SchlossMagazin Bayerisch-Schwaben April 2018
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| Kunst, die sich nützlich macht | leben + design | 49<br />
Neue Serie: Das Who is Who<br />
des Gebrauchsdesigns<br />
Arne Jacobsen<br />
Fotos Wikimedia, Hansen, Poulsen<br />
Arne Emil Jacobsen, geboren am 11. Februar 1902 in Kopenhagen, gestorben am 24. März 1971<br />
ebendort, gilt als einer der international bedeutendsten Architekten und Designer Dänemarks<br />
im 20. Jahrhundert. Seine Entwürfe folgten dem Stil des Funktionalismus.<br />
Dass der Jude Arne Jacobsen einmal auch in Deutschland ein gesuchter Architekt<br />
für Rathäuser, Schulen und Firmenzentralen sein würde und dass seine Möbelentwürfe<br />
weltberühmt werden – keiner hätte es im September 1943 geglaubt,<br />
er selbst am allerwenigsten. Denn damals floh Jacobsen, Sohn eines Kaufmanns<br />
und einer Bankangestellten, zusammen mit seiner Frau in einem Ruderboot durch die<br />
von Nazi-Deutschen verminte Meerenge von Dänemark nach Schweden. Ursprünglich<br />
hatte er, der schon als Kind gerne zeichnete, den Beruf des Steinmetz erlernt. Später<br />
studierte er an der Königlichen Dänischen Kunstakademie, wo er 1927 seinen<br />
Abschluss machte. Zusammen mit dem Architekten Flemming<br />
Lassen entwarf er 1929 das „Haus der Zukunft“, ein rundes Gebäude<br />
mit einem Helikopterlandeplatz auf dem Dach. Für die Einrichtung<br />
des Hauses entwickelte Jacobsen einige Möbel aus Metall;<br />
dies waren Jacobsens erste Arbeiten als Designer. Zwischen<br />
den 1930er und 1940er Jahren realisierte er diverse große Bauprojekte.<br />
Seine Flucht vor den Nationalsozialisten hatte eine gewisse<br />
Zwangspause zur Folge. Doch 1956 übernahm er eine Professur<br />
an seiner ehemaligen Studienstätte. Neben der Lehre arbeitete er weiter<br />
an Projekten. So z. B. am SAS Royal Hotel in Kopenhagen, bei dem er alle Details selbst<br />
entwarf, vom Gebäude über die Textilien bis zum Besteck des Restaurants. Im Laufe<br />
seines Lebens erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, Medaillen und Ehrendoktortitel.<br />
In seinem Werk, das sich durch eine klare, an Geometrie und Material orientierte Formensprache<br />
auszeichnet, spiegelt sich sein Perfektionismus wider. Er soll fast permanent gearbeitet<br />
haben. Erholung bestand für ihn darin, sich einem anderen Bereich kreativer Betätigung<br />
zuzuwenden. Im Gegensatz zu den architektonischen Arbeiten folgten viele seiner<br />
Design-Projekte organischen Formen. Jacobsen entwickelte hieraus an abstrakte Kunst erinnernde<br />
Objekte. Als passionierter Botaniker ließ er sich auch von der Natur inspirieren.<br />
Populär wurden mehrere seiner Sitzmöbel, die ab 1950 entstanden. Diese tragen Namen wie<br />
Die Ameise, Das Ei, Der Schwan, Grand Prix oder Serie 7. Letzterer ist der meistverkaufte<br />
Stuhl aller Zeiten. Seine Sitzmöbel wurden alle mit der Firma Fritz Hansen entwickelt, die<br />
diese bis heute produziert. Für Louis Poulsen entwarf er von 1955 bis 1969 sehr erfolgreich<br />
Hänge- und Stehlampen. Ein Revival erlebte vor allem die AJ-Stehlampe Anfang dieses Jahrhunderts.<br />
Ebenfalls sehr bekannt und heute wieder neu aufgelegt wurde seine Essbesteckserie<br />
AJ. Auch seine Wanduhren errangen später unter der Marke Rosendahl Timepieces den<br />
Status von Designklassikern. #