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E_1949_Zeitung_Nr.022

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Automobil und Hochschule<br />

Ans einem Spielzeug für reiche Sportler<br />

hat sich das Motorfahrzeug im Lauf eines<br />

halben Jahrhunderts zu einem Faktor im<br />

Verkehrswesen entwickelt, dessen Bedeutung<br />

in alle möglichen Gebiete ausstrahlt.<br />

Während zu Beginn seines Aufschwungs der<br />

Pioniergeist einzelner Männer die anfänglich<br />

meteorhaften Fortschritte befruchtete, haben<br />

sich später die Wissenschaften des Verkehrsmittels,<br />

seiner Fahrbahn, seiner Verwendung<br />

und seiner gesetzlichen Standortsbestimmung<br />

angenommen. Während sich heute die ganze<br />

Welt mit den Strassenverkehrsproblemen im<br />

allgemeinen auch auf wissenschaftlicher Basis<br />

beschäftigt, waren es naturgemäss in<br />

erster Linie die Länder mit hochentwickelter<br />

Fahrzeugindustrie, die den Automobilbau zu<br />

einer neuen Richtung der alten Ingenieurwissenschaften<br />

ausgestalteten.<br />

Es dürfte wieder einmal der Zeitpunkt gekommen<br />

sein, zu untersuchen, wieweit das<br />

Automobil heute in der Schweiz Gegenstand<br />

wissenschaftlicher Betrachtung ist und ob<br />

dieses Ausmass den Anforderungen der<br />

Oeffentlichkeit entspricht. Die Automobiltechnik<br />

im Sinne konstruktiver und schöpferischer<br />

Tätigkeit war und ist in der<br />

Schweiz das Reservat ganz weniger Firmen,<br />

und eine Möglichkeit, dass die Schweiz sich<br />

auf diesem Gebiete je einmal in stärkerem<br />

Masse in das Geschehen einschalten kann,<br />

besteht kaum, mag man sich nun mit diesem<br />

Zustand einverstanden erklären oder nicht.<br />

Heute ist der Automobilbau die eigentliche<br />

Verkörperung der Massenfabrikation, und<br />

soweit sich noch Firmen mit kleinen und<br />

kleinsten Serien beschäftigen, handelt es sich,<br />

sollen sie auf die Dauer überhaupt lebensfähig<br />

bleiben, um Erzeuger von Sonderbauformen,<br />

die nicht den Normalfall darstellen.<br />

Das Fehlen einer grossen Automobilindustrie<br />

macht sich auch darin bemerkbar, dass<br />

die schweizerische Maschinenindustrie kaum<br />

je nach automobiltechnisch geschulten Ingenieuren<br />

verlangt hat. Die wenigen Firmen,<br />

die selbst Nutzfahrzeuge entwickeln und herstellen,<br />

haben einen derart geringen Bedarf<br />

an Automobil-Ingenieuren mft Hochschulbildung,<br />

dass diese Richtung an unseren<br />

technischen Hochschulen nie wirkliche Bedeutung<br />

erlangen konnte. Weil diese Schulen<br />

in erster Linie für denjenigen Ingenieurnachwuchs<br />

sorgen müssen, den die schweizerische<br />

Industrie verlangt, und sie anderseits von<br />

derselben Industrie wichtige Impulse für die<br />

