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„Ostern ermöglicht Solidarität!“<br />
Bischof Hermann Glettler im ausführlichen RUNDSCHAU-Interview<br />
Wie jedes Jahr lud die Diözese Innsbruck zu den traditionellen<br />
Ostergesprächen ein. Mit der RUNDSCHAU sprach Bischof<br />
Hermann Glettler unter anderem über die vielen Anforderungen<br />
der digitalen Welt für das Priestertum, über die zahlreichen<br />
Seelsorgeräume im Tiroler Oberland sowie über eine moderne<br />
Bedeutung der Osterbotschaft. Im ausführlichen Interview nahm<br />
Bischof Hermann Glettler aber auch zur Position der Frau in der<br />
katholischen Kirche detailliert Stellung.<br />
Foto: Diözese Innsbruck/Aichner<br />
Von Albert Unterpirker<br />
RUNDSCHAU: Herr Bischof, was<br />
macht für Sie eine moderne Kirche aus?<br />
Bischof Hermann Glettler<br />
(schmunzelt): Es geht nicht um modern<br />
oder weniger modern, sondern<br />
um eine Aufmerksamkeit für den Ruf<br />
Gottes im Jetzt, in dieser konkreten<br />
Gesellschaft. Kirche muss sich immer<br />
in der Kultur des Landes „beheimaten“,<br />
um orts- und zeitgemäß das<br />
Evangelium zu verkünden. Modern<br />
im positiven Sinn ist eine Kirche, die<br />
innerlich beweglich bleibt und keine<br />
Angst hat, sich den neuen Herausforderungen<br />
zu stellen. Es gilt dabei immer<br />
eine Balance zu finden, zwischen<br />
Tradition und Innovation, zwischen<br />
Bewahrung des Bewährten und notwendigen<br />
Veränderungen. Mit Sicherheit<br />
geht es nicht um ein mutwilliges<br />
Modern-Sein-Wollen.<br />
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RS: Braucht ein moderner Bischof eine<br />
eigene Website oder wie der Papst ein eigenes<br />
Twitter-Konto, um sich heutzutage<br />
Gehör zu verschaffen?<br />
Glettler (lacht): In den Social-Medias<br />
sind wir leider noch sehr schlecht<br />
aufgestellt, aber wir arbeiten daran.<br />
Eine eigene Website des Bischofs wird<br />
es sicher nicht geben, da reicht jene der<br />
Diözese. Was einen eigenen Facebookoder<br />
Twitter-Auftritt betrifft, sind wir<br />
am Überlegen. Natürlich sind diese<br />
Netzwerke sehr brauchbar, um Menschen<br />
zu erreichen, die nie ein Pfarrblatt<br />
oder den „Tiroler Sonntag“ lesen<br />
würden.<br />
RS: Wie können die Anforderungen<br />
der modernen, digitalen Welt überhaupt<br />
noch vom – durchaus in die Jahre gekommenen<br />
– katholischen Priestertum bewältigt<br />
werden?<br />
Glettler: Den längst stattfindenden<br />
Kulturbruch, den die unumkehrbare<br />
Globalisierung und Digitalisierung<br />
mit sich bringen, haben wir als Gesellschaft<br />
in seinen ganzen Auswirkungen<br />
noch nicht erfasst – immer noch raschere<br />
Informationsströme, noch größere<br />
Datenmengen, noch intensivere<br />
Gleichzeitigkeit mit allem, was auf unserem<br />
Globus passiert… Wer kann das<br />
überblicken, verstehen, verdauen? Das<br />
katholische Priestertum hat zumindest<br />
ganz tiefe religiöse und kulturelle<br />
Wurzeln, was einer Standhaftigkeit für<br />
die Zukunft ja auch nicht abträglich<br />
ist. Vielleicht wird gerade durch die<br />
technische Perfektionierung der Kommunikation<br />
die reale Begegnung von<br />
Mensch zu Mensch wieder wertvoller.<br />
Das zeichnet sich ja schon längst<br />
ab. Persönliche, seelsorgliche Begegnungen,<br />
Zuhören, Dasein – und in der<br />
Liturgie das Leben der Menschen vor<br />
Gott bringen: Das sind die ursprünglichen<br />
Stärken der Kirche. Die Liturgie<br />
muss natürlich aufgeschlossen sein,<br />
d.h. den Sorgen und Anliegen der<br />
Menschen einen Raum geben. Aber<br />
