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verstanden haben, Menschen zum Singen<br />
anzuregen, sie für das Chorsingen zu be<br />
geistern."<br />
Ohne die vielfältigen Leistungen der Chö<br />
re wäre unsere Musikszene erheblich är<br />
mer, meinte der Minister. Die Zelter-Pla<br />
kette sei nicht nur eine Ehrung für erwor<br />
bene Verdienste, sie solle zugleich auch<br />
Mut zur weiteren Traditionspflege ma<br />
chen.<br />
Würdiges Geburtstagsgeschenk<br />
Aus Anlaß des 100jährigen Bestehens des<br />
„Sängerbund" hatte dieser den Kölri<br />
llännergesangverein 1842 in die Tumhaiife<br />
der Realschule in Merkstein eingela<br />
den. <strong>Der</strong> weltberühmte Chor fand viele<br />
hundert Zuhörer, die ein Konzert erlebten,<br />
das mehr als ein würdiges Geburtstagsge<br />
schenk war.<br />
Zu Beginn begrüßte Stadtdirektor Ernst<br />
Römer, der neben dem stellvertretenden<br />
Bürgermeister Josef Ubachs und CDU-<br />
FraktionsVorsitzenden Franz-Josef Terodde<br />
zum Konzert gekommen war, den Köl<br />
ner Chor und dankte „im Namen des Ge<br />
burtstagskindes". Daß dieser Dank ge<br />
rechtfertigt war, zeigte der Verlauf des<br />
Konzertes.<br />
Professor Hermannjosef Rübben ist ein<br />
auch optisch effektvoller Dirigent, der sei<br />
ne über 100<br />
Männer mit unerbittlicher<br />
Präzision führt. Da kommt jedes Crescen<br />
do, jeder Endkonsonant, jede dynamische<br />
Schattierung. Bei den schwungvollen Ab<br />
schlägen mit dem zurückfedernden Halte<br />
punkt neigt der Chor dann aber zu leich<br />
ten Schlußakzenten; ein Problem, das alle<br />
haben, die sehr präzise singen.<br />
Wies pontan es aber auch geht, zeigten die<br />
Z' ^en, die am Schluß des Konzertes eirli^^^ürmisch<br />
applaudierenden Publikum<br />
geboten wurden.<br />
Bleibende Erinnerung<br />
Rübbens Programm war ein wenig unaus<br />
gewogen, bot aber gerade im ersten Teil<br />
wirkliche Höhepunkte der Männerchorliteratur.<br />
Gleich zu Anfang Purcells „Sound<br />
the trumpet" mit seinem ungeheuren Ahfangscrescendo<br />
und seinen Fanfaren wur<br />
de zur bleibenden Erinnerung des Abends<br />
ob seiner musikalisch differenzierten Wie<br />
dergabe. Auch Willi Giesens romantisch<br />
harmonisiertes „Er wird herrschen" zeigte<br />
den Kölner Männergesangverein von sei<br />
ner stärksten Seite: riesiger dynamischer<br />
Umfang und Ausgewogenheit in allen<br />
Stimmen.<br />
Die Sopranistin Maria Brecht setzte bei<br />
mehreren Programmpunkten ihren lyri<br />
schen, etwas gedeckt klingenden Sopran<br />
in angenehmer Weise ein.<br />
Die zum 150. Todestag von Franz Schubert<br />
gebotenen Werke waren klug ausgewählt<br />
und ließen musikalisch keine Wünsche of<br />
fen. Rübben entwickelte geschickt die so<br />
schwierigen dynamisch-agogischen Über<br />
gänge und phrasierte sehr genau am Text.<br />
So entstand eine romantische, aber nicht<br />
schmalzige Interpretation Schubertscher<br />
Musik in ihrer ganzen Hintergründigkeit. '<br />
Daß der Pianist Emil Gerhardt statt des<br />
angekündigten Es-Dur-Impromptus mit<br />
seinen perlenden Läufen und dem drama<br />
tischen Mittelsatz das geschundene in As-<br />
Dur spielte, sei ihm nicht verziehen, schon<br />
weil die agogischen Übergänge und Ritardandi<br />
viel zu hastig waren, die Melodie im<br />
harmonischen Teil zu hart klang und im<br />
Mittelteil mit seinen Arpeggien und Ak<br />
kordschlägen statt der Dramatik nur eirie<br />
Etüde das Resultat war.<br />
Als Begleiter hatte er alle Tugenden; an<br />
passungsfähig und zuverlässig zurückhal<br />
tend wurde er hier seiner Aufgabe ge<br />
recht<br />
<strong>Der</strong> dem Volkslied gewidmete Teil brachte<br />
unter dem Thema „Lob der Jägerei" u.a.<br />
auch einige Kompositionen des Dirigenten.<br />
Rübben, der im ersten Teil mit seinem<br />
„Psalm des Kosmos" einen nachhaltigen<br />
Eindruck ob der gelungenen kompositorschen<br />
Anlage und der geschickten Text<br />
ausdehnung hinterließ, konnte mit den<br />
nachfolgenden Kompositionen von Her<br />
mann Erdien und August von Othegraven<br />
nicht konkurrieren. Es fehlten einfach die<br />
humorvollen Einfälle und musikalischen<br />
Motive, die die anderen Kompositionen so<br />
ansprechend machten.<br />
An der Spitze...<br />
Bei den Liedern der Welt stachen beson<br />
ders Leos Janaceks „Wahre Liebe" und<br />
Kan Ishiis „Sohran Bushi" hervor. Beim<br />
letztgenannten zeigte der Kölner Chor,<br />
wie perfekt er Dynamik, Sprechgesang<br />
und Summen beherrscht. Mit einem<br />
schwungvollen „Hab mein Wagen vollge<br />
laden" von Wilhelm Heinrichs endete der<br />
offizielle Teil dieses Konzertes, das als<br />
weiterer Beweis dafür gelten darf, daß der<br />
Männerchorgesang nicht tot ist. Was er<br />
braucht, ist Qualität. Und da stehen die<br />
Kölner von der Besetzung, Homogenität,<br />
Präzision und musikalischer Auffassung<br />
her sicherlich an der Spitze. T.W.