Weiterentwicklung ihrer Lehrpläne empfangen,<br />

bedarf die bisher eher etwas stiefmütterliche<br />

Behandlung der Automobiltechnik an<br />

den schweizerischen Hochschulen keiner weiteren<br />

Begründung mehr. Dazu kommt noch,<br />

dass ein Maschineningenieur, der die sehr<br />

weitgehende Grundlagenschulung unserer<br />

Institute durchgemacht hat, sich ohne unüberwindliche<br />

Schwierigkeiten in den Autobau<br />

einarbeiten kann, um so mehr, als dessen<br />

wichtigstes Gebiet, nämlich der Bau von<br />

Verbrennungsmotoren, in der Schweiz je und<br />

je grosse Beachtung gefunden hat.<br />

Eine erst kürzlich von der FRS durchgeführte<br />

Umfrage über diesen Punkt ergab<br />

denn auch tatsächlich, dass die Nachfrage<br />

nach Automobil-Ingenieuren in der Industrie<br />

sehr gering ist. Damit fehlen allerdings Fachleute<br />

mit solcher Ausbildung dort, wo sie<br />

dringend benötigt würden, beispielsweise auf<br />

dem Gebiet der Armeefahrzeugkonstruktion<br />

u. a. m. Die guten Schöpfungen aus Gebieten<br />

des Fahrzeugbaues wie unsere vorzüglichen<br />

Nutzfahrzeuge, ferner Kommunalfahrzeuge,<br />

Elektromobile, Landwirtschaftsfahrzeuge, Anhänger,<br />

Spezialfahrzeuge und Motorräder aber<br />

beweisen, dass die wirklich befähigten<br />

Fachleute auch ohne spezifisch fachliche Betreuung<br />

durch die Hochschule ihren Weg<br />

finden können.<br />

fen werden müssen, wird sie bejahen. Glücklicherweise<br />

sind in dieser Richtung bereits<br />

Ansätze zu verzeichnen.<br />

War zu Beginn des Aufschwunges des<br />

Automobilismus der Strassenbau ein Gebiet,<br />

das nur den Strassenfachmann betraf und wo<br />

der Fahrzeugbauer einfach die Entscheidungen<br />

seines Kollegen vom Strassenbaufach<br />

hinzunehmen hatte, so verursachte der zahlenmässige<br />

Aufschwung des motorisierten<br />

Strassenverkehrs eine Aenderung der Verhältnisse.<br />

Die richtige Führung des Massenverkehrs<br />

auf der Strasse hat einen ebenso<br />

entscheidenden Einfluss auf den störungsfreien<br />

Ablauf des Verkehrsgeschehens wie<br />

die Gestaltung der Strasse, soweit sie vom<br />

Bauingenieur stammt, einerseits und die<br />

Konstruktion der Fahrzeuge anderseits. In<br />

den USA, dem Land mit dem dichtesten<br />

Motorfahrzeugverkehr, hat sich in den letzten<br />

Jahrzehnten eine neue Spezialrichtung<br />

der Ingenieurwissenschaften ausgebildet, die<br />

mit Traffic engineering bezeichnet<br />

wird. Der wissenschaftlich ausgebildete<br />

Strassenverkehrs-Ingenieur (das Gebiet selbst<br />

nennt man deutsch vielleicht am besten<br />

« Strassenverkehrs-Technik ») studiert den<br />

Fluss des Fahrzeugverkehrs, seine Regulierung,<br />

die Massnahmen zur Bekämpfung von<br />

