03.04.2018 Aufrufe

IM KW 14

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

GRATIS für alle Besucher die am Eventtag zu uns kommen<br />

„Ostern ermöglicht Solidarität!“<br />

Bischof Hermann Glettler im ausführlichen RUNDSCHAU-Interview<br />

Wie jedes Jahr lud die Diözese Innsbruck zu den traditionellen<br />

Ostergesprächen ein. Mit der RUNDSCHAU sprach Bischof<br />

Hermann Glettler unter anderem über die vielen Anforderungen<br />

der digitalen Welt für das Priestertum, über die zahlreichen<br />

Seelsorgeräume im Tiroler Oberland sowie über eine moderne<br />

Bedeutung der Osterbotschaft. Im ausführlichen Interview nahm<br />

Bischof Hermann Glettler aber auch zur Position der Frau in der<br />

katholischen Kirche detailliert Stellung.<br />

Foto: Diözese Innsbruck/Aichner<br />

Von Albert Unterpirker<br />

RUNDSCHAU: Herr Bischof, was<br />

macht für Sie eine moderne Kirche aus?<br />

Bischof Hermann Glettler<br />

(schmunzelt): Es geht nicht um modern<br />

oder weniger modern, sondern<br />

um eine Aufmerksamkeit für den Ruf<br />

Gottes im Jetzt, in dieser konkreten<br />

Gesellschaft. Kirche muss sich immer<br />

in der Kultur des Landes „beheimaten“,<br />

um orts- und zeitgemäß das<br />

Evangelium zu verkünden. Modern<br />

im positiven Sinn ist eine Kirche, die<br />

innerlich beweglich bleibt und keine<br />

Angst hat, sich den neuen Herausforderungen<br />

zu stellen. Es gilt dabei immer<br />

eine Balance zu finden, zwischen<br />

Tradition und Innovation, zwischen<br />

Bewahrung des Bewährten und notwendigen<br />

Veränderungen. Mit Sicherheit<br />

geht es nicht um ein mutwilliges<br />

Modern-Sein-Wollen.<br />

08.APRIL<br />

The Acoustic Band18<br />

LIVE ab 12.00 UHR<br />

SONNENTERRASSE<br />

bei schlechter Witterung im Sonnblick<br />

Bergrestaurant Sonnblick, Hochsöldenstraße 17, A-6450 Sölden<br />

T +43 5254 200 32, tris@riml.com, riml.com, www.sonnblick.riml.com<br />

RS: Braucht ein moderner Bischof eine<br />

eigene Website oder wie der Papst ein eigenes<br />

Twitter-Konto, um sich heutzutage<br />

Gehör zu verschaffen?<br />

Glettler (lacht): In den Social-Medias<br />

sind wir leider noch sehr schlecht<br />

aufgestellt, aber wir arbeiten daran.<br />

Eine eigene Website des Bischofs wird<br />

es sicher nicht geben, da reicht jene der<br />

Diözese. Was einen eigenen Facebookoder<br />

Twitter-Auftritt betrifft, sind wir<br />

am Überlegen. Natürlich sind diese<br />

Netzwerke sehr brauchbar, um Menschen<br />

zu erreichen, die nie ein Pfarrblatt<br />

oder den „Tiroler Sonntag“ lesen<br />

würden.<br />

RS: Wie können die Anforderungen<br />

der modernen, digitalen Welt überhaupt<br />

noch vom – durchaus in die Jahre gekommenen<br />

– katholischen Priestertum bewältigt<br />

werden?<br />

Glettler: Den längst stattfindenden<br />

Kulturbruch, den die unumkehrbare<br />

Globalisierung und Digitalisierung<br />

mit sich bringen, haben wir als Gesellschaft<br />

in seinen ganzen Auswirkungen<br />

noch nicht erfasst – immer noch raschere<br />

Informationsströme, noch größere<br />

Datenmengen, noch intensivere<br />

Gleichzeitigkeit mit allem, was auf unserem<br />

Globus passiert… Wer kann das<br />

überblicken, verstehen, verdauen? Das<br />

katholische Priestertum hat zumindest<br />

ganz tiefe religiöse und kulturelle<br />

Wurzeln, was einer Standhaftigkeit für<br />

die Zukunft ja auch nicht abträglich<br />

ist. Vielleicht wird gerade durch die<br />

technische Perfektionierung der Kommunikation<br />

die reale Begegnung von<br />

Mensch zu Mensch wieder wertvoller.<br />

Das zeichnet sich ja schon längst<br />

ab. Persönliche, seelsorgliche Begegnungen,<br />

Zuhören, Dasein – und in der<br />

Liturgie das Leben der Menschen vor<br />

Gott bringen: Das sind die ursprünglichen<br />

Stärken der Kirche. Die Liturgie<br />

muss natürlich aufgeschlossen sein,<br />

