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Konzert in memoriam Wilhelm Pitz<br />
<strong>Der</strong> Kölner Männergesang-Verein sang in der Abtei Kornelimünster<br />
Aachen. — Gäste von „auswärts" muUten<br />
den Aachenern zeigen, daß man Wilhelm<br />
Pitz, einen von Aachens großen Mu.siksöhnen,<br />
noch nicht vergessen hat. <strong>Der</strong> Kölner<br />
Männer-Gesang-Verein, dessen Geschicke<br />
der 1973 verstorbene große Chonneister<br />
von 1950 bis 1957 geleitet hat, gedachte<br />
seines Ehrenchormei-stcrs Wilhelm Pitz in<br />
(nn weihnachtlichen Konzert unter sei-<br />
.) Dirigenten t^rofessoi Hermann-Jo.set'<br />
Rübben in der alten Abteikirche Korneli<br />
münster; in dem Ort also, wo Willlelm<br />
Pitz seine letzleii Lebensjahre vei-braclit<br />
hat und wo heute noch der Wohnsitz der<br />
Witwe Erna Pitz ist. So ist diese.s Ge<br />
dächtniskonzert für den ehemaligen<br />
Aachener Chordirektor und ersten Kapell<br />
meister der Oper, der als Leiter des Bay<br />
reuther Festspielchores und als Gründer<br />
und Leiter des Londoner Philharmonia<br />
Chorus Weltruhm erlangte, eine Tat, an<br />
der sich die Aachener ein Beispiel nehmen<br />
sollten.<br />
Eine Tat, die im übrigen die rechte Reso<br />
nanz fand. In der stimmungsvollen Abtei<br />
kirche am Korneliusmarkt war kein Sitz<br />
platz mehr zu haben. Dem entsprach das<br />
Bild der imposanten Männerschar im Chor<br />
der Abtei. Rund zweihundert mögen es<br />
gewesen sein, die auf Hermann-Josef<br />
Rübbens Kommando hören, eine Zahl, die<br />
Aachener Freunde des Männergesangs<br />
wehmutsvoll an längst versunkene Aache<br />
ner Herrlicfikeiten denken läßt. Dem<br />
quantitativen Aulgebot entspricht im<br />
y ''e dieses deutschen Renommier-Män-<br />
H ,hores auch die Qualität: Wo hört man<br />
ansonsteü noch einen .solch runden und<br />
ausgewogenen Mä^nerchorklang, wo solch<br />
strahlende Tenöre, wo eine solche Sauber<br />
keit der Intonation?<br />
Sicherlich, man könnte sich manches Mal<br />
eine größere Flexibilität und Geschmei<br />
digkeit der Linie und der Dynamik wün<br />
schen, vor allem bei den schlichten Weih<br />
nachtssätzen von Leonhart Schröter und<br />
Michael Praetoriu... Daß man dies auch<br />
beherrscht, zeigte die ausgewählte Cliorgruppe<br />
unter der Leitung von Ludwig<br />
Weber bei Sätzen von Francois Duboi.<<br />
und Walter Rein. Wenn allerdings der Ge-<br />
.samtchor zu Hermann-Josef Rübbens imperialen<br />
Gebärden Flor Peters' ,.Te Deum"<br />
schrnettert, dann i.st das schon beeindnikkend.<br />
Imponierend auch der Einsatz für<br />
die neuere Chormu.sik wie Rübbeiis<br />
..Psalm des Kosmos" und Wolfgang Stef<br />
fens „<strong>Der</strong> Herr ist rnein Eel.s". Hier liiestätigt<br />
sich nicht zuletzt die hohe chorerzie<br />
herische Qualifikation des Dirigenten.<br />
Akademische Würden zeichnen auch den<br />
Organisten aus: Professor Clemens Ganz<br />
aus Köln begleitete den Chor, ein wegen<br />
der großen Entfernung zwischen Chor und<br />
Orgelempore nicht immer leichtes Unter<br />
fangen, und steuerte in gekonnter Weise<br />
Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge<br />
d-MolI und da.s Finale aus der zweiten<br />
Orgelsymphonie von Charles Marie Widor<br />
bei. Mit kernigem und dennoch weichem<br />
Tiinbre und makelloser Linie sang die im<br />
letzten Mornent für Edith Kerte.sz-Gabry<br />
eingesprungene Sopranistin Leslet Bollin<br />
ger zwei Arien aus Händeis ,,Messias". Al<br />
les in allem ein Abend, der seines Anlas<br />
ses würdig war.<br />
B. Thomas