandelt, nämlich das Fahren in Neuschnee.<br />
Auch hier waren uns die Wetterbedingungen<br />
günstig, denn der starke Schnee- und Föhnsturm,<br />
der Mitte Dezember im Jura tobte, schul<br />
die geeigneten Bedingungen für diese Fahrten, da<br />
bei jener Gelegenheit innerhalb kurzer Zeit ca.<br />
20 bis 30 cm Neuschnee fielen. In einer Nacht erstreckten<br />
sich die Versuche besonders ins Gebiet<br />
des Passwangs, der Strecke Waldenburg—Langenbruck<br />
und der kleinen Jura-Seitensträsschen, auf<br />
denen teilweise beträchtliche Steigungen vorkommen.<br />
Obwohl auch alle diese Fahrten ohne Winterausrüstung<br />
unternommen wurden, kam der Citroen<br />
überall durch. Vorausgesetzt dass der Fahrer darauf<br />
achtete, den Wagen immer in Fahrt zu behalten,<br />
Waren überhaupt keine Störungen festzustellen;<br />
mit konstanter Geschwindigkeit-von 30 bis 50<br />
km/h im zweiten Gang zog der Wagen bergauf,<br />
ohne dass in den Kurven oder ausserhalb ein<br />
Durchdrehen der Treibräder zu verzeichnen gewesen<br />
wäre. Beim Anfahren entstanden einige<br />
Male gewisse Schwierigkeiten; im schlimmsten<br />
Fall Hessen 6ie sich durch Zurückrollen auf eine<br />
etwas weniger 6teile Strecke überwinden.<br />
Selbstverständlich wurde in unserem Suchen<br />
nach Grenzfällen auch das Bergabfahren auf<br />
Schnee und Eis untersucht, was wahrscheinlich zum<br />
Schwierigsten gehört, das ein Fahrer je zu bewältigen<br />
hat. Diese Verhältnisse sind gerade dem<br />
Frontantriebswagen nicht gewogen; vor allem kann<br />
man den Motor nicht immer gut zum Bremsen verwenden<br />
und besonders nicht zum Verlangsamen<br />
der Fahrt durch Hinunterschalten in den zweiten<br />
Gang gebrauchen, da dadurch die Lenkbarkeit der<br />
Vorderräder etwas beeinträchtigt wird. Es ißt also