E_1948_Zeitung_Nr.028
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IL Blatt<br />
BERN, 23. Juni <strong>1948</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
II. Blatt<br />
BERN, 23. Juni <strong>1948</strong><br />
Leistung und Wirkungsgrad von<br />
Explosionsmotoren<br />
, Arbeit, Leistung und Drehmoment<br />
Die physikalischen und mechanischen Grundbegriffe zur Berechnung von Leistung,<br />
Drehmoment etc. eines Verbrennungsmotors sind eigentlich ein Gebiet der Lehrbücher<br />
und werden dort ausführlich behandelt. Da aber die Versorgung mit Fachliteratur in<br />
deutscher Sprache heute noch immer nicht spielt und wohl aus diesem Grund die<br />
Fragen nach jenen Begriffen dauernd wieder gestellt werden, sei in der nachstehenden<br />
Arbeit eine UebSrsicht über diese Zusammenhänge gegeben, die für den Ingenieur und<br />
Techniker längst Bekanntes wiederholt, dem Studenten und dem sich Weiterbildenden<br />
Mechaniker und Laien aber nützlich sein können. Die Art der Abhandlung'bietet nur<br />
demjenigen etwas, der die technischen Elementarbegriffe beherrscht; eine allgemeinverständliche<br />
Darstellung sei einer anderen Gelegenheit vorbehalten.<br />
Im technischen Maß6y6tem sind die Einheiten<br />
für die Kraft P 1 kg, den Weg s 1 m, die Zeit t<br />
1 Sekunde. Die aus diesen Grundgrössen abgeleiteten<br />
Begriffe werden diesen Einheiten entsprechend<br />
gemessen. So ist die mechanische Arbeit —<br />
Kraft mal Weg (in der Kraftrichtung wirkend), und<br />
die Einheit der Arbeit ist ein mkg. Die Geschwindigkeit,<br />
der Weg in der Zeiteinheit, wird in m/sec<br />
gemessen. Ist sie in km/h angegeben, 60 erfolglt die<br />
Umrechnung durch<br />
v(km/h)<br />
v (m/sek) = ———-<br />
Die Arbeitsgeschwindigkeit, bei der 1 mkg in einer<br />
Sekunde geleistet wird, heisst Leistung. Die Leistungseinheit<br />
ist 1 mkg/sec, und man erhält die Leistung<br />
dadurch, dass man die Gleichung für die Arbeit<br />
A = P.s kgm beiderseits durch die Zeit t dividiert.<br />
Dann ist die Leistung<br />
Eine grössere Leistungseinheit ist 1 Pferdestärke<br />
(1 PS) = 75 mkg/sec = 3600.75 = 270 000<br />
mkg/h. Die Leistung, ausgedrückt in PS, ist daher<br />
P • v<br />
(2)<br />
Zur Illustration dieser Begriffe seien zwei Beispiele<br />
angeführt:<br />
a) Zieht ein Pferd mit einer Zugkraft P =<br />
40 kg an den Strängen und ist seine Geschwindigkeit<br />
v = 6 km/h, so ist seine Arbeitsleistung<br />
L = P . v mkg/sec, wobei v in m/sec einzusetzen<br />
ist. Seine Leistung in PS beträgt also<br />
40-6 240 8<br />
N =<br />
75 . 3,6<br />
=<br />
270<br />
= -<br />
9<br />
tv 1 PS<br />
Bei einer Arbeitszeit von 8 Stunden =<br />
28 800 sec würde das Pferd eine Arbeit von<br />
75.28 800 = 2160 000 mkg leisten.<br />
b) Im Gebirge kann ein Mann etwa 300 m<br />
in der Stunde steigen. Beträgt sein Gewicht 80<br />
kg, so leistet er dabei<br />
SO • 300 20<br />
N — •—;— —' = ~— tv> */in PS<br />
Bei einer achtstündigen Tour würde der<br />
Mann eine Arbeit von 75.28 800 = 216000 mkg<br />
leisten.<br />
Wirkt eine Kraft P am Umfang eines Kreises<br />
vom Radius r Meter, so beträgt ihre Leistung ebenfalls<br />
L = P v mkg/sec. Ist die Drehzahl der Wellen<br />
n Umdrehungen/Minute, so ist die Geschwinund<br />
damit die Leistung<br />
2 • r • n • n<br />
