Gsungen&Gspielt 04/2017
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INT´RESSANTERWEIS<br />
PK: Weil das Kind angebetet werden<br />
soll, ist es auch wichtig, dass der Weg<br />
und der Blick hin zum Kind frei und<br />
nicht behindert sind?<br />
JZ: Ja natürlich, das lege ich in meinen<br />
Krippen so an. Es gibt ja verschiedene<br />
Szenen und Darstellungen in der Krippe<br />
und im Grund machen sich alle auf<br />
den Weg zum Stall und zum Kind. Da<br />
kann man auch verschiedene gesellschaftliche<br />
Schichten ansprechen und<br />
darstellen, immerhin hat ja Gott alle<br />
Menschen erlöst, alle sind gemeint und<br />
alle dürfen in der Krippe vertreten sein,<br />
das ist mir ganz wichtig!<br />
„… immerhin hat ja Gott<br />
alle Menschen erlöst, alle<br />
sind gemeint und alle dürfen<br />
in der Krippe<br />
vertreten sein, …“<br />
PK: Hast du deswegen in deine Krippen<br />
manchmal auch Figuren, die sich<br />
„am Rande der Gesellschaft bewegen“<br />
integriert, was man ja nicht so oft sieht?<br />
JZ: Da muss ich Bischof Stecher zitieren,<br />
den ich sehr geschätzt habe.<br />
Er hat mir gesagt, dass die Hirten in<br />
der untersten sozialen Schicht angesiedelt<br />
waren. Wenn man eine zeitgemäße<br />
Krippe gestaltet, dann muss<br />
man nur überlegen, wer sich heute<br />
am unteren Rand der heutigen Gesellschaft<br />
befindet. Da kann man unzählige<br />
Beispiele aus verschiedenen<br />
Gesellschaftsschichten in die Krippe<br />
integrieren. Ich muss auch sagen,<br />
dass mir das Licht in der Krippe sehr<br />
wichtig ist: Das Licht von Weihnachten<br />
soll alle Menschen erreichen können!<br />
Und so können manche Engel<br />
Geburtsgruppe von Josef Zeisler (Foto: Peter Kostner)<br />
den Weg für Ausgestoßene oder am<br />
Rande der Gesellschaft Befindliche<br />
zur Krippe zeigen. So wie auch Mutter<br />
Theresa, die ich einmal in eine Krippe<br />
hinein geschnitzt habe, ein Engel auf<br />
Erden war.<br />
PK: Du bist ohne Zweifel einer der<br />
bedeutendsten Krippenkünstler des Alpenraumes.<br />
Bin ich richtig, wenn ich<br />
sage, du willst deine Figuren nicht nur<br />
perfekt schnitzen, sondern du willst ihnen<br />
auch etwas mitgeben?<br />
JZ: Die technische Ausführung gehört<br />
natürlich dazu, das Handwerkliche<br />
ist eine große Herausforderung.<br />
Aber man muss sich in jede Figur hineindenken<br />
und ihr ein Profil geben.<br />
Welche Funktion hat eine Figur in der<br />
Krippe, was soll sie darstellen? Wie<br />
wenn man einen Film dreht und man<br />
stoppt diesen plötzlich, dann muss die<br />
Figur eine Momentaufnahme und sehr<br />
ausdrucksstark sein. Man muss in jede<br />
Figur sehr viele Gedanken investieren<br />
und diese Gedanken sollten dann von<br />
der Figur auf den Betrachter abstrahlen.<br />
PK: Wo bekommst du deine Gedanken<br />
her?<br />
JZ: Ich beschäftige mich eigentlich<br />
permanent mit der Kunst, solche Szenen<br />
gehen mir oft sehr lang im Kopf<br />
herum, bis ich sie dann ausführe. Ich<br />
will als Künstler authentisch sein und<br />
nehme deshalb keine Anleihen bei bestimmten<br />
Vorbildern. Daher versuche<br />
ich Menschen in bestimmten Situationen<br />
zu beobachten, das ist manchmal<br />
auch eine gute Inspirationsquelle.<br />
PK: Sepp, du bist selber Musikant und<br />
Sänger und hast eine große Liebe zur<br />
Musik. Welche Musik bevorzugst du<br />
und hörst du gerne?<br />
JZ: Ich bin für viele Musikrichtungen<br />
offen, aber meine große Liebe gehört<br />
schon Mozart und Haydn. Speziell beim<br />
Arbeiten ist Mozart für mich wunderbar<br />
zum Hören. Bei zeitgenössischer Musik<br />
muss ich mich sehr konzentrieren und<br />
das geht beim Arbeiten nicht, hier gehört<br />
die ganze Konzentration der Figur.<br />
PK: Aber die Volksmusik sagt dir auch<br />
sehr viel?<br />
JZ: Ja, sehr viel sogar, besonders in<br />
der Weihnachtszeit. Meine drei Töchter<br />
haben ja in ihrer Jugend auch sehr viel<br />
im Bereich der Volksmusik musiziert<br />
G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 43. JAHRGANG | HEFT <strong>04</strong> | DEZEMBER <strong>2017</strong> 11