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rik April 2018

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be .brussels<br />

KÖLN 7<br />

Igor<br />

diskriminiert, weil man schwul ist oder eine andere Nationalität<br />

hat. Ich kann hier mit einem Mann Arm in Arm über die Straße<br />

gehen, und das interessiert keinen. Ich werde hier in eine Disco<br />

reingelassen, hier schaut keiner in dein Gesicht und sagt: ‚Du<br />

kommst hier nicht rein.‘ Hier habe ich bislang keinen Rassismus<br />

erfahren, keine Probleme mit Polizisten, keine Probleme mit<br />

Männern oder Frauen.“ Einziger Wermutstropfen: „Hier will<br />

man mein Schwulsein nicht anerkennen. Das Amt sagt, dass<br />

ich aus anderen Gründen hier wäre. Ich bekomme alle drei bis<br />

vier Monate meine Duldung verlängert. Ich würde gerne eine<br />

Ausbildung machen oder arbeiten, am liebsten als Friseur, aber<br />

ich darf das nicht, weil das Ausländeramt mich immer noch<br />

nicht als Flüchtling anerkannt hat. Darum habe ich immer<br />

noch keine Papiere. Ich will nicht zurück dahin, da werde ich<br />

umgebracht.“<br />

Jalal kam im September 2015 aus Syrien nach Deutschland.<br />

Er kam über Jordanien in die Türkei, von dort mit einem Boot<br />

nach Griechenland. Über Mazedonien, Serbien, Ungarn und<br />

Österreich nach München. Manchmal zu Fuß, manchmal mit<br />

dem Zug. Geflohen ist er vor dem Krieg. Und weil er schwul<br />

ist. „Es ist sehr schwierig als schwuler Mensch. Weder die<br />

Regierung, die Gesellschaft, noch die Familie akzeptiert das.<br />

Wenn die Regierung weiß, dass ich schwul bin, darf ich nicht<br />

arbeiten. Ich darf niemandem sagen, dass ich schwul bin.“<br />

Schwierig für jemanden, der aus der Uni kommt und ins<br />

Berufsleben einsteigt. Selbstverleugnung als Alltag. „Ich habe<br />

Wirtschaftswissenschaften studiert, Fachrichtung Finanzierung<br />

und Bankwesen, und abgeschlossen. Ich wollte noch den<br />

Master machen, konnte das aber wegen des Kriegs nicht.“<br />

Mittlerweile ist Jalal im Deutschkurs auf C1-Niveau, sodass<br />

ihn nur noch eine Prüfung von der Uni trennt. Seine Zeugnisse<br />

wurden auch alle anerkannt, dennoch möchte er erst eine<br />

Ausbildung zum Bankkaufmann machen, „um Fuß zu fassen<br />

in Deutschland. Zumindest möchte ich erst die Ausbildung<br />

machen und dann den Master.“ Und wie kommt er hier mit<br />

dem Leben zurecht? „Anfangs hatte ich Angst zu sagen, dass<br />

ich schwul bin, habe aber im Laufe der Zeit gemerkt, dass das<br />

den Menschen nichts ausmacht, dass sogar die Heterosexuellen<br />

das akzeptieren. Und dass das Gesetz mich schützt.“ Nicht<br />

der einzige Unterschied, der ihm aufgefallen ist. „Bei uns in<br />

Syrien ist es so, dass wenn ich jemanden besuche und etwas<br />

zu trinken angeboten bekomme, ich es drei Mal ablehne und<br />

erst bei der vierten Frage annehme. Ich habe hier einen Freund<br />

besucht und er hat mich gefragt, ob ich was trinken möchte,<br />

und ich habe abgelehnt. Er hat einfach Okay gesagt und die<br />

Sache war für ihn gegessen.“ *sd<br />

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Brussels Pride<br />

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