T, _ P .— _<br />
L = P • — = P • v mkg/sek (1)<br />
digkeit am Radumfang v = — m/sek<br />
60<br />
60<br />
V 30 /<br />
Der eiste Klammerausdruck stellt das Drehmoment<br />
M, der zweite die Winkelgeschwindigkeit<br />
ft) dar, womit sich die Beziehung zwischen Leistung<br />
und Drehmoment<br />
ergibt.<br />
I 71 • n \<br />
(P • r) • —— mkg/sek<br />
N = ^ P S (3)<br />
Anwendung aui den Explosionsmotor.<br />
Wie Abb. 1 zeigt, kann die Explosion6kraft P<br />
in zwei Komponenten, den Normaldruck N und die<br />
Stangenkraft S zerlegt werden. Die letztere wird<br />
durch die Pleuelstange auf den Kurbelwellenzapfen<br />
Abb.!<br />
Zerlegung der Kolbenitraft in ihre radiale und tangentiale<br />
Komponenten.<br />
k übertragen, wo sie ebenfalls in zwei Komponenten,<br />
den Radialdruck R und die Tangentialkraft T<br />
zerlegt werden kann Während R vom Kurbelwellenlager<br />
aufgenommen wird und nur den Lagerdruck<br />
beeinflusst, kommt für die Leistungsübertragung<br />
nur die Tangentialkraft T in Betracht. Sie<br />
wirkt an einem Hebelarm r von der Grosse des<br />
halben Hubes und erzeugt daher ein Drehmoment<br />
der Grosse M = T. r kgm. Die Grosse des TanT<br />
gentialdrucks hängt von der Höhe des Drucks auf<br />
den Kolben und der Stangenstellung, also den Winkeln<br />
a und ß ab, wie aus der Geichung<br />
P<br />
hervorgeht.<br />
Aus dem Tangentialdruckdiagramm Abb. 2 ist<br />
ersichtlich, dass die Grosse des Tangentialdrucks<br />
und damit die des Drehmoments am Kurbelwellenzapfen<br />
k und der Drehgeschwindigkeit der Kurbelwelle<br />
stark veränderlich ist. Diese Schwankungen<br />
werden durch das Schwungrad ausgeglichen. Bei<br />
mehreren Zylindern bessern sich die Verhältnisse,<br />
und bei einem Sechszylinder treten nur mehr geringe<br />
Schwankungen auf.<br />
WO 360 SUO 720<br />
Abb.2 ...<br />
Das Tangentialdruckdiagramm.<br />
Die Motorleistung,<br />
Es gibt zwei Möglichkeiten, die von einem Motor<br />
erzeugte Leistung zu messen: Es kann entweder<br />
die nutzbar abgegebene, effektive Leistung Ne<br />
direkt oder die dem Arbeitswert des Kraftstoffs<br />
entsprechende Leistung, die sogenannte indizierte<br />
Leistung Ni gemessen und aus dieser aui Ne geschlossen<br />
werden.<br />
a) Die effektive oder Brerasleistung<br />
Ne.<br />
Darunter wird die tatsächlich vom Motor erzeugte<br />
und am Schwungrad feststellbare (abgebremste)<br />
Motorleistung verstanden. Sie wird dadurch<br />
bestimmt, dase das erzeugte Drehmoment M<br />
Abb.3<br />
Der Pronysche Zaum, das bekannteste Gerät zum Messen des<br />
Drehmomentes vnd der Leistung.<br />
gemessen und mittels Gleichung (3) auf die effektive<br />
Leistung Ne umgerechnet wird. Dieses «Abbremsen<br />
> des Motors kann am einfachsten mit<br />
dem Prony-Zaum (Abb.3) erfolgen. Das Drehmoment<br />
am Schwungradumfang ist M = R.r und<br />
ist gleich dem Brem6moment Q. 1. Nach Gleichung<br />
(3) ist<br />
M • a> M«3r-n M '• n • (Q<br />
Ne<br />
PS<br />
75 75-30 716 716<br />
Abb. 4<br />
Hydraulische Leistungsbremse.<br />
Die viertürige Limousine mit vier Fenstern. Auffallende Unterschiede gegenüber den bisherigen Ford-Typen sind die seitlich<br />
ausgebaute Karosserie, die geringe Gesamthöhe sowie die Stufe der Silhouette mit separatem Kofferraum. Weitere<br />
