Finanzierung regionaler Entwicklung - sprint
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96 Dr. Maximilian Schwab/SebastianGröss<br />
2. Die JESSICA-Initiative im Rahmen des EFRE<br />
Die JESSICA-Initiative stellt keine neue Mittelquelle der EU für die <strong>Finanzierung</strong> von<br />
Stadtentwicklungsmaßnahmen dar. Vielmehr eröffnet sie die Möglichkeit, Mittel aus<br />
dem Europäischen Fonds für Regionale <strong>Entwicklung</strong> (EFRE) nicht mehr als klassische<br />
"verlorene Zuschüsse" auszureichen, sondern diese in revolvierende Stadtentwicklungsfonds<br />
im Sinne von Art. 46 VO (EG) Nr. 1828/2006 einzulegen. Die<br />
Stadtentwicklungsfonds selbst investieren dann in Form von Kapitalbeteiligungen,<br />
Darlehen oder Garantien in (teil-)rentierliche Projekte zur nachhaltigen Stadtentwicklung<br />
mit dem Ziel, Mittelrückflusse zu generieren. Diese Rückflüsse aus den<br />
Projekten sollen dann für erneute Investitionen verwendet werden können. Durch<br />
diesen Rückflussgedanken, der auch dem parallel bestehenden JEREMIE-<br />
Programm 30 zugrunde liegt, sollen die europäischen Fördermittel langfristiger und<br />
nachhaltiger eingesetzt werden können. Die Eröffnung dieser neuen Form der Mittelverwendung<br />
lässt die bis dato für EFRE-Mittel geltenden rechtlichen Förderfähigkeitskriterien<br />
für die Projekte zunächst weitgehend unberührt. Es gelten vornehmlich<br />
die EU-Strukturfondsverordnungen sowie die Vorgaben aus den jeweiligen Operationellen<br />
Programmen. Neu ist lediglich das Erfordernis eines integrierten und<br />
nachhaltigen Stadtentwicklungsplans. 31 Die Anforderungen an einen solchen Stadtentwicklungsplan<br />
werden in den Verordnungen nicht näher präzisiert und lassen<br />
insoweit einen gewissen Umsetzungsspielraum. Er soll jedoch dazu dienen, die<br />
Nachhaltigkeit der Projekte dadurch zu belegen, dass die wirtschaftlichen, sozialen<br />
und ökologischen Wechselwirkungen und Beziehungen zwischen den Projekten<br />
und ihrem Umfeld abgebildet werden. 32 Die grundsätzliche Aufgabenverteilung zwischen<br />
der Europäischen Kommission und den mitgliedstaatlichen Verwaltungsbehörden<br />
bei der Verwaltung und der Kontrolle des Einsatzes der EFRE-Mittel 33 wird<br />
von der JESSICA-Initiative ebenfalls nicht berührt.<br />
Um den zahlreichen nationalen, regionalen und lokalen Besonderheiten gerecht<br />
werden zu können, sind JESSICA-Modelle flexibel gestaltbar. Dies betrifft sowohl<br />
die Wahl der <strong>Finanzierung</strong>sinstrumente selbst, als auch die Fragen der konkreten<br />
Umsetzung wie etwa der Trägerschaft des Fondsmanagements, der Wahl der<br />
Rechtsform oder der Beteiligungsverhältnisse. Insbesondere besteht die Möglichkeit,<br />
auch private Investoren auf Fonds- oder Projektebene zu beteiligen. Ziel ist es,<br />
30<br />
Joint European Resources for Micro to Medium Enterprises.<br />
31<br />
Art. 46 Abs. 1 VO (EG) Nr. 1828/2006.<br />
32<br />
Vgl. Erläuterungen auf http://www.eib.org/products/technical_assistance/jessica/faq/index.htm<br />
?lang=de (zuletzt abgerufen am 1.12.2010).<br />
33<br />
Vgl. hierzu Puttler in Callies/Ruffert: Das Verfassungsrecht der Europäischen Union, 3. Auflage<br />
München 2007, Art. 160 EG, Rn. 1; Holzwart, Der rechtliche Rahmen für die Verwaltung und <strong>Finanzierung</strong><br />
der gemeinschaftlichen Strukturfonds am Beispiel des EFRE, Berlin 2003, S. 121 f.