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Die Türen der Kirche würden immer offen stehen – auch nach dem Austritt, betont<br />
Bischof Hermann Glettler.<br />
RS-Foto: Hackl<br />
erlichkeiten teilgenommen und konnten<br />
rasch Albert Markt als „Aushilfspfarrer“<br />
gewinnen. Wann können die Gläubigen<br />
mit einem neuen Pfarrer rechnen?<br />
Glettler: Ab 1. September 2018. Albert<br />
Markt hat sich in einer unglaublich<br />
engagierten und einfühlsamen<br />
Weise im Seelsorgeraum eingefügt.<br />
Danke dafür! Einige Oetzer haben mir<br />
gesagt, sie hätten den Eindruck, als ob<br />
er schon immer dort gewesen wäre.<br />
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RS: Sie stellen Ihr neues Buch über<br />
den „unbequemen Jesus“ vor: Was war<br />
Ihr Antrieb, das Buch zu verfassen?<br />
Glettler: Da ich Jesus als wichtigste<br />
Person der Menschheitsgeschichte<br />
und als zentrale Gestalt unseres<br />
Glaubens sehr schätze, wollte ich ein<br />
besonderes Buch über ihn schreiben.<br />
Es tut mir leid, dass wir oft über Gott<br />
sprechen, als ob Jesus nie auf der Erde<br />
gelebt hätte. Er ist die Zugänglichkeit<br />
Gottes, das offene Herz Gottes in<br />
Person. Ich habe den Eindruck, dass<br />
man sich oft nahezu schämt, über<br />
Jesus zu sprechen. Warum denn?<br />
Vielleicht deshalb, weil man nur das<br />
Bild von einem „lieben Jesus“ im<br />
Kopf hat, so eine Märchenfigur für<br />
Kinder, mit der man mit Recht nichts<br />
mehr anfangen kann. Deswegen war<br />
es mir wichtig, diese Momente seines<br />
Sprechens und Handelns herauszuarbeiten,<br />
wo er herausfordert, wo seine<br />
Gestalt sehr fremd daherkommt und<br />
wo er durchaus auch Konflikte provoziert.<br />
Wenn das Bild von Jesus plastischer<br />
wird, dann kann es vielleicht<br />
auch für Menschen interessant werden,<br />
die sonst mit Kirche eigentlich<br />
kaum was am Hut haben. Jesus ist die<br />
offene Tür zu Gott hin, aber auch die<br />
notwendige Tür, um den Menschen,<br />
also uns selbst in unserer Größe und<br />
Abgründigkeit zu begreifen. Jesus ist<br />
kein Toter, sondern ein Lebendiger.<br />
Das feiern wir jetzt zu Ostern.<br />
4./5. April 2018<br />
RS: Welche moderne Bedeutung kann<br />
die Osterbotschaft mit der überlieferten<br />
Auferstehung Jesu in einer Gesellschaft<br />
haben, welche die stete Gegenwart des<br />
Todes mit Leistungsdruck und Vergnüngungssucht<br />
auszublenden versucht?<br />
Glettler: Tatsächlich leben wir in einer<br />
Gesellschaft, die unter dem Diktat<br />
des maximalen Erfolges und der Optimierung<br />
aller Lebensbereiche steht. In<br />
Folge dessen wird alles, was Tod, Älterwerden<br />
oder Schwächerwerden betrifft,<br />
verdrängt und ausgeblendet. Vielleicht<br />
liegt der Grund für diese Entwicklung<br />
darin, dass man nicht mehr an ein ewiges<br />
Leben glaubt. Wer jedoch an die Auferstehung<br />
glaubt, also an ein Leben nach<br />
dem Tod, kann wesentlich entspannter<br />
und gelassener sein Leben führen. Um<br />
dieses einmalige irdische Leben in Freude,<br />
Dankbarkeit und Gelassenheit führen<br />
zu können, braucht es jedoch einen<br />
größeren Horizont. Dieser öffnet sich<br />
durch das Geheimnis von Tod und Auferstehung<br />
Jesu. Das ist kein Märchen.<br />
Wer an den Auferstandenen glaubt und<br />
mit ihm zu leben beginnt, empfängt<br />
neue Lebensenergie, mehr Lebensfreude<br />
und die nötige Kraft zum Richtig-<br />
Dasein – mit beiden Beinen auf dieser<br />
Erde. Und: Ein österlicher Mensch kann<br />
sich über Sorge um das eigene Glück<br />
hinausreichend um seinen Nächsten<br />
kümmern. Etwas provokant formuliert:<br />
Ostern ermöglicht Solidarität!<br />
RS: Auch zum Beispiel hinsichtlich<br />
der Flüchtlingssituation?<br />
Glettler: Ja, wo auch immer die<br />
Hilfe jetzt notwendig ist! Wenn ich<br />
nur dieses eine begrenzte Leben habe,<br />
in dem ich nichts versäumen darf,<br />
dann wird jede Anforderung von außen,<br />
jede Bitte um Hilfestellung ein<br />
Problem. Das können wir leider beobachten:<br />
Der unmittelbar Nächste,<br />
ob Flüchtling oder sonst jemand, der<br />
Hilfe, Zeit, Geld oder einen Wohnraum<br />
braucht, wird irgendwie zu einer<br />
Bedrohung meiner als begrenzt empfundenen<br />
Möglichkeiten. Wer jedoch<br />
weiß, dass er sich selbst der Großzügigkeit<br />
Gottes verdankt, kann leichter<br />
auch offener und großzügiger mit Hilfesuchenden<br />
umgehen.<br />
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RUNDSCHAU Seite 17