Karosserien sind eine zweitürige Coach, ein zweitüriges, vierfenstriges Coupe sowie ein zweitüriges Cabriolet.<br />
Wird der Hebelarm 1 = 0,716 m gewählt, 6O ergibt<br />
sich die einfache Beziehung<br />
Ne<br />
1000 PS<br />
Demselben Zweck dient die hydraulische<br />
(Froude-) Bremse (Abb. 4), bei der die Achse<br />
des zu bremsenden Rades mit einer Kreiselpumpe<br />
verbunden ist. Je mehr Leistung auf die Pumpe<br />
übertragen wird, um so stärker wird das drehbar<br />
gelagerte Pumpengestell mitgenommen. Bei der<br />
elektrischen Bremsung verdreht die vom<br />
Motor angetriebene Dynamomaschine ihr drehbar<br />
gelagertes Gehäuse, wobei auf einer Waage die<br />
Belastung Q abgelesen wird, aus der sich die Leistung<br />
wie oben ergibt.<br />
Bei den Windflügelbremsen wird dagegen<br />
der Luftwiderstand gemessen, dem eine rotierende<br />
Platte von bekanntem Flächeninhalt F<br />
ausgesetzt ist. Beträgt dieser Widerstand W kg, so<br />
ist die<br />
W • v<br />
effektive Motorleistung N e = • „, PS<br />
Bei der direkten elektrischen Messung<br />
ist eine Dynamomaschine direkt mit der Motorwelle<br />
gekuppelt und erzeugt elektrischen Strom.<br />
Wird dabei z. B. eine Spannung von 220 Volt bei<br />
einer Stromstärke von 15 Ampere festgestellt, so<br />
ist die elektrische Leistung 220.15 = 3300 Watt.<br />
Da 1 PS = 736 Watt ist, so entspricht die elektrische<br />
Leistung<br />
3300<br />
Ne,= — = 4,5 PS<br />
woraus 6ich die Motorleistung — bei bekanntem<br />
elektrischem Wirkungsgrad — mit<br />
2 • S-n<br />
und, da-<br />
mittlere Kolbengeschwindigkeit<br />
60<br />
Cm m/sec, so ergibt sich für die Leistung in PS<br />
ergibt<br />
Ne =<br />
«.. ~n an Wel 0,90<br />
b) Die indizierte Motorleistung Ni.<br />
Sie stellt die dem Wärme- (Arbeits)wert des<br />
Brennstoffs entsprechende Leistung abzüglich der<br />
unvermeidlichen thermischen Verluste innerhalb<br />
der Maschine dar und wird deshalb als indizierte<br />
Leistung bezeichnet, weil sie aus dem Indikatordiagramm<br />
(siehe weiter unten) bestimmt werden<br />
kann. Im folgenden bedeuten:<br />
D Zylinderbohrung in cm; S Kolbenhub in m;<br />
p Druck auf den Kolben in kg/cm J ; c m mittlere<br />
Kolbengeschwindigkeit in m/sec (ca. 2 bis 15<br />
m/sec}; F Kolbenfläche in cm 2 ; v c Volumen de6<br />
Kompressionsraumes in cm 3 ; vh Hubvolumen eines<br />
Zylinders in cm"; Vh = i. vh =? Gesamthubvolumen<br />
in allen i Zylindern in cm 3 .<br />
v c + Vn<br />
e =<br />
Der neue Ford<br />
(Von unseren amerikanischen Mitarbeitern)<br />
= 6 PS<br />
Seit letzten Freitag rollen von den Fliessbändern<br />
in Dearborn die ereten Exemplare des neuen<br />
Ford, der soeben herausgekommen ist. Das Modell<br />
1949, das man echon vor einiger Zeit erwartet<br />
hatte, bedeutet für Ford insofern eine Umwälzung,<br />
als damit eine vollständige Anpassung an die heutige<br />
technische Linie der amerikanischen Industrie<br />
vollzogen wurde. Ford gibt damit einige konstruktive<br />
Ideen, die seit der «Tin Lizzie» bei allen<br />
Ford-Produkten angewendet worden waren, auf.<br />
In seiner Formgestaltung hat der neue Ford<br />
ausserordentlich gewonnen. Er ist niedrig (158 cm<br />
beladen), langgestreckt, aber nicht übermässig lang<br />
(5 m) und in seiner Breite verhältnismässig bescheiden<br />
