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Das Palais des Leopoldo Retti<br />
Die Ausstellung im Retti-Palais konnte leider nicht wie geplant öffentlich zugänglich<br />
gemacht werden, da Publikumsverkehr dem fragilen Baudenkmal im aktuellen<br />
Zustand schaden würde.<br />
"Zur Zierde" der Stadt, wie Markgraf Carl Wilhelm Friedrich bei der Schenkung des Grundstücks<br />
in der Jägergasse von seinem Hofbaumeister Leopoldo Retti forderte, sollte dieser<br />
dort ein Bauwerk errichten. Tempora mutantur!<br />
Der Fall Die "Zierde" ist entschwunden. Gealtert, besser zeraltert, fast verkommen, nahe am Verfall,<br />
so stellt sich der einstige Prunkbau heute dar. Trotz aller Bemühungen von Vielen!<br />
Die Ahnung der Schönheit, die Mahnung der Vergänglichkeit, der Wandel von Leben zum<br />
Tod, das spiegelt das Retti-Palais, so wie es heute steht. Das barocke "Vanitas, vanitatum et<br />
omnia vanitas", es ist alles eitel, 1 das meint alles ist vergänglich war sicher nicht der Richtspruch<br />
des 1749 2 fertiggestellten Gebäudes:<br />
‘Es ist alles eitel‘<br />
Du sihst wohin Du sihst nur Eitelkeit auff Erden.<br />
Was dieser heute baut reißt jener morgen ein,<br />
wo itzund Städte stehn wird eine Wiese seyn<br />
1 Bibel, Prediger, Kapitel1 , Vers 2 und Kapitel<br />
12, Vers 8<br />
Auff der ein Schäfers-Kind wird spielen mit den Herden. 3<br />
Das Haus aber, hochherrschaftlich und blühend einst, zeigt eben das Vergehen und Verwehen<br />
von Ruhm und Ehre, von Liebe und Verlangen, von unerfüllter, nicht mehr erfüllbarer<br />
Sehnsucht. Ein Ort, wie bereitet für den Künstler <strong>Dietrich</strong> <strong>Klinge</strong>. Und so zeigt er in diesen<br />
zerbröckelnden Mauern die Bodenarbeiten und Plastiken 'Der Fall','Autokatalyse I', 'Tantalus','Roes<br />
X' und 'Autokatalyse<br />
3 Andreas Gryphius (1616-1664), Sonett, 1637 III'.<br />
2 Koinzidenz: Der im Jahr der Erbauung des<br />
„Retti“ 1749 geborene Johann Wolfgang von<br />
Goethe (1749-1832) verwendete eben diesen<br />
von Andreas Gryphius aus der Vulgata übernommenen<br />
Text in seiner Gedichtsammlung<br />
Gesellige Lieder von 1806<br />
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