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Unser Gast 55<br />
die Hände in die Luft und wehrte den Ball ab. Eine<br />
Sensationstat! Und nicht die erste.<br />
Später waren sogar die Borussen begeistert vom Keeper<br />
des Widersachers. „Pavlenka hat ein Riesenspiel gemacht,<br />
wir sind an ihm gescheitert“, sagte Julian Weigl beeindruckt,<br />
Marco Reus verlieh das Prädikat „Weltklasse“. Selbstredend<br />
wurde Pavlenka auch aus den eigenen Reihen mit Lob<br />
überschüttet. „Es ist ein Super-Gefühl, so einen Keeper<br />
hinter sich zu haben“, schwärmte Jérôme Gondorf. Zlatko<br />
Junuzovic sagte: „Pavlas hält Bälle, das ist unglaublich.“<br />
Maximilian Eggestein flocht seinem Teamkollegen verbal<br />
den Lorbeerkranz: „Er ist einfach ein kompletter Torwart.“<br />
Nur Verteidiger Sebastian Langkamp macht sich wegen des<br />
Schweigers aus Hlucin manchmal Sorgen. Pavlenka sei unter<br />
der Woche derart still, dass er an einen Weckruf denke ...<br />
Seit Tim Wiese 2012 die Hansestadt verließ, suchte<br />
Werder verzweifelt nach einer echten Nummer eins.<br />
Sebastian Mielitz, Raphael Wolf, Felix Wiedwald oder<br />
Jaroslav Drobny vermochten die Lücke nie zu schließen.<br />
Manch einer blickte verdutzt drein, als Werder für Pavlenka<br />
8<br />
Der SV Werder scheint<br />
sich in Rheinhessen<br />
besonders wohl zu<br />
fühlen. Acht der<br />
insgesamt 13 Gastspiele<br />
in Mainz konnten<br />
die Bremer für sich<br />
entscheiden. Die letzten<br />
drei Gastspiele in OPEL<br />
ARENA gingen komplett<br />
auf das <strong>SVW</strong>-Konto:<br />
2:0, 3:1, 2:1.<br />
Der letzte 05-Heimsieg<br />
gelang im April 2014<br />
(3:0).<br />
im Sommer <strong>2017</strong> drei Millionen Euro an Slavia Prag<br />
überwies. Lange zierte sich der tschechische Meister, den<br />
Torwächter abzugeben, mittlerweile dürfte einem jeden klar<br />
sein, warum. Im Ranking des Kicker-Sportmagazins belegt<br />
der 26-Jährige mit einem Notenschnitt von 2,73 Rang positionenübergreifend<br />
Rang sechs unter allen Bundesligaprofis,<br />
bei den Torhütern schneidet allein Koen Casteels etwas besser<br />
ab; er wurde einschließlich des 32. Spieltages mit 2,70<br />
bewertet. Mit 71 Paraden avancierte Pavlenka überdies zum<br />
besten Schlussmann der Hinrunde. Beachtlich ist dies vor<br />
allem, da das Bremer Ensemble an den ersten elf Spieltagen<br />
keinen einzigen Sieg landete.<br />
Bis zum 30. Juni 2020 ist Pavlenka an Werder gebunden.<br />
Und natürlich stellt sich die Frage, ob er angesichts<br />
seiner Performance das Vertragsende tatsächlich an der<br />
Weser erlebt. Trainer Florian Kohfeldt ist davon überzeugt.<br />
„Er wird über Jahre bei uns die Nummer eins sein“, sagt er.<br />
Pavlenka selbst deutete an, nach den höchsten sportlichen<br />
Weihen zu streben, „jeder Profi“ wolle „in seiner Karriere<br />
mit den Besten zusammenspielen“. Indes gilt Pavlenka als<br />
bodenständig. Er möchte „dem Klub etwas zurückgeben“<br />
und „dem Team helfen“, immerhin habe er „nicht wenig<br />
gekostet“.<br />
Trotz aller Offerten, die bei den Werder-Offiziellen für<br />
Pavlenka hinterlegt werden dürften, ist davon auszugehen,<br />
dass er an der Weser in seine zweite Saison geht. An<br />
anderen Stellen wird der Kader Änderungen erfahren. Kapitän<br />
Zlatko Junuzovic verlässt Bremen nach über sechs „sehr<br />
emotionalen“ Jahren. Der neue Arbeitgeber steht wohl schon<br />
fest, wurde vor dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen aber<br />
noch nicht benannt; die heißeste Spur führt in die Heimat des<br />
Mittelfeldstrategen, zu Red Bull Salzburg. Um Ishak Belfodil<br />
ist ein Streit entbrannt, auch bei ihm stehen die Zeichen<br />
auf Abschied; die Kaufoption für den von Standard Lüttich<br />
ausgeliehenen Stürmer zieht Werder nicht. Mittelfeldspieler<br />
Thomas Delany (Vertragsende Mitte 2021) wird angeblich<br />
von Klubs aus der Premier League umworben. Dafür sollen<br />
Leonardo Bittencourt vom 1. FC Köln und der Nürnberger<br />
Kevin Möhwald als Zugänge feststehen. Sie kämen in eine<br />
Mannschaft, die unter Florian Kohfeldt wieder Werder-Fußball<br />
spielt. Angriffslustig, mutig, begeisternd. Dass in den vergangenen<br />
fünf Partien nur ein Sieg glückte, ist nebensächlich.<br />
Platz zwölf mit 39 Punkten darf vor allem angesichts des<br />
furchtbaren Starts als Erfolg gelten.