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Ostbayern-Kurier_April-2018_NORD

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16 Reportage<br />

www.ostbayern-kurier.de<br />

Begleitung auf dem letzten Weg<br />

Jeder stirbt für sich, doch den Weg müssen Betroffene nicht allein gehen. Von Michael Bothner<br />

Pentling. Selbstbestimmt<br />

sterben – etwas, was sich<br />

viele Menschen wünschen.<br />

Schließlich macht wohl<br />

nichts so viel Angst wie<br />

der Tod – die große Reise<br />

ins Unbekannte. Einrichtungen<br />

wie das Johannes-<br />

Hospiz in Pentling helfen<br />

ihren Gästen und deren<br />

Angehörigen, sich auf den<br />

Tod einzulassen.<br />

Wie schwierig der Umgang<br />

mit dem Tod nahestehender<br />

Menschen ist, erlebt<br />

Sabine Sudlor, Leiterin des<br />

Das Johannes-Hospiz<br />

Pentling will<br />

kein reines<br />

Sterbehaus<br />

sein. Es<br />

ist Sabine<br />

Sudlor und<br />

ihrem Team<br />

ein Anliegen,<br />

sowohl die<br />

Gäste wie<br />

auch deren<br />

Angehörige<br />

auf diesem<br />

letzten Weg zu<br />

begleiten.<br />

FReunDeS<br />

Johannes-Hospiz<br />

Johannes-Hospiz in Pentling,<br />

fast täglich. Ein Hospiz<br />

ist eine Pflegeeinrichtung für<br />

Menschen, die nicht mehr<br />

therapiert werden können<br />

und im Sterben liegen.<br />

Vier Jahre Begleitung<br />

Das Johannes-Hospiz feiert<br />

im <strong>April</strong> sein vierjähriges Bestehen.<br />

Vier Jahre, in denen<br />

das Team viele Menschen<br />

auf ihrem letzten Lebensweg<br />

begleitet hat. Vier Jahre, in<br />

denen Menschen Abschied<br />

genommen und den Tod<br />

erfahren haben.<br />

Im Johannes-Hospiz ermöglichen wir todkranken Menschen einen würdevollen<br />

Abschied. Dazu brauchen wir Ihre Hilfe! Werden auch Sie Freund des<br />

Johannes-Hospiz und unterstützen uns schon ab 50 Euro im Jahr.<br />

Für Rückfragen und weitere Informationen können Sie mich gerne anrufen:<br />

Andreas Denk, Tel. 0941 46467-130<br />

www.johanneshospiz.de<br />

Spendenkonto: Sparkasse Wenzenbach<br />

Verwendungszweck:<br />

„Freundeskreis Johannes-Hospiz“<br />

IBAN DE 0475 0500 0001 0145 2035<br />

BIC BYLADEM1RBG<br />

kReIS<br />

Pentling<br />

„Der Tod ist etwas sehr<br />

Persönliches. Jeder Mensch<br />

stirbt auf seine Art. Auch die<br />

letzten Lebenstage begehen<br />

die Menschen sehr individuell“,<br />

weiß Sabine Sudlor<br />

zu berichten. Als Leiterin<br />

des Johannes-Hospiz erlebt<br />

sie viele Facetten des<br />

Sterbens. „Es ist uns ein<br />

großes Anliegen, Wünschen<br />

und Lebensgewohnheiten zu<br />

entsprechen. Wenn unsere<br />

Gäste möchten, können sie<br />

ihre Zimmer mit persönlichen<br />

Möbeln und Gegenständen<br />

umgestalten. Auch beim Essen<br />

versuchen wir Vorlieben<br />

zu berücksichtigen. Es gibt<br />

keine festen Essens- und<br />

Besuchszeiten.“<br />

Es sind vor allem die Angehörigen,<br />

denen das Loslassen<br />

oft schwer fällt. Der Tod<br />

ist für viele Menschen sehr<br />

weit weg. Hier gibt es viele<br />

Berührungsängste. „Mit dem<br />

Tod mag man sich nicht<br />

beschäftigen. Für viele ist es<br />

zu schnell, zu plötzlich“, sagt<br />

Sudlor.<br />

Gesamte Familie betreuen<br />

Die Pflegekräfte sehen es<br />

daher als Teil ihrer Arbeit,<br />