d.h. den Sorgen und Anliegen der<br />

Menschen einen Raum geben. Aber<br />

RETRO<br />

FOTOSHOOTING<br />

mit Skiausrüstung<br />

aus den 40igern<br />

Ausrüstung stellen<br />

wir zur Verfügung<br />

Alpine Lifestyle Partys & Tradition<br />

Bischof Hermann Glettler: „Ostern ermöglicht Solidarität!“<br />

sie muss auch widerständig sein gegen<br />

zu rasche oder oberflächliche Anpassungen.<br />

Ort und Zeit, Worte, Gesänge<br />

und Gesten sind dem Heiligen und (!)<br />

den Menschen verpflichtet.<br />

RS: Haben Sie nicht auch manchmal<br />

das Gefühl, dass Frauen (allgemein<br />

– nicht nur Ordensfrauen) ebenso gute<br />

Priester wären wie Männer?<br />

Glettler: Bestimmt könnten viele<br />

Frauen dies auch gut machen. Aber<br />

wir haben in der katholischen Kirche<br />

nicht diese Tradition. Eine Änderung<br />

würde mit großer Sicherheit zu einem<br />

Bruch führen. Aber an dieser Stelle<br />

sei betont: Frauen haben in unserer<br />

Kirche nicht nur in den Orden eine<br />

große Bedeutung, sondern auch in den<br />

zentralen Stellen der Diözese. Einige<br />

Leitungsposten von zentralen Ämtern<br />

sind mit Frauen besetzt. Auf der katholischen<br />

Fakultät unterrichten Frauen,<br />

ebenso im Religionsunterricht an allen<br />

Schultypen. Und selbstverständlich<br />

sind viele Frauen in den Pfarrgemeinden<br />

und ihren Gremien mitgestaltend<br />

und mitverantwortlich für die Pastoral<br />

aktiv. Ich weiß natürlich, dass durch<br />

den Ausschluss von Frauen von den<br />

Weiheämtern in der Körpersprache der<br />

Kirche ein Manko wahrgenommen<br />

wird. Da gibt es eine reale Spannung.<br />

Darf ich es trotzdem nochmals wiederholen:<br />

Viele Frauen bringen Gott sei<br />

Dank jetzt schon ihre Charismen, ihre<br />

Glaubenserfahrungen und ihr Wissen<br />

sehr, sehr stark und fruchtbar in unsere<br />

Kirche ein.<br />

RS: Was erhoffen Sie sich von den<br />

Dekanatswahlen im Bezirk Imst?<br />

Glettler: Ich hoffe, dass wieder ein<br />

guter Dekan gewählt wird, der die Verantwortung<br />

für den Zusammenhalt<br />

der Kirche vor Ort wahrnehmen kann.<br />

Jedes Dekanat sollte ein Wir-Gefühl<br />

entwickeln und sich fragen: Was ist unser<br />

Auftrag als Kirche in dieser Region,<br />

in diesem konkreten Umfeld? Welche<br />

Schwerpunkte setzen wir? Es muss<br />

nicht jede Pfarre, auch nicht jeder Seelsorgeraum<br />

alles machen. Ideal wäre ein<br />

kreatives Miteinander von besonderen<br />

Begabungen und bewusst gewählten<br />

Schwerpunkten. Ich wünsche mir in<br />

Zukunft noch eine intensivere Zusammenarbeit<br />

in den Dekanaten.<br />

RS: Herr Bischof, was sagen Sie speziell<br />

den Katholiken, die aus der katholischen<br />

Kirche ausgetreten sind?<br />

Glettler: Ich möchte ihnen sagen,<br />

dass wir diese Entscheidung sehr<br />

ernst nehmen und respektieren. Gerne<br />

bieten wir jedoch die Möglichkeit<br />

zu einem Gespräch an: Wolfgang<br />

Meixner, ein Diözesanpriester (Tel.<br />

0676 87307404) nimmt sich dafür die<br />

Zeit. Es kann doch sein, dass eine Enttäuschung,<br />

die zum Austritt geführt<br />

hat, keine Relevanz mehr hat. Oder<br />

es hat jemand gerade durch eine zeitweise<br />

Distanzierung die Bedeutung der<br />

Kirche für sich neu entdeckt. In jedem<br />

Fall sind Ausgetretene nicht von der<br />

Kirche geächtet. Vielleicht kommt für<br />

jemanden auch die Zeit eines neuen<br />

Fragens oder einer spirituellen Sehnsucht<br />

– dann könnte der Moment sein,<br />

einen Kircheneintritt zu erwägen. Die<br />

Türen der Kirche stehen jedenfalls immer<br />

offen. Die Zahl der Wieder-Eintretenden<br />

wird jährlich auch größer.<br />

RS: Der Seelsorgeraum Oetz-Sautens<br />

verlor mit Ewald Gredler seinen Pfarrer.<br />

Sie haben spontan an den Begräbnisfei-<br />

RUNDSCHAU Seite 16 4./5. April 2018

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!