Unfällen und koordiniert die oft schwierig<br />

zu verbindenden Faktoren Mensch, Fahrzeug<br />

und Strasse zu einem möglichst sicher,<br />

wirtschaftlich und zweckmässig funktionierenden<br />

Verkehrsganzen. Obwohl es schwierig<br />

wäre, in der Schweiz einen Lehrstuhl für<br />

dieses Gebiet allein einzurichten, macht sich<br />

dessen gänzliches Fehlen immer wieder störend<br />

bemerkbar. Mancher Fehlentscheid im<br />

Bau vonStrassenverkehrseinrichtungen, viele<br />

Differenzen zwischen Fahrzeugtechnik und<br />

Strassenbau Hessen sich vermeiden, wenn<br />

das Bindeglied, der verkehrstechnisch geschulte<br />

Ingenieur, solche Probleme bearbeiten<br />

würde. *<br />

Es lässt sich somit leicht erkennen, dass<br />

trotz des Mangels einer grossen Motorfahrzeugproduktion<br />

in der Schweiz Ingenieure<br />

benötigt werden, die vertiefte Kenntnisse aus<br />

dem Gebiet des Motorfahrzeugverkehrs besitzen.<br />

Dass die zahlreichen Probleme dieser<br />

Art bis heute wenn nicht vollkommen,^'so<br />

doch recht befriedigend gelöst werden konnten,<br />

stellt den Männern, die sich damit-zu<br />

befassen haben, und unter denen sich mancher<br />

Selfmademan befindet, das beste Zeugnis<br />

aus. Nachdem aber infolge des bevorstehenden<br />

Rücktrittes des jetzigen Inhabers des<br />

Der geringen Nachfrage nach Automobilkonstrukteuren,<br />

Entwicklungsfachleuten und<br />

Versuchs-Ingenieuren'" steht dagegen ein<br />

ebenso grosser Bedarf an Fachleuten für den<br />

Automobilbetrieb gegenüber. Ueberall<br />

dort, wo grosse Fahrzeugparks anzuschaffen,<br />

zu verwalten und die Fahrzeuge sachgemäss<br />

einzusetzen sind, verlangt man nach<br />

einwandfrei qualifizierten Automobilfachleuten.<br />

Während sich die meist aus dem Reparaturfach<br />

stammenden und an einer technischen<br />

Mittelschule weiter ausgebildeten<br />

Autotechniker an zahlreichen Stellen ausgezeichnet<br />

bewähren, macht sich anderseits<br />

ein immer grösserer Bedarf nach Autofachleuten<br />

mit Ingenieurausbildung bemerkbar,<br />

wobei das Schwergewicht der verlangten<br />

Wissensgebiete weniger in der Konstruktion<br />

als vielmehr im eigentlichen Automobilbetrieb<br />

liegt. Man kann mit Berechtigung die<br />

Frage aufwerfen, ob der Autobetrieb als solcher<br />

überhaupt Lehrgegenstand einer technischen<br />

Hochschule bilden soll; wer indessen<br />

die praktischen Bedürfnisse der schweizerischen<br />

Verkehrswirtschaft kennt und weiss,<br />

wie weittragende Entscheidungen oft getrofsich<br />

mit dem Automobilbau befassenden<br />

Lehrstuhls in nächster Zeit die Frage nach<br />

der zukünftigen Gestaltung des automobiltechnischen<br />

Unterrichtes an der Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule gelöst werden<br />