sich hier als Unterstützung<br />

anzubieten. „Wir begleiten<br />

die gesamte Familie.“ Häufig<br />

übernehmen die Angehörigen<br />

die Pflege, investieren<br />

viel Arbeit und Geld – und<br />

können oft für sich persönlich<br />

nicht mehr Abschied<br />

nehmen. „Bei uns sollen sie<br />

nur noch Angehörige sein<br />

und die verbleibende Zeit<br />

gemeinsam verbringen“,<br />

sagt Sudlor. Oft gibt es auch<br />

noch einiges zu regeln: Wohnungsauflösung,<br />

Testament<br />

oder einfach Dinge, die man<br />

sich noch sagen möchte.<br />

Manchmal kommt es auch zu<br />

Unverständnis bei den Angehörigen.<br />

„Dass ein Hospiz<br />

keine Therapie mehr vorsieht,<br />

ist eine Erkenntnis, die viele<br />

am Anfang überfordert. Es<br />

geht hier nicht mehr darum,<br />

alles daran zu setzen, die<br />

Personen am Leben zu erhalten<br />

und gesund zu pflegen.<br />

Es geht darum, das Sterben<br />

unter bestmöglichen Bedingungen<br />

zu gewährleisten.“<br />

Gerade scheinbar selbstverständliche<br />

Dinge wie Körperhygiene,<br />

Essen, Tagesrhythmen,<br />

Auf persönliche Wünsche geht das Team bestmöglich ein.<br />

Haustiere sind es, die den<br />

Gästen viel bedeuten.<br />

„Unser Garten ist wohl der<br />

wichtigste Teil unseres Hauses.<br />

Dort verbringen viele<br />

Gäste den Großteil ihrer Zeit.<br />

Und manche finden dort ihre<br />

letzte Ruhe.“<br />

Das Haus hat zu allen Seiten<br />

hin kleine Grünflächen, die<br />

die Bewohner mitgestalten<br />

dürfen, wenn sie das noch<br />

können und möchten. Da<br />

nicht alle Gäste aktiv genug<br />

sind, um in den Garten<br />

zu gehen, hat das Hospiz<br />

fahrbare Hochbeete angeschafft,<br />

die vor den Zimmerfenstern<br />

platziert werden<br />

können. Die Betten lassen<br />

sich ein Stück weit in den<br />

Garten hinausschieben. Oft<br />

reicht es schon, den Wind an<br />

den Beinen zu spüren, sagt<br />

Sabine Sudlor.<br />

Viele wollen allein gehen<br />

„Wir wollen nicht, dass die<br />

Menschen nur zum Sterben<br />

zu uns kommen, sondern<br />

wir wollen sie begleiten. Das<br />

Hospiz kann helfen, sich auf<br />

den Tod einzulassen“, macht<br />

sie klar.<br />

Das Johannes-Hospiz in Pentling.<br />

Die Frage, wie selbstbestimmt<br />

das Sterben nun ist,<br />

kann Sudlor auch nach vier<br />

Jahren nicht beantworten.<br />

„Viele Gäste wollen alleine<br />

gehen. Zum Beispiel sagt ein<br />

Gast zu seinen Angehörigen,<br />

die zu Besuch sind: ,Geht<br />

doch was essen.‘ Während<br />

die Familie in der Gaststätte<br />

sitzt, rufen wir an, dass der<br />

Angehörige verstorben ist.<br />

Auch bei denjenigen, die<br />

im Garten von uns gehen,<br />

fragen wir uns manchmal,<br />

wie selbstbestimmt diese<br />

Momente sind.”<br />

Spannend und anstrengend<br />

Doch wissen können auch<br />

die Hospiz-Mitarbeiter es<br />

nicht. „Wir wissen nur: So<br />

verschieden die Menschen<br />

in ihren Lebensweisen waren,<br />

so verschieden sind ihre<br />

Sterbenswege.“<br />

Der tägliche Kontakt mit<br />

dem Tod macht die Arbeit<br />

in einem Hospiz zugleich<br />

spannend und anstrengend.<br />

Die Arbeit verlangt den Pflegekräften<br />

einiges ab und ist<br />

sicher mit keinem anderen<br />

Beruf zu vergleichen.

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