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Der Burgbote 1978 (Jahrgang 58)

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Die musikalische Welt begeht dieses Jahr den<br />

150. Todestag Schuberts mit zahlreichen Ver<br />

anstaltungen und Konzerten, in denen seine<br />

Vokal- und Instrumentalwerke erklingen wer<br />

den. Auch der KMGV wird in einem Konzert<br />

seiner gedenken.<br />

Mir sei es gestattet, aus diesem Grunde einen<br />

kurzen Beitrag über Leben und Wirken Franz<br />

s( berts dem <strong>Burgbote</strong>n zur Verfügung zu<br />

stellen. Wenn auch die Literatur über Franz<br />

Schubert mittlerweile sehr umfangreich ist<br />

und aus über 4000 Arbeiten bestehen soll,<br />

unternehme ich den Versuch einer Würdigung<br />

nicht, weil ich Neues zu sagen hätte, sondern<br />

um Bekanntes und weniger Bekanntes in<br />

knapper Form ins rechte Licht zu rücken .<br />

Besteht doch die große Wahrscheinlichkeit,<br />

daß Schuberts Liedschaffen gerade bei Sän<br />

gern stärker im Vordergrund steht, und sei<br />

ne Instrumentalwerke, vielleicht mit Ausnah<br />

me der bekanntesten, wie der H-moll-Sinfonie<br />

und anderer eine geringere Beachtung<br />

gefunden haben. Ein weiterer Grund drängt<br />

mich geradezu zu diesem Beitrag, weil Musi<br />

ker von Rang, Komponisten und Kapellmei<br />

ster Schuberts Grösse zu seinen Lebzeiten<br />

fa-^t ausschließlich unterschätzt haben.<br />

1, A seiner engsten Freunde und Mitschüler,<br />

Randhartinger und Lachner, sagten nach<br />

Schuberts frühem Tode (19.11.1828);,,Es<br />

tut mir doch leid, daß er bis zu seinem Tode<br />

ein Stück Dilettant geblieben ist" (Randhar<br />

tinger) und Lachner:,, Schade, daß Schu<br />

bert nicht soviel gelernt hat wie ich, sonst<br />

wäre er bei seinem außerordentlichen Ta<br />

lent auch ein Meister geworden." Für uns<br />

Heutige ist es außerordentlich betrüblich,<br />

solche Äußerungen zu vernehmen. Doch<br />

trösten wir uns mit Bemerkungen von zwei<br />

glühenden Schubertverehrern, die sich später<br />

Franz Schubert zum Gedenken<br />

um das Werk Schuberts große Verdienste er<br />

worben haben: Robert Schumann und Jo<br />

hannes Brahms. Letzterer sagte einmal:,. Es<br />

gibt unter all den Hunderten von Schubert<br />

l iedern kein einziges, aus dem unsereins nicht<br />

irgendetwas lernen könnte!,," und Schumann:<br />

„Er hat Töne für die feinsten Empfindungen.<br />

So tausendgestaltig sich das Menschendichten<br />

und - trachten bricht, so vielfach die Schubertsche<br />

Musik." Beide übernahmen im Lied<br />

schaffen Schuberts Erbe und führten das<br />

Lied zu weiteren Höhen. Schumanns größtes<br />

Verdienst um das Werk Schuberts besteht<br />

darin, daß er sich anläßlich eines Besuches<br />

bei Schuberts Bruder Ferdinand Ende der<br />

30er Jahre um den reichen und unveröffentlichen<br />

Notenschatz Schuberts, darunter die<br />

Partitur der großen C-dur-Sinfonie, kümmerte.<br />

Die unzähligen Manuskripte, die zu Lebzei<br />

ten Schuberts keinen Verleger fanden, denen<br />

man kaum einen Blick gönnte und von denen<br />

kaum etwas aufgeführt worden ist, ließ Schu<br />

mann katalogisieren. Er bewog Felix Mendelssohn-Bartoldy,<br />

diese bis jetzt schlummernde<br />

große C-dur-Sinfonie, heute die 9. genannt,<br />

aufzuführen, was 1839 mit größtem Erfolg<br />

im Leipziger Gewandhaus geschah.<br />

Um Franz Schubert würdigen und gerecht be<br />

urteilen zu können, erscheint mir wesentlich<br />

zu beachten, in welche Zeit er gestellt war.<br />

Erinnern wir uns : Napoleon hatte Europa<br />

überrannt. 1815 tanzte der Wiener Kongreß,<br />

und Europa wurde durch Metternich neu ge<br />

ordnet. Mozart war bei Schuberts Geburt<br />

schon 6 Jahre tot, seine Werke waren jedoch<br />

schon Allgemeingut zumindest der gebildeten<br />

musiklaischen Welt geworden. Josef Haydn<br />

lebte noch, dessen Streichquartette und Sin<br />

fonien Mozart und Beethoven inspiriert ha-

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