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Um St. Johannis herum Gordian IX Was hat das 'Büblein auf dem Eise', 'Osterhäslein' oder 'Der erste Schnee' mit der ernsten, gotischen Kirche St. Johannis zu tun? Nun, Friedrich Wilhelm Güll, ein gebürtiger Ansbacher, war einer der wichtigsten Kinderlyriker des Biedermeier und hat die drei genannten und noch heute bekannten Lieder gedichtet, ebenso wie jenes vom 'Pflaumenregen'! Und was hat der (zu?) heitere 'Pflaumenregen' in dem "all die Pflaumen ... purzeln , kreuz und quer" mit den hohen Mauern von St. Johannis gemein? 1 Nun, das Geburtshaus von Friedrich Güll (1812- 1879) befindet sich gegenüber der Kirche und das Güll-Brünnlein, zum 100. Geburtstag des Dichters aus Muschelkalk geschlagen, schmiegt sich an die südliche Außenwand von St. Johannis. Über der Brunnenmuschel ist eine Szene aus dem 'Pflaumenregen' dargestellt, vier Kinder, die sehnsüchtig auf den Wind warten, der ihnen die Pflaumen vom Baum schütteln soll. Freude der Kindlein, die in das Gotteshaus kommen sollen oder uns nicht mehr verständliches, lächerlich-seliges Biedermeiergefühl? Wenige Schritte weiter, an der Fassade des Südturms der "hochgewölbten" 2 Kirche hat die "dankbare Vaterstadt" ihren "gefallenen Söhnen" 3 des ersten Weltkriegs ein Mahnmal des Bildhauers Georg Müller anbringen lassen: Ein nur mit einem Stahlhelm bekleideter Reiter sitzt auf einem Pferd, ausgewählt aus mehr als dreihundert Entwürfen. 4 Noch im Tode martialisch mit gezücktem Schwert. "Den Opfern, 1939-1945" wird schlicht gedacht, mit einem Sandsteinfries von Waldemar Fritsch, der den nüchternen Zahlen zwei Totenmasken zur Seite stellt. 5 "Hin und wieder, besonders um den Chor herum, und an der Mittagsseite findet man verschiedene steinerne Statuen aus den vorigen Zeiten; desgleichen auch etliche eingemauerte Grabschriften", beschreibt Johann Bernhard Fischer 1786 St. Johannis. 6 Alte Epitaphien, aus den Zeiten stammend, als um St. Johannis ein Friedhof war, berichten von vergangenen Leben. Nach Umrundung des Chores, vorbei an der nordschattigen Längsseite zum Hauptportal: rechter Hand neben dem Hauptportal steht eine mächtige Skulptur <strong>Dietrich</strong> <strong>Klinge</strong>s: 'Gordian IX', die dem ehrwürdigen Haus, diesem hohen Hallenraum der Gottesverehrung, ernste Reverenz erweist, indem sie Ort und Begegnung von Menschen, Sicherheit und Fragilität des menschlichen Lebens thematisiert. 43 Gordian IX 1 Holger G. Lang, St. Johannis- Ansbach, Ansbach 2003, S. 36 u. 193 2 Johann Bernhard Fischer, aaO. , S. 85 3 So der Text der Inschrift am Mahnmal 4 Holger G. Lang, aaO., S. 39 5 Holger G. Lang, aaO., S. 39 6 Johann Bernhard Fischer, aaO. S. 87 Ein Mahnmal mit nahezu drei Metern Höhe ist 'Gordian IX', geschaffen im Jahr 2009. Der erste und flüchtige Blick zeigt, so scheint es, ein Tatzenkreuz, wie es die Grabplatte des Stiftsprobstes Gebhard in der Krypta von St. Gumbertus trägt. Gesockelt, ebenso wie dort. Ein Figurenfragment steht vor uns. Eine aufragende Säule. ln einer Form, die zeigt, dass dieser Pfeiler Lasten tragen kann und trägt. Die Basis, über die Kanten des Schaftes hinausgezogen und abgeschrägt, ist - wörtlich - aus einem Guss, mit einem sich kaum merklich nach oben verjüngenden Schaft, der wiederum in ein schlichtes Kapitell, nach außen sich öffnend, mündet. Ein Pfeiler, der in seiner Formensprache denen der frühen Romanik gleicht. Und damit gleicht er in seiner Bedeutung
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