muss, wird sich eine Ausrichtung auf die tatsächlichen<br />

Bedürfnisse aufdrängen. Zweifellos<br />

wäre, vom rein technisch-wissenschaftlichen<br />

Standpunkt aus gesehen, ein Lehrstuhl<br />

ausschliesslich automobil-konstruktiver Richtung<br />

eine wertvolle Bereicherung der ETH,<br />

besonders da es nicht schwer fallen dürfte,<br />

hochqualifizierte Lehrkräfte zu gewinnen.<br />

Die weiter oben skizzierten Ueberlegungen<br />

lassen aber ein solches Vorgehen als wenig<br />

zweckmässig erscheinen. Dagegen verdient<br />

die Frage genaue Prüfung, ob die Ausbildung<br />

von Ingenieuren, die mit den betrieblichen,<br />

praktischen und verkehrstechnischen Seiten<br />

Verkehrssünder an den Pranger —<br />

ja oder nein?<br />

Seit einigen Monaten praktizieren die zuständigen<br />

Behörden der Kantone Zürich, Schwyz<br />

und Genf die Methode, die Namen schwerer<br />

Verkehrssünder, denen der Führerausweis entzogen<br />

werden musste — vor allem wegen wiederholter<br />

schwerer Verstösse gegen die Verkehrsvorschriften,<br />

wegen Angetrunkenheit am<br />

Lenkrad oder Verursachung eines Unfalls in<br />

diesem Zustand —, der Oeffentlichkeit bekanntzugeben.<br />

Von den Diskussionen und Kontroversen,<br />

zu denen dieses Vorgehen geführt hat,<br />

das auch in den kantonalen Parlamenten des<br />

Aargaus und des Thurgaus erörtert, aber vorläufig<br />

abgelehnt wurde, ist wohl jene Kleine Anfrage<br />

nicht unbeeinflusst geblieben, die der<br />

baselstädtischen Regierung die Publikation der<br />

Namen hemmungsloser Verkehrssünder nahelegte.<br />

Man will aber dort von einer solchen<br />

Massnahme nichts wissen und stützt sich hiebei<br />

auf ein Gutachten der Verkehrsabteilung des<br />

Polizeidepartements. Der Entzug des Führerausweises,<br />

heisst es da, stelle schon eine derart einsehneidende<br />

Massnahme in die persönlichen Verhältnisse<br />

des Betroffenen dar, dass diese nicht<br />

noch durch die öffentliche Namensnennung verschärft<br />

werden sollte. Ueberdies könne man<br />

nicht erwarten, dass von einer solchen öffentlichen<br />

Diskriminierung eine Verbesserung der<br />

Verkehrsdisziplin ausgehe. Deshalb solle die Erfahrung<br />

jener Kantone abgewartet werden,<br />

welche diese Massnahme eingeführt haben.<br />

Fast zu gleicher Zeit ist aber —ein Beweis<br />

dafür, wie stark die Auffassungen über diese<br />

Delegiertenversammlung des Verbandes Schweizerischer<br />

Militär-Motorfahrervereine<br />

In dieser, seiner dritten und gleichzeitig<br />

auch letzten Delegiertenversammlung hatte der<br />

VSMMV einen wichtigen Beschluss zu fassen,<br />

waren doch endlich die Verhandlungen um<br />

einen Zusammenschluss aller schweizerischen<br />

Militär-Motorfahrervereine dem Ziele wesentlich<br />

näher gerückt, nachdem die welschen Gesellschaften<br />

sich ihrerseits dazu entschliessen konnten.<br />

Es konnte deshalb nicht verwundern, dass<br />

mit einer einzigen Ausnahme alle Vereine ihr<br />

Delegiertenrecht voll beanspruchten. Dass auch<br />

unsere oberste Landesbehörde sich für das<br />

Schicksal dieses militärischen Verbandes interessiert,<br />

wurde durch die Anwesenheit von<br />

Oberst Ruf bewiesen, der Grüsse und Dank des<br />

Eidgenössischen Militärdepartementes, des Chefs<br />

der Ausbildung der Armee und des Chefs der<br />

Abteilung Heeresmotorisierung überbrachte. Der<br />

Versammlung folgten ferner als Gäste die Herren<br />

Nationalrat Dr. Wey, Stadtpräsident von<br />

Luzern, und Dr. Zurgilgen als Vertreter des<br />

Militärdepartementes des Kantons Luzern sowie<br />

Abgeordnete verschiedener militärischer Ver-<br />

