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Kraftvolle Steigerungen<br />
Schubert-Abend-des KMGV im Gürzenich<br />
Kölner Stadtanzeiger<br />
vom 9. November <strong>1978</strong><br />
Von Marge Schuchardt<br />
Zum Schubert-Gedenkjahr<br />
einen Beitrag zu leisten, war der<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
besonders berufen. Ungezählte<br />
Male hat er an diesem Namen<br />
seine Kultur in Tonbildung und<br />
Vortrag demonstrieren können,<br />
und., unter seinen namhaften Dim<br />
Ten war über Generationen<br />
m. .reg nicht einer, der diesen<br />
Komponisten nicht mit beson<br />
derer Liebe gepflegt hätte. So<br />
auch Hermannjosef Rübben, der<br />
mit dem KMGV das diesjährige<br />
Winterkonzert im Gürzenich<br />
ausschließlich dem Wiener<br />
Meister widmete.<br />
Es sei lobend vermerkt, daß er<br />
sich dabei nicht nur auf die be<br />
liebtesten Zugnummern be<br />
schränkte, sondern — in be<br />
scheidenem Maße.— auf weni<br />
ger Bekanntes zurückgriff. Aber<br />
es ist und bleibt eine traurige<br />
Erfahrung, daß höchstens ein<br />
Drittel des Schubertschen Chor<br />
schaffens noch eine lebendige<br />
Pflege erfährt. Hier könnte noch<br />
Pionierarbeit geleistet werden.<br />
Das wäre auch aus einem an<br />
deren Grunde zu begrüßen.<br />
Rübben und seine Sänger haben<br />
nämlich — wie der Abend wie<br />
derum bewies — zu dem von<br />
Schubert repräsentierten Ideal<br />
des romantisch-homophonen<br />
Klanges eine besonders enge<br />
Beziehung. Fast selbstverständ<br />
lich, daß die Tücken der Harmo<br />
nik mühelos gemeistert wurden<br />
und eine breite Skala dynami<br />
scher und farblicher Tönungen<br />
zur Verfügung ,stand.<br />
Das schließt echte romanti<br />
sche Wärme nicht aus, .wie sich<br />
beispielsweise in „Die Nacht",<br />
der „Nachtigall" und dem<br />
„Nachtgesang ijü, Walde" zdigte.<br />
Köstlich wutden auch' die<br />
nächtliche Gondelfahrer-A-ttnosphäre<br />
und das humorig-bizarre<br />
„Ständchen" (Solist Dirk Schor<br />
temeier) beschworen. Besonders<br />
gut korrespondierende Stimmen<br />
einer Chorgruppe traten in „<strong>Der</strong><br />
Entfernten" und „Zum Rund<br />
tanz" hervor. Zu kraftvollen<br />
Steigerungen holte Rübben in<br />
„Die Allnacht" (Solist Alfons<br />
Jonen) und dem Mittelteil der<br />
„Nachthelle" aus (Solist Klaus<br />
Heider). Als intensiv deutender<br />
Liedinterpret Schuberts gefiel<br />
der Bassist Franz Müller-Heuser<br />
in drei Sololiedern.<br />
Alle Solisten sind Mitglieder<br />
des Kölner Vocal-Consorts,<br />
einem vor allem für Renaissan<br />
ce-Musik qualifizierten Ensem<br />
ble, das im romantischen Vor<br />
tragsstil seinen Anlagen etwas<br />
entfremdet wurde. In ihren Bei<br />
trägen assistierte der Gitarrist<br />
Werner Kämmerling. Ein Son<br />
derlob verdient der kultivierte<br />
Mitgestalter am Flügel, Jürgen<br />
Glauß.<br />
Kölnische Rundschau vom 6. November <strong>1978</strong><br />
j^MGVsang zu Ehren<br />
von Franz Schubert<br />
Ausgewogenes Programm im Gürzenich<br />
VON VOLKER BUNGARDT<br />
Zum 150. Todestag Franz<br />
Schuberts veranstaltete der<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
1842 im Großen Saal des Gür<br />
zenich ein Chorkonzert mit<br />
Werken des Meisters. Unter<br />
der künstlerischen Gesamtlei<br />
tung von Hermannjosef Rübben<br />
war ein Programm zusammen<br />
gestellt worden, das an Ab-<br />
" wechslung und Ausgewogen<br />
heit nichts zu wünsdien übrig<br />
ließ.<br />
In drei voneinander getrenn<br />
ten Abteilungen buldigte man<br />
dem Genius Schuberts in sei<br />
nem ,.Lob Gottes", seinem „Lob<br />
Her Natur" und dem „Lob der<br />
Nacht". Trotz der beeindrukkenden<br />
Zahl von über 200 San<br />
gesfreunden war es fast ein<br />
kammermusikalisch intimes<br />
Konzert, denn Rübben legt es<br />
vor allem auf einen weichen,<br />
biegsamen, dabei durchaus vo<br />
luminösen und kompakten<br />
Männerchorklanig an.