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be .brussels<br />
KÖLN 7<br />
Igor<br />
diskriminiert, weil man schwul ist oder eine andere Nationalität<br />
hat. Ich kann hier mit einem Mann Arm in Arm über die Straße<br />
gehen, und das interessiert keinen. Ich werde hier in eine Disco<br />
reingelassen, hier schaut keiner in dein Gesicht und sagt: ‚Du<br />
kommst hier nicht rein.‘ Hier habe ich bislang keinen Rassismus<br />
erfahren, keine Probleme mit Polizisten, keine Probleme mit<br />
Männern oder Frauen.“ Einziger Wermutstropfen: „Hier will<br />
man mein Schwulsein nicht anerkennen. Das Amt sagt, dass<br />
ich aus anderen Gründen hier wäre. Ich bekomme alle drei bis<br />
vier Monate meine Duldung verlängert. Ich würde gerne eine<br />
Ausbildung machen oder arbeiten, am liebsten als Friseur, aber<br />
ich darf das nicht, weil das Ausländeramt mich immer noch<br />
nicht als Flüchtling anerkannt hat. Darum habe ich immer<br />
noch keine Papiere. Ich will nicht zurück dahin, da werde ich<br />
umgebracht.“<br />
Jalal kam im September 2015 aus Syrien nach Deutschland.<br />
Er kam über Jordanien in die Türkei, von dort mit einem Boot<br />
nach Griechenland. Über Mazedonien, Serbien, Ungarn und<br />
Österreich nach München. Manchmal zu Fuß, manchmal mit<br />
dem Zug. Geflohen ist er vor dem Krieg. Und weil er schwul<br />
ist. „Es ist sehr schwierig als schwuler Mensch. Weder die<br />
Regierung, die Gesellschaft, noch die Familie akzeptiert das.<br />
Wenn die Regierung weiß, dass ich schwul bin, darf ich nicht<br />
arbeiten. Ich darf niemandem sagen, dass ich schwul bin.“<br />
Schwierig für jemanden, der aus der Uni kommt und ins<br />
Berufsleben einsteigt. Selbstverleugnung als Alltag. „Ich habe<br />
Wirtschaftswissenschaften studiert, Fachrichtung Finanzierung<br />
und Bankwesen, und abgeschlossen. Ich wollte noch den<br />
Master machen, konnte das aber wegen des Kriegs nicht.“<br />
Mittlerweile ist Jalal im Deutschkurs auf C1-Niveau, sodass<br />
ihn nur noch eine Prüfung von der Uni trennt. Seine Zeugnisse<br />
wurden auch alle anerkannt, dennoch möchte er erst eine<br />
Ausbildung zum Bankkaufmann machen, „um Fuß zu fassen<br />
in Deutschland. Zumindest möchte ich erst die Ausbildung<br />
machen und dann den Master.“ Und wie kommt er hier mit<br />
dem Leben zurecht? „Anfangs hatte ich Angst zu sagen, dass<br />
ich schwul bin, habe aber im Laufe der Zeit gemerkt, dass das<br />
den Menschen nichts ausmacht, dass sogar die Heterosexuellen<br />
das akzeptieren. Und dass das Gesetz mich schützt.“ Nicht<br />
der einzige Unterschied, der ihm aufgefallen ist. „Bei uns in<br />
Syrien ist es so, dass wenn ich jemanden besuche und etwas<br />
zu trinken angeboten bekomme, ich es drei Mal ablehne und<br />
erst bei der vierten Frage annehme. Ich habe hier einen Freund<br />
besucht und er hat mich gefragt, ob ich was trinken möchte,<br />
und ich habe abgelehnt. Er hat einfach Okay gesagt und die<br />
Sache war für ihn gegessen.“ *sd<br />
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