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MUSIK<br />
FOTOS: IAN DEVANEY<br />
INTERVIEW<br />
LISA STANSFIELD<br />
Vier Jahre nach ihrem erfolgreichen<br />
Album „Seven“ meldet<br />
sich die Soulkönigin mit dem Album<br />
„Deeper“ zurück. Und kommt auf Tour!<br />
Du arbeitest von Anfang an mit Ian Devaney<br />
zusammen, auch bereits lange<br />
bevor ihr geheiratet habt – schon in<br />
eurer ersten Band Blue Zone mit Andy<br />
Morris …<br />
Ich war 14, als wir uns bei einer Aufführung<br />
in der Schule zum ersten Mal getroffen<br />
haben. Er war in der Schulband und ich eine<br />
Cabaret-Sängerin. Aber richtig kennengelernt<br />
haben wir uns erst, als ich gerade 18<br />
war und mich mit einem Typen in einem Pub<br />
verabredet hatte. Und der war so langweilig!<br />
Gerade, als der kurz auf der Toilette<br />
verschwand, tauchte Ian auf – mit Andy. Ich<br />
rief: „Helft mir! Bitte kommt her, setzt euch<br />
zu mir!“ Dann begannen wir sofort, über<br />
Musik zu reden – und so wurde die Band<br />
gegründet.<br />
Wenn man mit seinem Musikpartner<br />
ein Leben teilt, ist man dann ständig<br />
dabei, neue Lieder zu schreiben?<br />
Wir haben wortwörtlich hunderte Songs –<br />
wir schreiben immer. Es dauerte zwei Monate,<br />
das alles für dieses Album durchzugehen,<br />
auch die Fetzen, die wir auf unseren Handys<br />
aufgenommen haben und die betrunkenen<br />
Messages … (lacht) Es ist wirklich ein Horror,<br />
alles, was du auf dem Handy hast, durchzuarbeiten,<br />
wenn du schon vorher weißt, dass<br />
die Hälfte davon Müll ist. Aber da sind dann<br />
eben auch Diamanten dazwischen.<br />
Nicht nur das Cover von „Ghetto Heaven“,<br />
sondern auch viele Tracks wie<br />
„Everything“ oder „Desire“ erwecken<br />
den Eindruck, dass ihr für „Deeper“ mit<br />
eurem Kopf in den späten 80ern und<br />
frühen 90ern wart.<br />
Ich würde es auch so beschreiben. Das erste<br />
Album war ja letztlich der Geburtshelfer<br />
für alle folgenden – deshalb haben sie bis<br />
heute vieles von diesem genetischen Code<br />
mitbekommen und weitergegeben.<br />
Im Song „Hercules“ ist ein Sample von<br />
John Carpenter!<br />
Es ist aus „Assault – Anschlag bei Nacht“.<br />
Darum sage ich am Ende des Songs auch<br />
„Got a smoke?“ (lacht) Es ist das Einzige,<br />
was einer der Charaktere, Napoleon, im ganzen<br />
Film spricht. Die Jungs wussten nicht,<br />
dass ich es sagen würde und wir haben<br />
nur noch gelacht! Wir wollten dieses kleine<br />
Stückchen aus dem Soundtrack schon<br />
lange in eines unserer Lieder packen, es war<br />
nur eine Frage, wann es passieren würde<br />
– und hier passte es, denn es ist ein sehr<br />
tougher Song. Und John Carpenter gab uns<br />
die Freigabe, weil er unser Lied offensichtlich<br />
mochte.<br />
Ein weiteres Lied, das mir auffiel, ist<br />
„Just Can’t Help Myself“, bei dem die<br />
Hi-Hats und die Snare aus dem Drum<br />
& Bass-Kosmos sind …<br />
Ich liebe dieses Lied, denn es ist dadurch so<br />
edgy. Es geht in dem Stück auch ursprünglich<br />
um Abhängigkeit. In vielen dieser Songs<br />
geht es um mehr, nicht nur um Liebe, auch<br />
wenn es so scheinen mag. Du kannst von<br />
Liebe abhängig sein wie von Koks oder<br />
Alkohol oder Zigaretten – und ich habe es<br />
damals über Zigaretten geschrieben, weil ich<br />
sie nicht aufgeben konnte.<br />
Hast du es denn mittlerweile geschafft?<br />
Ja, schon vor neun Jahren!<br />
Die Basis eurer Musik kommt zu einem<br />
großen Teil aus der Klubwelt – es wird<br />
also bestimmt auch wieder Remixe<br />
geben.<br />
Ja, es sind auch schon welche in Auftrag<br />
gegeben. Allerdings mag ich es nicht, wenn<br />
man einfach nur das Tempo erhöht und der<br />
Groove verloren geht. Sie sollen nicht so wie<br />
die Originale sein, aber sie so zu ändern, dass<br />
nichts davon übrig bleibt, finden wir dumm.<br />
Wenn keine Melodie oder gar keine Stimme<br />
mehr dabei ist … Aber es gibt einige, die gute<br />
Remixe machen können.<br />
*Interview: Christian K.L. Fischer<br />
Lisa live<br />
1.5. München, Philharmonie, 4.5. Leipzig,<br />
Haus Auensee, 5.5. Hamburg, Mehr!-<br />
Theater, 6.5. Berlin, Friedrichstadt-Palast,<br />
8.5. Stuttgart, Theaterhaus, 10.5. Frankfurt,<br />
Alte Oper W-Festival, 11.5. Düsseldorf,<br />
Capitol Theater, 13.5. Hannover,<br />
Theater am Aegi