POINT OF VIEW MEIN MÜNCHEN Wer einmal in München gelebt oder gewirkt hat, hat nicht selten eine ganz besondere Beziehung zu unserer Stadt aufgebaut. In dieser Ausgabe von InSite erinnert sich Regie-Legende Volker Schlöndorff an seine Zeit in der bayerischen Landeshauptstadt VON VOLKER SCHLÖNDORFF München ist für mich immer noch die heimliche Hauptstadt der 1960er Jahre, die Wiege des jungen Deutschen Films, ein kleiner intimer Ort, in dem jede Zufallsbegegnung schicksalsträchtig wurde. Als Claude Chabrol 1960 im Hotel Bayerischer Hof einen Deutschen Filmpreis für sein Erstlingswerk Schrei wenn Du kannst entgegennahm, sagte er, dass er dem Deutschen Film viel verdanke. Die versammelte Crème de la Crème brach daraufhin in schallendes Gelächter aus. Chabrol meinte natürlich Murnau, Pabst und Fritz Lang, und die vielen anderen berühmten deutschen Exilanten. Ich war aus Paris gekommen, als Regieassistent bei Letztes Jahr in Marienbad. Zuerst kam ich mir in München wie ein Außenseiter vor, aber immerhin gab mir dieser Sommer einen Vorgeschmack auf die permissive society, die sich mit Erfindung der Pille anbahnte und sich in München schneller ausbreitete als im großbürgerlich strengen Paris. Die Leute schienen ihre Zeit in Biergärten und in den Isarauen zu verbringen. Die Malerin Hanna Axmann unterhielt in Schwabing eine Art bajuwarischen Mini-Salon, wo Siggi Sommer, der Bildhauer Brenninger, der Schriftsteller Herbert Asmodi, der noch unverheiratete Fürst von Thurn und Taxis und eine schier endlose Reihe gut aussehender junger Frauen verkehrten. Volker Schlöndorff, Ikone des Deutschen Films Ermutigung empfand ich durch den überall spürbaren Beginn des jungen Deutschen Films, Alexander Kluge empfahl mir, einen anderen Neuling kennen zu lernen: In einem Kellerraum steht ein Schneidetisch, der Leni Riefenstahl gehören soll. Ein junger Mann, Typ romantischer Jüngling, dem Idealismus, Ekstase und Witz, besser Aberwitz, auf die hohe Stirn geschrieben stand, zeigte mir Sequenzen aus einem seiner ersten Kurzfilme. Es ist Werner Herzog. Beide sind wir sehr erregt, fast feierlich, aber keine Spur ängstlich bei dem Gedanken, bald unserer Berufung zu folgen und deutsche Regisseure zu werden. Ein paar Jahre später. Schäumendes Bier, Weißwürste in dampfenden Schüsseln und ein paar junge Leute an einem Holztisch. Es sind neben Werner, seine Frau Martje, Herbert Achternbusch, Margarethe von Trotta, Hans Prescher vom Hessischen Rundfunk und ich, wahrscheinlich auch Reinhard Hauff und Peter Fleischmann. Werner hat uns gerade im Kino Leopold die erste Kopie von Aguirre, der Zorn Gottes gezeigt. Inzwischen waren wir eine Art verschworene Bruderschaft, München unser Spielplatz. Meine Darsteller für den Jungen Törless fand ich im Big Apple auf der Leopoldstraße, eine angesagte Disco. Margarethe von Trotta traf ich in Landshut bei der Premiere von Peter Fleischmanns Jagdszenen aus Niederbayern. Sie trug einen sehr knappen Minirock aus grünem Samt und ein eng anliegendes gestreiftes Leibchen, Carnaby Street am Siegestor. Anita Pallenberg hat diese Röcken plus Federboa dann zu einem Stil erhoben, den auch Brian Jones trug, wenn er nicht gerade in einer Nazi- Uniform über die Leopoldstraße ging. Ein paar Tage vorher hatte ich ihn bei einem Theatertreffen in den Kammerspielen in seinem Stück Bremer Freiheit gesehen. Seine ganze Anti-Theater-Truppe gefiel mir. Es war ein Ensemble, das anders agierte und anders sprach, als sonst in einem Theater üblich. Es war wie im Film, aber auf der Bühne. Am selben Abend noch hatte er mich in ein Kino im Stadtteil Lehel mitgenommen, wo er nach Mitternacht seinen ersten Film Liebe ist kälter als der Tod zeigte. Ich weiß, ich weiß, das klingt alles sehr nostalgisch, aber so war das München von damals nun mal. MY MUNICH – BY VOLKER SCHLÖNDORFF To me, Munich will always remain the cosy Murnau and Fritz Lang. I had arrived from Werner Herzog, an imaginative idealist at Wrath”. The “Big Apple” disco abounded little capital of the Swinging Sixties and the Paris as director’s assistant on “Last Year in the cutting edge of the young German film with amateur talent for my own “Young Tör- young German Film, where every chance Marienbad”. At first I felt an outsider but scene. We were both excited but not over- less”. At a Fleischmann première I got to encounter smacked of destiny. When in that summer gave me a foretaste of the awed by the prospect of a career as film di- know Margarethe in a scant green velvet 1960, in the Hotel Bayerischer Hof, Claude Chabrol thanked the jury for his German Film Award for “Les Cousins”, saying he was indebted to German film-makers, there was laughter from cinema’s upper crust gathering. But he was referring to emigrés like “permissive society” that was brewing faster in Munich than Paris. Painter Hanna Axmann hosted a salon for the likes of columnist Siggi Sommer, sculptor Brenninger and lots of pretty young women. Alexander Kluge introduced me to rector. A few years later: a bunch of us round a wooden table, quaffing beer and munching veal sausages. Werner, his wife Martje, Margarethe von Trotta and probably Peter Fleischmann. Werner had treated us to a first showing of his “Aguirre, God’s miniskirt – a look complemented by Anita Pallenberg with a feather boa, and sometimes worn by Brian Jones when he was not striding down Leopold Strasse in Nazi uniform: Carnaby Street goes to Munich. A different Munich from today. FOTO AGENTUR SABINE BRAUER <strong>INSITE</strong> <strong>2018</strong>
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