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Die Weltseele hat, was das erste Veiiiältniss angelit, alle<br />
lebenden Wesen hervorgebracht, indem sie Wuum das Leben einhauchte,<br />
dieselben zugleich geschmückt, geordnet und bewegt. Indem<br />
die Seele in den Körper <strong>des</strong> Himmels hinabsteigt, giebt sie ihm<br />
Leben, Unsterblichkeit, Bewegung; sie macht ihn zu eiriem Wesen<br />
voll Gliicksehgkeit und Würde, während er trüber ein todter Leib<br />
war, Wasser, Erde und Finsterniss der Materie. Die Weltseele ist<br />
aber erhabnerer Natur als die Dinge, welche sie hervorbringt.<br />
Letztere werden und vergehen , aber die Weltseele bleibt ewig. —<br />
Es entsteht lerner die Frage, wie sich die Seele im All und in den<br />
Individuen verbreite, wie sie den ganzen Himmel umfasse. Zunächst<br />
antwortet <strong>Plotin</strong> nur im Bilde: wie die Sonne ein dunkles Gewölk<br />
erleuchtet und umsäumt, so umfasst die Weltseele den Himmel.<br />
Sie theilt sich der ganzen Masse <strong>des</strong> Universums mit, und zwar<br />
verhält sie sich dabei nicht wie die Körper sich verhalten, von denen<br />
der eine hier, der andere dort sich befindet, der eine so, der andere<br />
so sich verhält, von denen die einen im Gegensatz, die andern im<br />
Zusammenhang mit einander stehen. Die Seele verhält sich nicht<br />
aut diese Weise, denn sie ist weder in Theile getheilt, noch flösst<br />
sie jeglichem Theil einzeln das Leben ein. Sie belebt alle zugleich,<br />
ist in jedem ganz gegenwärtig; sie ist sowohl in Betreff ihrer Einheit<br />
als ihrer Universalität dem vovg ähnlich. —<br />
Durch die Weltseele ist die Welt vergöttlicht , daraus folgt<br />
dann die Göttlichkeit der Weltseele selbst und, da unsere Seele<br />
ähnlich der Weltseele ist, die gottartige Natur unserer Seele. —<br />
Auf der andern Seite hat die Weltseele aber auch ein Verhältniss<br />
zur göttlichen Vernunft, aus welchem ihre eigne göttliche<br />
Natur noch viel klarer hervorgeht. Die Vernunft ist ihr gleichsam<br />
benachbart, die Seele ist ein Bild, ein loyog, eine svsQysia<br />
derselben. Sie entlässt dieselbe aus sich, wie das Feuer die Wärme<br />
ausströmen lässt. Die Seele tritt dabei nicht ganz aus dem vovg<br />
heraus, sondern theilweise beharrt sie in ihm, theilweise aber besitzt<br />
sie eine von ihm gesonderte Existenz.<br />
Indem die Seele votn vovg ausgeht, ist sie idealer Natur, sie<br />
vermag, um willen <strong>des</strong> Verhältnisses zu ihm, zu überlegen und zu<br />
denken und ist vollendet. Wenn die Seele den vovg betrachtet,<br />
so ist sie im Inbesitz der Dinge, die er denkt und bewirkt. Diese<br />
allein sind wahre Wirksamkeiten der Seele, da sie aus der eigentlichen<br />
Heimath der Seele stammen, während dass die schlechten