einigungen der Leuchtenstadt.<br />

In seinem Tätigkeitsbericht gab der Verbandspräsident,<br />

Fourier Loosli, eine kurze Uebersicht<br />

über die bisher geleistete Arbeit, wobei in erster<br />

Linie die Jungmotorfahrerkurse erwähnt wurden.<br />

Leider konnte die verbandseigene Tätigkeit,<br />

d.h. die Ausbildung der Mitglieder, nur beschränkt<br />

ausgeübt werden, da die hierfür notwendigen<br />

Motorfahrzeuge von der Abteilung<br />

Heeresmotorisierung nicht zur Verfügung gestellt<br />

werden konnten. Dies wird jedoch ändern,<br />

sobald der Zusammenschluss aller Vereine erfolgt<br />

ist.<br />

Den Ausführungen von Oberstlt. Pontelli über<br />

die Vereinigung aller Militär-Motorfahrervereine<br />

zu einer schweizerischen Gesellschaft war zu<br />

entnehmen, dass die vielen Vorarbeiten gar oft<br />

auf Widerstand in allen Lagern stiessen. Zu<br />

gross waren die Unterschiede in den Auffassungen<br />

der welschen, der zentralschweizerischen<br />

und nicht zuletzt der zürcherischen Verbände.<br />

Endlich hat man jedoch eine Lösung gefunden,<br />

die im Rahmen des Möglichen allen Wünschen<br />

gerecht zu werden vermag: Ein Verband, der<br />

sich in verschiedene Untervereine gliedert und<br />

nach dem Vorortsprinzip gelenkt wird. Dabei ist<br />

in den Statuten vorgesehen, dass der Vorort<br />

wenn immer möglich im Turnus von einer<br />

welschen auf eine deutschsprachige Sektion<br />

übergeht und der Vizepräsident jeweilen aus dem<br />

andern Sprachgebiet erkoren wird als der Präsident.<br />

Es braucht demnach wirklich kein noch<br />

so initiativer Verband Bedenken wegen einer<br />

einseitigen. Verbandsleitung zu haben, und es<br />

AUTOMOBIL REVUE MITTWOCH, n. MAI <strong>1949</strong> - Nr. 22<br />

vom 8. Mai <strong>1949</strong> in Luzern.<br />

ist wohl anzunehmen* dass sieh das vorortssystem<br />

bewähren wird, sofern sich die richtigen<br />

Leute für das Zentralkomitee finden. Dieses<br />

enthält ausser den drei Mitgliedern des Vororts<br />

noch vier Sitze, die auf die andern angeschlossenen<br />

Vereine verteilt werden. Die Versammlung<br />

stimmte einmütig dem vorliegenden Statutenentwurf<br />

zu, durch den der Zusammenschluss<br />

des welschen mit dem zentralschweizerischen<br />

Verbände besiegelt wurde. Es bleibt nun<br />

nur noch .zu hoffen, dass sich auch die Zürcher<br />

zu diesem Schritt entschliessen können, und dies<br />

in ihrem ureigensten Interesse; denn wenn sie<br />

sich dem schweizerischen Verband nicht anschliessen,<br />

werden sie keine Subventionen, keine<br />

Militärmotorfahrzeuge zu Ausbildungszwecken<br />

und kein verbilligtes Benzin erhalten. Das EMD<br />

verhandelt über derartige Gesuche nur mit<br />

schweizerischen Verbänden, was durchaus zu<br />

verstehen ist; wie sollte es auch in der Lage<br />

sein, die Bedürfnisse aller einzelnen Sektionen<br />

zu prüfen?<br />

Ueber die Genehmigung des Statutenentwurfes<br />

zeigte sich Oberst Ruf sehr erfreut. Er<br />

wies auf die vornehme Aufgabe hin, die es in<br />

ausserdienstlicher Tätigkeit zu erfüllen gilt:<br />

Förderung der Bereitschaft und Weiterbildung<br />

des Fachwissens. Er hob aber auch die Schwierigkeiten<br />

hervor, die aus der Aufteilung der<br />

Motorfahrer auf die verschiedenen Waffengattungen<br />

zur Ausbildung durch die Militär-Motorfahrerverbände<br />

entstehen und gab der Hoffnung<br />

Ausdruck, dass die «Motorwägeler-Familie»<br />

schon bald nicht mehr ausschliesslich weinrot<br />

und gelb gesprenkelt sein werde; auch den<br />

Kameraden in den andern Waffengattungen soll<br />

der Weg in die Motorfahrer-Gesellschaften gewiesen<br />

