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Die musikalische Welt begeht dieses Jahr den<br />
150. Todestag Schuberts mit zahlreichen Ver<br />
anstaltungen und Konzerten, in denen seine<br />
Vokal- und Instrumentalwerke erklingen wer<br />
den. Auch der KMGV wird in einem Konzert<br />
seiner gedenken.<br />
Mir sei es gestattet, aus diesem Grunde einen<br />
kurzen Beitrag über Leben und Wirken Franz<br />
s( berts dem <strong>Burgbote</strong>n zur Verfügung zu<br />
stellen. Wenn auch die Literatur über Franz<br />
Schubert mittlerweile sehr umfangreich ist<br />
und aus über 4000 Arbeiten bestehen soll,<br />
unternehme ich den Versuch einer Würdigung<br />
nicht, weil ich Neues zu sagen hätte, sondern<br />
um Bekanntes und weniger Bekanntes in<br />
knapper Form ins rechte Licht zu rücken .<br />
Besteht doch die große Wahrscheinlichkeit,<br />
daß Schuberts Liedschaffen gerade bei Sän<br />
gern stärker im Vordergrund steht, und sei<br />
ne Instrumentalwerke, vielleicht mit Ausnah<br />
me der bekanntesten, wie der H-moll-Sinfonie<br />
und anderer eine geringere Beachtung<br />
gefunden haben. Ein weiterer Grund drängt<br />
mich geradezu zu diesem Beitrag, weil Musi<br />
ker von Rang, Komponisten und Kapellmei<br />
ster Schuberts Grösse zu seinen Lebzeiten<br />
fa-^t ausschließlich unterschätzt haben.<br />
1, A seiner engsten Freunde und Mitschüler,<br />
Randhartinger und Lachner, sagten nach<br />
Schuberts frühem Tode (19.11.1828);,,Es<br />
tut mir doch leid, daß er bis zu seinem Tode<br />
ein Stück Dilettant geblieben ist" (Randhar<br />
tinger) und Lachner:,, Schade, daß Schu<br />
bert nicht soviel gelernt hat wie ich, sonst<br />
wäre er bei seinem außerordentlichen Ta<br />
lent auch ein Meister geworden." Für uns<br />
Heutige ist es außerordentlich betrüblich,<br />
solche Äußerungen zu vernehmen. Doch<br />
trösten wir uns mit Bemerkungen von zwei<br />
glühenden Schubertverehrern, die sich später<br />
Franz Schubert zum Gedenken<br />
um das Werk Schuberts große Verdienste er<br />
worben haben: Robert Schumann und Jo<br />
hannes Brahms. Letzterer sagte einmal:,. Es<br />
gibt unter all den Hunderten von Schubert<br />
l iedern kein einziges, aus dem unsereins nicht<br />
irgendetwas lernen könnte!,," und Schumann:<br />
„Er hat Töne für die feinsten Empfindungen.<br />
So tausendgestaltig sich das Menschendichten<br />
und - trachten bricht, so vielfach die Schubertsche<br />
Musik." Beide übernahmen im Lied<br />
schaffen Schuberts Erbe und führten das<br />
Lied zu weiteren Höhen. Schumanns größtes<br />
Verdienst um das Werk Schuberts besteht<br />
darin, daß er sich anläßlich eines Besuches<br />
bei Schuberts Bruder Ferdinand Ende der<br />
30er Jahre um den reichen und unveröffentlichen<br />
Notenschatz Schuberts, darunter die<br />
Partitur der großen C-dur-Sinfonie, kümmerte.<br />
Die unzähligen Manuskripte, die zu Lebzei<br />
ten Schuberts keinen Verleger fanden, denen<br />
man kaum einen Blick gönnte und von denen<br />
kaum etwas aufgeführt worden ist, ließ Schu<br />
mann katalogisieren. Er bewog Felix Mendelssohn-Bartoldy,<br />
diese bis jetzt schlummernde<br />
große C-dur-Sinfonie, heute die 9. genannt,<br />
aufzuführen, was 1839 mit größtem Erfolg<br />
im Leipziger Gewandhaus geschah.<br />
Um Franz Schubert würdigen und gerecht be<br />
urteilen zu können, erscheint mir wesentlich<br />
zu beachten, in welche Zeit er gestellt war.<br />
Erinnern wir uns : Napoleon hatte Europa<br />
überrannt. 1815 tanzte der Wiener Kongreß,<br />
und Europa wurde durch Metternich neu ge<br />
ordnet. Mozart war bei Schuberts Geburt<br />
schon 6 Jahre tot, seine Werke waren jedoch<br />
schon Allgemeingut zumindest der gebildeten<br />
musiklaischen Welt geworden. Josef Haydn<br />
lebte noch, dessen Streichquartette und Sin<br />
fonien Mozart und Beethoven inspiriert ha-