PressEnte 2014
Magazin des Presseclubs Regensburg
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DIGITALISIERUNG VERÄNDERT DIE MEDIEN -<br />
UND VIELES ANDERE MEHR<br />
Wir sind<br />
nicht allein!<br />
Für Zeitungsmanager ist es ein ständiges Thema:<br />
das Zeitungssterben. Immer wieder versuchen sich<br />
mehr oder weniger kompetente Experten an einem<br />
düsteren Zukunftsbild der Printlandschaft.<br />
Bereits 1990 prophezeite kein Geringerer<br />
als Bill Gates der gesamten Zeitschriften-<br />
und Zeitungsbranche das<br />
absolute Ende für das Jahr 2000. Doch<br />
Bill Gates täuschte sich gewaltig: Gerade<br />
das Jahr 2000 war das wirtschaftlich<br />
erfolgreichste in der Geschichte der Zeitungen in<br />
Deutschland. Knapp 20 Jahre später wiederholte ein<br />
gewisser Steve Ballmer, operativer Boss des Software-<br />
Giganten Microsoft, diese These: »In zehn Jahren gibt<br />
es keine Zeitungen und Zeitschriften mehr!«<br />
Dem gegenüber steht das sogenannte »Riepl´sche<br />
Gesetz«, in dem der Nürnberger Altphilologe und<br />
Journalist Wolfgang Riepl bereits 1913 formulierte,<br />
dass »einmal etablierte Formen des Nachrichtenwesens<br />
von Neu- und Höherentwicklungen nicht verdrängt<br />
werden«. Diese These konnte bis heute nicht<br />
widerlegt werden, sie bestätigte sich im Laufe der<br />
jüngeren Geschichte sogar immer wieder. Die Wahrheit<br />
ist, dass das Riepl´sche Gesetz ergänzt werden<br />
muss: Etablierte Formen des Nachrichtenwesens verändern<br />
sich und passen sich den neuen Gegebenheiten<br />
an. Auf der Basis des Bisherigen entstehen völlig<br />
neue Formen und Chancen.<br />
Die Digitalisierung<br />
ist Teil der Evolution<br />
Springer-Vorstand Dr. Mathias Döpfner hat in einem<br />
TV-Interview einmal trefflich die Evolution der Kommunikation<br />
so beschrieben: Die erste Revolution in<br />
der Menschheitsgeschichte<br />
war die Sprache, mit der<br />
Menschen untereinander<br />
kommunizieren konnten,<br />
die zweite war die Schrift,<br />
mit der Sachverhalte festgehalten<br />
und über Generationen<br />
weitergetragen<br />
Junge Menschen legen heute<br />
andere Schwerpunkte.<br />
werden konnten, die dritte<br />
war der Druck, mit dem<br />
vervielfältigt und publiziert werden konnte, und die<br />
vierte Revolution ist die Digitalisierung, mit der jetzt<br />
jeder alles veröffentlichen kann. Gerade deshalb ist<br />
vielleicht das Nachrichtenwesen anderen Branchen<br />
bereits um Nasenlängen voraus, weil es als Erstes die<br />
Veränderungen durch den Digitalisierungsprozess<br />
gespürt hat und darauf reagieren musste.<br />
Eine weitere unbequeme Wahrheit ist, dass die<br />
Digitalisierung eine ganze Gesellschaft – und eben<br />
nicht nur die Medien – verändert. Erfüllte ein Handy<br />
vor Jahren nur den Zweck, überall telefonieren zu<br />
können, so haben sich Smartphones mittlerweile zu<br />
kompletten Lebensbegleitern mit tausenden nützlichen<br />
oder unterhaltenden Funktionen entwickelt.<br />
Und so passiert momentan etwas in unserer Gesellschaft,<br />
was generell unter dem Begriff »Lifeblogging«<br />
zusammengefasst werden kann. Diese digitale<br />
Lebensprotokollierung und Selbstvermessung des<br />
Menschen führt nicht nur zu einer Veränderung der<br />
Lebensstile, sondern auch der Werte und Einstellungen<br />
einer ganzen Gesellschaft. Gerade deshalb lohnt<br />
sich ein kritischer Blick über die Medien hinaus auf<br />
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