werden. Äusserdem ersuchte er die Versammlung,<br />

das eigentliche Gebiet der Militärmotorfahrer,<br />

die Fahr- und Fachausbildung in<br />

allererster Linie zu pflegen. Mit der Aufforderung,<br />

das Steuerrad auf der Aermelpatte auch<br />

im Zivilleben hochzuhalten und sich entsprechend<br />

zu verhalten, und dem Appell, der Devise<br />

« Treue, Ehre, Vaterland » nachzuleben, schloss<br />

Oberst Ruf seine mit viel Beifall aufgenommenen<br />

Ausführungen.<br />

Nach dem geschäftlichen Teil, der speditiv<br />

und in erfreulichem Geiste abgewickelt wurde,<br />

verzog sich die Versammlung zu einem gemütlichen<br />

Beisammensein auf den Bürgenstock,<br />

nicht ohne das berechtigte Gefühl aus dem<br />

Grossratssaal in Luzern mitzunehmen, dem Geschick<br />

des Verbandes Schweizerischer Militär-<br />

Motorfahrervereine einen guten Schritt weitergeholfen<br />

zu haben.<br />

ger.<br />

des Motorfahrzeugwesens und selbstverständlich<br />

auch über den Fahrzeugbau im allgemeinen<br />

vertraut sein sollen, nicht sehr<br />

günstige Folgen nach sich ziehen könnte.<br />

Eine wertvolle Gepflogenheit will es, dass<br />

neben den eigentlichen Lehrstühlen an der<br />

ETH auch hochentwickelte Versuchs- und<br />

Prüfungsinstitute bestehen, die zum Teil,<br />

aber nicht vollständig, in der EMPA zusammengefust<br />

sind. Auf dem Gebiet der Automobiltechnik<br />

nun macht sich in der Schweiz<br />

besonders das Fehlen einer Institution bemerkbar,<br />

die die zahlreichen Hilfsemrichtungen,<br />

Nebenapparate usw. zu prüfen imstande<br />

ist, die immer wieder auf den Markt<br />

kommen und oft nur vom eigentlichen Automobilfachmann<br />

beurteilt werden können.<br />

Die ausserordentlich verdienstvolle Arbeit,<br />

die die EMPA in ähnlicher Weise auf dem<br />

Gebiete der Treib- und Schmierstoffe leistet,<br />

und die den Ruf dieser Institution weit über<br />

unsere Landesgrenzen hinausgetragen hat,<br />

könnte dadurch eine wertvolle Ergänzung<br />

erfahren. Glücklicherweise bestehen dazu die<br />

materiellen Voraussetzungen durch das Vorhandensein<br />

eines entsprechenden Laboratoriums.<br />

Wie nun im einzelnen die zukünftige Ausbildung<br />

der Ingenieure, die sich mit dem Motorfahrzeug<br />

zu befassen haben, auch gestaltet<br />

wird, so ist doch zu hoffen, dass sie den besonderen<br />

Bedürfnissen des schweizerischen<br />

Strassenverkehrswesens Rechnung trage und<br />

dass ihr in Zukunft vermehrte Beachtung geschenkt<br />

werden kann, entsprechend der<br />

immer grösseren Bedeutung des Motorfahrzeugs<br />

im Verkehrswesen der Schweiz.<br />

Frage auseinanderklaffen — im bernischen<br />

Grossen Rat eine Motion eingereicht worden,<br />

welche die Regierung zur Prüfung folgender<br />

Präventivmassnahmen einlädt:<br />

1. Veröffentlichung der Namen und Adressen<br />

von Fahrern, denen wegen Angetrunkenheit<br />

oder schwerer Verstösse gegen die Verkehrsvorschriften<br />

der Führerausweis für mindestens<br />

6 Monate entzogen werden musste;<br />

2. periodische Kontrolle der Fahrzeuge in bezug<br />

auf deren Bremsen, Beleuchtung und Lenkeinrichtung;<br />

3. Erhöhung der Zahl der fliegenden Polizeipatrouillen.<br />

Oeffentliche Anprangerung oder nicht —<br />

selbst in Fachkreisen herrscht darüber keine<br />

Einigkeit der Meinungen. Auch die interkantonale<br />

Kommission für das Motorfahrzeugwesen<br />

hat sich mit dieser umstrittenen Frage befasst<br />

und ist dabei, wie eine Meldung an anderer<br />

Stelle dieser Nummer besagt, zu einer Ablehnung<br />

der Namenspublikation gelangt, weil<br />

« triftige Gründe » dagegen sprechen. Wenn indessen<br />