(182 cm). Der Motor ist nach vorn geschoben<br />
und die Sitze liegen noch besser als bisher innerhalb<br />
des Radstandes. Die Linienführung ist bemerkenswert<br />
elegant, ohne allzu wuchtig zu wirken.<br />
Innen haben die Karosserien alle an Breite gewonnen,<br />
obwohl im Interesse der Wendigkeit die äussere<br />
Breite und auch die Spurweite hinten etwas<br />
reduziert wurden.<br />
Wie bisher wird der. Ford mit einem V-&V oder<br />
einem Sechszylindermotor, beide mit annähernd<br />
4 Liter Hubraum, geliefert. Die Bremsleistungen<br />
betragen 100 PS für den Achtzylinder (wie bisher),<br />
95 PS (ako 15 PS mehr) beim Sechszylinder. An den<br />
Motoren wurden Detailverbesserungen in der Ansaugleitung<br />
'und der Kühlung eingeführt; der Treibstoffverbrauch<br />
wurde etwas reduziert.<br />
AWWeiferutfgen^sei einmal die Einführung eines<br />
gegen; Aufpreis erhältlichen Schnellgangs erwähnt.<br />
Ferner wurde das Fahrgestell vollkommen neu gestaltet<br />
und besitzt, wie heute alle Personenwagen<br />
der Ford-Geselkchaft, vorne Einzelradaufhängung<br />
mit Dreieck-Querlenkern und Schraubenfedern,<br />
hinten dagegen eine Starrachse mit Halbelliptikfedern.<br />
In Amerika wird der neue Ford bereits geliefert<br />
und kostet etwa 8 % mehr als seine Vorgänger, was<br />
in Anbetracht der gestiegenen Kosten als bescheiden<br />
angesehen wird. Es ist damit zu rechnen, dass<br />
er erst im Herbst in den ausländischen Montagewerken<br />
gebaut wird (was sich auch auf schweizerische<br />
Lieferungen bezieht. Red.).<br />
Henri Ford II (rechts) und sein Bruder Benson vor dem neuen<br />
Erzeugnis ihres Werkes. Das Gesicht des Ford 1949 erhält durch<br />
das kreisrunde Motiv in der Mitte seine eigene Prägung; die<br />
Front ist nicht überladen.<br />
Wegen des während des Arbeitstaktes stafk<br />
schwankenden Drucks erweist es sich als vorteilhaft,<br />
mit einem mittleren indizierten Druck pi m zu<br />
rechnen, dessen Grosse im Durchschnitt 6 bis 9 kg/<br />
cm- beträgt. (Ueber die Bestimmung von phn 6lehe<br />
weiter unten.) Damit ist die bei einem Hube geleistete<br />
Arbeit<br />
Ai = T>3<br />
Bei n Umdrehungen der Kurbelwelle in der<br />
nute macht der Kolben 2. n Takte/Minute,<br />
2 • S • n<br />
Mialso<br />
Takte in der Sekunde. Da jeder 4. Takt ein<br />
60<br />
%• n<br />
Arbeitstakt ist, so ergeben sich da'bei Arbeits-<br />
4-60<br />
takte/Sekunde. Demnach ist die vom Kolben sekundlich<br />
geleistete Arbeit<br />
Abb. 5a<br />
Indikatordiagramm<br />
eines Viertaktmotors.<br />
F • Cm • im<br />
300<br />
J? • S • Phn mkg<br />
Mit F m 3 - 100.F dm= und Sm = »/«.S dm<br />
wird<br />
Ni =<br />
900 900<br />
Die indizierte Leistung ist also vom Gesamthubvolumen<br />
(Literinhalt),, der Drehzahl und dem mittleren<br />
indizierten Druck abhängig. Der letztere<br />
hängt von der Konstruktion der Maschine und in<br />
erster Linie vom Verdichtungsverhältnis e ab. Ein<br />
hohes VerdichtungsverlT' - ; s hat einen gro6sen<br />
mittleren indizierten Druck und damit eine Leistungssteigerung<br />
zur Folge. Der Höhe von e sind<br />
aber mit Rücksicht ?uf die Eigenschaften des<br />
Brennstoffs (Selb' dlichkeit und Klopfneigung)<br />
Grenzen gi Jer Wert von e liegt im<br />
allgemeinen zwischen 6 und 8.<br />
(Fortsetzung Seite 13)<br />
PS<br />
4