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INSITE 2018

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TRAVEL<br />

W<br />

ie in Zeitlupe spannt sich langsam und bedächtig<br />

je der einzelne Rückenmuskel, die Finger der rechten<br />

Hand lockern und lösen immer wieder den Griff des<br />

Drivers, die Kanone unter den Golfschlägern, bis<br />

Druck und Ausrichtung perfekt sitzen, gefolgt von<br />

ei nem<br />

final meditativen Ein- und Ausatmen, das<br />

an satzlos in eine Rotation der Schulter übergeht, um<br />

die Einheit aus Armen und Schläger fast senkrecht in<br />

die Luft zu führen. Noch ein kurzes, kaum wahrnehm<br />

bares Innehalten am höchsten Punkt des Schwungs,<br />

bis dann der Schläger mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit<br />

und mit einem scharfen Zischen die noch<br />

morgendliche Ruhe des idyllischen Lärchenwalds<br />

zerschneidet. Fast lehrbuchmäßig schlägt Brian<br />

Ferguson den kleinen, weißen Ball zu seinen Füßen<br />

ins ... Nichts ... ins bodenlose Leere. Es dauert fast<br />

drei Se kunden, eine kaum enden wollende Ewigkeit,<br />

bis ein dumpfes Plopp zu vernehmen ist. Der gebürtige<br />

Schotte, Stammgast im Hotel Zur Tenne seit nun<br />

über 25 Jahren, und Kenner sowie Liebhaber der Kitzbühler<br />

Golfwelt, lächelt, der Ball ist da, wo er ihn hinhaben<br />

wollte – Mitte Fairway, fast 50 Meter senkrecht<br />

unter ihm, rechts von dem alten Heustadl mit seinem<br />

wettergegerbten Holz.<br />

Signature-Hole nennt man heutzutage ein Loch<br />

wie dieses, das besonders charakteristisch für einen<br />

Golfplatz steht, quasi das Aushängeschild einer jeden<br />

Anlage, alleinstehend in seiner Art und Weise, mit absolutem<br />

Wiedererkennungswert. Und so einzigartig<br />

dieser Abschlag auch ist, genauso einzigartig ist auch<br />

der Golfplatz, zu dem er gehört. Eichenheim, einer<br />

von zahlreichen Plätzen in und rund um Kitzbühel,<br />

lässt die Herzen der Golfspieler aus aller Welt höher<br />

August Walde ist es wie kaum einem anderen Künstler gelungen,<br />

die Bergwelt Kitzbühels auf die Leinwand zu bannen<br />

Das Hotel zur Tenne war schon immer<br />

Dreh- und Angelpunkt großer Namen.<br />

Der damalige Bundespräsident Walter<br />

Scheel kam regelmäßig zu Besuch<br />

TOP OF THE COURSE<br />

Each one of his back muscles tautens,<br />

seemingly in slow motion, the<br />

fingers of his right hand clench and<br />

then unclench the handle of club<br />

with the greatest oomph, the driver,<br />

till pressure and direction dovetail<br />

perfectly, followed finally by a meditative<br />

intake and exhalation of air<br />

that flows seamlessly into gyration<br />

of the shoulder, so that arm and<br />

club simultaneously swing upwards<br />

almost vertically. At the highest<br />

cyclical point there is an almost<br />

imperceptible pause, and then, with<br />

what seems like the speed of light<br />

and a sharp hiss, the club shreds<br />

the early-morning tranquillity of the<br />

surrounding larchwood idyll. With<br />

the skill worthy almost of a pro,<br />

Brian Ferguson has hit the little<br />

white ball at his feet into the back<br />

of beyond. A full three seconds later,<br />

seemingly an eternity, it plops<br />

down on the turf. The dyed-in-thewool<br />

Scot, these past 25 years a<br />

regular guest at the Hotel Zur<br />

Tenne and a connoisseur of Kitzbühel’s<br />

golf world, smiles. The ball<br />

has landed where he wanted it to,<br />

mid-fairway, some 50 vertical metres<br />

below him, to the right of an<br />

ancient, weatherbeaten barn. We<br />

are at the signature hole of Eichenheim,<br />

one of numerous golf courses<br />

near Kitzbühel. Its neatly trimmed<br />

ambiance blends with rugged terrain<br />

as portrayed by local artist<br />

schlagen, denn hier zeigt sich in vollendeter Form,<br />

wie sich urtümliche Berglandschaften mit moderner<br />

Golfarchitektur zu einer neuen und eigenständigen<br />

Einheit verbinden, die weltweit wohl ihresgleichen<br />

suchen dürfte.<br />

Wenn Könige und Kaiser kommen<br />

Es kommen einem die Bilder des berühmten Kitzbüheler<br />

Malers August Walde in den Sinn, wenn man<br />

seinen Blick über die saftigen Grüns schweifen lässt,<br />

über denen die majestätische Tiroler Bergwelt thront<br />

– dort die schneebedeckten Gipfel des Großvenedigers,<br />

gegenüber die schroffen, sonnenbeschienenen<br />

Felswände des Wilden Kaisers, dazwischen zahllose<br />

Almen mit friedlich grasenden Kühen. Wir können<br />

heute nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es diese<br />

Motive waren, die der Maler einst so eindrucksvoll<br />

auf Leinwand bannte, dass seine Königliche Hoheit,<br />

Edward VIII., Duke of Windsor, Herrscher des Vereinigten<br />

Britischen Königreiches, von 1935 das damals<br />

noch sehr verschlafene Kitzbühel mehrfach mit seiner<br />

Anwesenheit adelte. Was aber einem touristischen<br />

Ritterschlag gleich kam, denn von da waren die<br />

Reisebüros in London und im Rest des Commonwealth<br />

in Sachen Urlaub in den Bergen auf Kitzbühel<br />

abonniert – sommers wie winters.<br />

War der Anfang erst einmal gemacht, ließ der<br />

Rest der High Society auch nicht mehr lange auf sich<br />

warten. Damals galten ja noch ganz andere Zeitachsen<br />

als heute, aber mit Blick in die Vergangenheit<br />

kann man heute mit Fug und Recht behaupten, dass<br />

sich danach einer wahre Flut an prominenten und<br />

illusteren Namen in Kitzbühel ein Stelldichein gaben<br />

– Personen, die der Rest der Welt wohl eher von den<br />

Titelblättern der großen Magazine wie Life, Paris<br />

Match oder Oggi kannte. Davon zeugen bis heute<br />

noch die Bilder an den Wänden des Hotels Zur Tenne,<br />

traumhaft schön gelegen inmitten des historischen<br />

Altstadtkerns von Kitzbühel. Bing Crosby mit Tirolerhut,<br />

die ehemalige Kaiserin von Persien, Soraya<br />

<strong>INSITE</strong> <strong>2018</strong>

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