Gsungen&Gspielt 04/2017
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RÜCKSICHT<br />
Auch heuer wieder freuten sich hunderte<br />
Menschen (ich schätze, es waren<br />
weit über 1.500) über die Lebenslust,<br />
die Spielfreude, das Können und die<br />
wunderbaren Melodien der jungen<br />
Musikantinnen und Musikanten. Und<br />
aus dem Aufg’horcht wurde auch ein<br />
Auftanzt. Denn zum Abschluss des<br />
Tages tanzten mehr als 500 Mitglieder<br />
der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz<br />
und des Landestrachtenverbandes eine<br />
Stunde lang (!) mit den jungen Musikern<br />
und mit enthusiasmierten Passanten<br />
auf dem Platz vor dem Goldenen<br />
Dachl. Sehr zur Freude vieler ausländischer<br />
Touristen, die die Speicherkapazitäten<br />
ihrer digitalen Kameras bis zum<br />
Äußersten strapazierten.<br />
Freiluftkonzert der Preisträger<br />
Erstaunlich war auch heuer wieder die<br />
musikalische Qualität der Darbietungen<br />
auf Straßen und Plätzen in der Altstadt.<br />
Aber das ist kein Wunder, handelte<br />
es sich doch bei den Musikanten<br />
um dTeilnehmerInnen der Alpenländischen<br />
Volksmusikwettbewerbe. Somit<br />
spielten samt uns sonders die besten<br />
Nachwuchs-Volksmusikanten aus der<br />
Schweiz, Österreich und Deutschland<br />
einen Tag lang auf. Innsbruck darf sich<br />
also durchaus geschmeichelt fühlen.<br />
Was mich aber herzhaft interessiert:<br />
weshalb Jugendliche mit einer ungekünstelten<br />
Begeisterung uralte Musikliteratur<br />
wieder zum Leben erwecken<br />
und diese teilweise sogar neu<br />
interpretieren. Und das mit einem Lächeln<br />
im Gesicht, das auf alle Zuhörer<br />
ansteckend wirkt. Es ist für mich nur<br />
damit zu erklären, dass sie mit dieser<br />
Musik quasi ein Grundrauschen wiedergeben,<br />
das ich als das musikalische<br />
Grundrauschen der Alpen bezeichnen<br />
möchte und das von Herzen kommt.<br />
Anders ist es für mich nicht erklärbar,<br />
Vom Goldenen Dachl ertönten die Klänge der gramÅrtmusig, und rund 500 TänzerInnen tanzten<br />
wohl den längsten Auftanz der Geschichte. (Foto: Werner Kräutler)<br />
weshalb Musikanten und Zuhörer gleichermaßen<br />
von den Melodien verzückt<br />
werden und für kurze Zeit eine innere<br />
Ruhe, Entspanntheit und Ausgeglichenheit<br />
finden.<br />
Und so ticken denn auch die jungen<br />
Volksmusikanten ‒ jedenfalls für mich<br />
‒ sichtbar anders als ihre Alterskollegen.<br />
So, als wären sie eine eigene<br />
‚Sorte‘ Mensch. Sie lernen von klein<br />
auf das Zusammenspiel, das Hören<br />
auf die anderen und das Eingliedern<br />
in ein musikalisches Ganzes. Und sie<br />
scheinen sich diesem ‚Grundrauschen<br />
der Alpen‘ mit allen Sinnen hinzugeben.<br />
Man sieht es ihnen förmlich an:<br />
Lachend, scherzend und musizierend<br />
übertragen sie ihre Lebenslust auf<br />
die Zuhörer, die sich dieser positiven<br />
Energie nicht entziehen können.<br />
Weder Verstärker noch Noten. Das<br />
ist Volksmusik.<br />
Dass auch beim vergangenen<br />
Aufg’horcht weder Verstärker, Mikrofone<br />
oder Noten zu sehen waren ist ein<br />
anderer Aspekt, der diese jungen Musikanten<br />
auszeichnet. Sie verzichten<br />
grundsätzlich auf technischen Schnickschnack,<br />
aber auch auf die kommerzielle<br />
Ausbeutung der Musik. A propos<br />
Kommerz. Ich wollte von Peter Margreiter<br />
wissen, wie er Volksmusik von<br />
volkstümlicher Musik trenne. „Volksmusikanten<br />
spielen für sich und für die<br />
Zuhörer, ohne daran zu denken, was<br />
man damit verdienen könnte. Sie spielen<br />
um des Spielens Willen und vor allem<br />
dafür, den Zuhörern viel Freude zu<br />
bereiten“. Seine Erklärung beantwortet<br />
all meine Fragen nach der zunehmenden<br />
Beliebtheit echter Volksmusik.<br />
G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 43. JAHRGANG | HEFT <strong>04</strong> | DEZEMBER <strong>2017</strong> 17