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Bischof Hermann Glettler: „Ostern ermöglicht Solidarität!“<br />
sie muss auch widerständig sein gegen<br />
zu rasche oder oberflächliche Anpassungen.<br />
Ort und Zeit, Worte, Gesänge<br />
und Gesten sind dem Heiligen und (!)<br />
den Menschen verpflichtet.<br />
RS: Haben Sie nicht auch manchmal<br />
das Gefühl, dass Frauen (allgemein<br />
– nicht nur Ordensfrauen) ebenso gute<br />
Priester wären wie Männer?<br />
Glettler: Bestimmt könnten viele<br />
Frauen dies auch gut machen. Aber<br />
wir haben in der katholischen Kirche<br />
nicht diese Tradition. Eine Änderung<br />
würde mit großer Sicherheit zu einem<br />
Bruch führen. Aber an dieser Stelle<br />
sei betont: Frauen haben in unserer<br />
Kirche nicht nur in den Orden eine<br />
große Bedeutung, sondern auch in den<br />
zentralen Stellen der Diözese. Einige<br />
Leitungsposten von zentralen Ämtern<br />
sind mit Frauen besetzt. Auf der katholischen<br />
Fakultät unterrichten Frauen,<br />
ebenso im Religionsunterricht an allen<br />
Schultypen. Und selbstverständlich<br />
sind viele Frauen in den Pfarrgemeinden<br />
und ihren Gremien mitgestaltend<br />
und mitverantwortlich für die Pastoral<br />
aktiv. Ich weiß natürlich, dass durch<br />
den Ausschluss von Frauen von den<br />
Weiheämtern in der Körpersprache der<br />
Kirche ein Manko wahrgenommen<br />
wird. Da gibt es eine reale Spannung.<br />
Darf ich es trotzdem nochmals wiederholen:<br />
Viele Frauen bringen Gott sei<br />
Dank jetzt schon ihre Charismen, ihre<br />
Glaubenserfahrungen und ihr Wissen<br />
sehr, sehr stark und fruchtbar in unsere<br />
Kirche ein.<br />
RS: Was erhoffen Sie sich von den<br />
Dekanatswahlen im Bezirk Imst?<br />
Glettler: Ich hoffe, dass wieder ein<br />
guter Dekan gewählt wird, der die Verantwortung<br />
für den Zusammenhalt<br />
der Kirche vor Ort wahrnehmen kann.<br />
Jedes Dekanat sollte ein Wir-Gefühl<br />
entwickeln und sich fragen: Was ist unser<br />
Auftrag als Kirche in dieser Region,<br />
in diesem konkreten Umfeld? Welche<br />
Schwerpunkte setzen wir? Es muss<br />
nicht jede Pfarre, auch nicht jeder Seelsorgeraum<br />
alles machen. Ideal wäre ein<br />
kreatives Miteinander von besonderen<br />
Begabungen und bewusst gewählten<br />
Schwerpunkten. Ich wünsche mir in<br />
Zukunft noch eine intensivere Zusammenarbeit<br />
in den Dekanaten.<br />
RS: Herr Bischof, was sagen Sie speziell<br />
den Katholiken, die aus der katholischen<br />
Kirche ausgetreten sind?<br />
Glettler: Ich möchte ihnen sagen,<br />
dass wir diese Entscheidung sehr<br />
ernst nehmen und respektieren. Gerne<br />
bieten wir jedoch die Möglichkeit<br />
zu einem Gespräch an: Wolfgang<br />
Meixner, ein Diözesanpriester (Tel.<br />
0676 87307404) nimmt sich dafür die<br />
Zeit. Es kann doch sein, dass eine Enttäuschung,<br />
die zum Austritt geführt<br />
hat, keine Relevanz mehr hat. Oder<br />
es hat jemand gerade durch eine zeitweise<br />
Distanzierung die Bedeutung der<br />
Kirche für sich neu entdeckt. In jedem<br />
Fall sind Ausgetretene nicht von der<br />
Kirche geächtet. Vielleicht kommt für<br />
jemanden auch die Zeit eines neuen<br />
Fragens oder einer spirituellen Sehnsucht<br />
– dann könnte der Moment sein,<br />
einen Kircheneintritt zu erwägen. Die<br />
Türen der Kirche stehen jedenfalls immer<br />
offen. Die Zahl der Wieder-Eintretenden<br />
wird jährlich auch größer.<br />
RS: Der Seelsorgeraum Oetz-Sautens<br />
verlor mit Ewald Gredler seinen Pfarrer.<br />
Sie haben spontan an den Begräbnisfei-<br />
RUNDSCHAU Seite 16 4./5. April 2018