— was anzunehmen steht — jene Kantone,<br />

die bereits zur öffentlichen Bekanntgabe<br />

schwerer Verkehrssünder übergegangen sind,<br />

diese Praxis weiterführen, dann wäre hier insofern<br />

eine gewisse einheitliche Regelung wünschenswert,<br />

als heute die Kriterien der Namensnennung<br />

voneinander abweichen, so dass der<br />

nämliche Fall, je nach dem Kanton, verschieden<br />

behandelt und damit eine Ungleichheit geschaffen<br />

wird.<br />

Massnahmen zur Verbesserung<br />

der Verkehrssicherheit<br />

Die Interkantonale Kommission<br />

für das Motorfahrzeugwesen tagte<br />

am 4. Mai <strong>1949</strong> unter dem Vorsitz von Herrn<br />

Regierungsrat Seematter, Polizeidirektor des<br />

Kantons Bern, in Zürich. Sie beendigte in dritter<br />

Sitzung ihre Beratungen über die Massnahmen<br />

zur Bekämpfung der Verkehrsunfälle und<br />

beschloss, den Regierungen der Kantone in<br />

einem Kreisschreiben bestimmte Vorschläge zu<br />

unterbreiten. Insbesondere wird ihnen nahegelegt,<br />

bei der Beurteilung der Gesuche um Erteilung<br />

des Lernfahrausweises einen strengen<br />

Maßstab anzulegen und namentlich auch die<br />

charakterliche Eignung der Bewerber genau zu<br />

prüfen. Ferner empfiehlt die Kommission u. a.<br />

die Durchführung strenger Führerprüfungen,<br />

den regelmässigen Verkehrsunterricht in den<br />

Schulen, die Intensivierung der polizeilichen<br />

Ueberwachung des Strassenverkehrs, auch in bezug<br />

auf die Einhaltung der Geschwindigkeitsvorschriften,<br />

die bauliche Verbesserung gefährlicher<br />

Strassenstellen und die periodische Prüfung<br />

aller Motorfahrzeuge auf ihre Verkehrstauglichkeit<br />

(Steuer, Bremsen, Scheinwerfer<br />

etc.).<br />

In der Frage der Publikation der Namen bei<br />

Führerausweisentzügen konnte sich die Kommission<br />

aus triftigen Gründen nicht entschliessen,<br />

die Veröffentlichung zu empfehlen.<br />

Im Hinblick auf die vielen schweren Unfälle<br />

mit Landwirtschaftstraktoren hat die Kommission<br />

äusserdem beschlossen, den Bundesrat zu<br />

ersuchen, noch vor der Revision der eidg. Automobilgesetzgebung<br />

Vorschriften zu erlassen, wonach<br />

diese Fahrzeuge mit Vorrichtungen ausgerüstet<br />

werden müssen, die im Verkehr den notwendigen<br />

Schutz bieten.<br />

Parkierungsaktion in Bern<br />

Die in der « AR » vom 27. April angekündigte<br />

Aktion der Berner Polizei zur besseren<br />

Ausnützung des vorhandenen Parkierungsraumes<br />

ist Montag, den 9. Mai, gestartet worden; sie<br />

wird bis einschliesslich 15. Mai dauern. Das Ziel,<br />

das sich die Polizeiorgane gesteckt haben, soll,<br />

wie dies bei derartigen Aktionen üblich ist, auf<br />

dem Wege der Belehrung und Aufklärung erreicht<br />

werden. Wie ein erster Blick in die Innenstadt<br />

lehrt, versprechen die Bemühungen der<br />

Polizei einen vollen Erfolg. Der grössere Einsatz<br />

der patrouillierenden Hüter der Ordnung ist in<br />

die Augen springend, und so kann es denn auch<br />

nicht verwundern, dass man mehr als üblich auf<br />

Motorfahrzeugführer stösst, welche in eine Diskussion<br />

mit einem Polizisten verwickelt sind,<br />

der sie auf irgendeinen Fehler beim Abstellen<br />

des Fahrzeuges aufmerksam macht.<br />

Selbstverständlich lässt sich heute, zu Beginn<br />

der Aktion, noch nicht viel berichten, doch hoffen<br />

wir, unseren Lesern in einer der nächsten<br />

Nummern- einen ausführlicheren Bericht über<br />

unsere Beobachtungen sowie die bei der Aktion<br />

gesammelten Erfahrungen vorlegen zu können.

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