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INSITE 2018

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RUBRIK<br />

EW: Gottseidank hatten wir früher nicht die heutige<br />

digitale Welt, in der jeder alles publik machen kann,<br />

unabhängig, ob zu Recht oder nicht. Kritik muss<br />

fundiert und berechtigt sein, dann aber muss man<br />

sie auch ernst nehmen und ihr Gehör schenken.<br />

InSite: Mit dem dritten Stern wächst natürlich auch<br />

das mediale Interesse an Ihnen, Einladungen jedweder<br />

Couleur werden auf Sie niederprasseln. Lassen Sie<br />

Ihren Herd ab jetzt öfters alleine?<br />

JH: Definitiv nicht! Mein Platz ist hier und ich werde<br />

versuchen, allen Anfragen auch von hier aus nachzukommen.<br />

Es gab bis heute keinen einzigen Tag, an<br />

dem ich nicht hier im Atelier war.<br />

EW: Ich war relativ wenig unterwegs, damals war der<br />

Platz eines Kochs bei seinen Gästen. Heute würde<br />

ich sicherlich anders handeln.<br />

Christian Hümbs<br />

Seit Mitte 2017 sorgt er als neuer Chef Pâtissier für die süßen<br />

Schlussakkorde zu Jan Hartwigs Menüs. Die Liste seiner<br />

bis herigen Stationen ist genauso beeindruckend wie die<br />

Auszeichnungen, die er für seine Kreationen erhalten hat. Als<br />

Pâtissier des Jahres 2014 weiß er nicht nur zu überraschen,<br />

nachhaltig beeindruckend ist sein Stil, sein unverwechselbares<br />

Marken zeichen, mit dem er für seine Zunft zukunftsweisende<br />

Maßstäbe gesetzt hat. Denn Christian Hümbs<br />

begeistert mit einer phantasievollen Integration von Gemüsen<br />

bei seinen Dessert-Kreationen: Erbsen, Pilze, Tomaten,<br />

Kopfsalat oder Rotkohl – all dies kann Bestandteil seiner<br />

mehr oder weniger süßen Nachtische sein.<br />

Since mid-2017 head pâtissier Christian Hümbs has composed<br />

the sweet final chords to chef de cuisine Jan Hartwig’s<br />

menus.The list of posts he has held is as impressive as his<br />

collection of awards. In 2014 he was named Pâtissier of<br />

the Year, becoming a hard act to follow. His unmistakable<br />

style is not only full of surprises but has set high standards<br />

for his colleagues to emulate. One of the hallmarks of his<br />

approach is the imaginative way he blends vegetables<br />

such as peas, mushrooms, tomatoes, lettuce or red cabbage<br />

into more or less sweet desserts.<br />

my favourites! JH: I can only cook<br />

and justify what I myself love and find<br />

tasty. EW: It takes time to find one’s<br />

own style. Initially one tends to be<br />

over-creative and forgets the recipient.<br />

JH: Excellent products are still paramount<br />

but nowadays it’s probably easier<br />

for us to procure them than in your<br />

day. EW: There was still duty to be<br />

paid at the French border, so sometimes<br />

we smuggled stuff in by plane. And we<br />

planted our own herbal garden at the<br />

Tantris. – The next course is mildly<br />

smoked lake trout with crisp roasted<br />

skin and horse radish on cucumber<br />

stock of apple, dill and wild chives,<br />

garnished with lemon beurre blanc –<br />

EW: What a delight! A harmonious<br />

combination, especially as regards aroma.<br />

JH: Apportioning everything properly<br />

was essential too. EW: And your<br />

radish salad is something to write<br />

home about. The next course, glazed<br />

veal sweetbread under a savoy cabbage<br />

hood with Riesling herbage and a<br />

caper & currant sauce, elicits applause<br />

from Witzigmann. EW: Everything Jan<br />

Hartwig does is so logical and straightforward,<br />

however so subtle too. InSite:<br />

So you’re about to become an Atelier<br />

regular? EW: I need to save up for that<br />

(laughs). – Now the two tackle saddle<br />

of lamb with taboulé, Don Bocarte<br />

anchovies and stock of spicy horny<br />

pepper – EW: Bravo! Definitely a<br />

three-star dish. InSite: Does the PR<br />

work triggered by your three stars take<br />

you away from the kitchen a lot? JH: I<br />

haven’t left my pots and pans a single<br />

day so far. EW: I spent very little time<br />

away from the Aubergine. That might<br />

be different today. Where are your<br />

guests from? JH: Forty per cent are<br />

local, the rest from all over the world.<br />

– Head pâtissier Christian Hümbs in<br />

person serves the dessert: honeybread,<br />

chervils and fruit soaked in rum for several<br />

weeks – InSite: Christian Hümbs<br />

and sommelier Jochen Benz have<br />

helped to make this a memorable culinary<br />

journey. Many thanks. JH: My<br />

curiosity drives me on, and I’ll never<br />

stop learning. EW: Thinking you know<br />

it all is a sure sign of stupidity.<br />

So sieht wahrer<br />

Genuss aus: Jan<br />

Hartwigs Kalbsbries<br />

hat dem<br />

Jahrhundertkoch<br />

sichtlich gut<br />

geschmeckt<br />

InSite: Welche Gästestruktur haben Sie denn im<br />

Atelier? Viel international?<br />

JH: Natürlich viel Ausland, aber, verglichen mit dem<br />

Aqua bei Sven Elverfeld, wo ich vorher war, gibt es<br />

hier wesentlich mehr Stammgäste.<br />

EW: Die Aubergine hätte rein von den Münchnern<br />

nicht leben können. 40 Prozent lokale Gäste, der Rest<br />

kam aus aller Herren Länder.<br />

Das Dessert wird von Chef-Pâtissier Christian Hümbs<br />

persönlich serviert, auf dem Teller findet sich ein<br />

Honigbrot, Kerbel und diverse Rumfrüchte, angesetzt<br />

über mehrere Wochen.<br />

EW: Sein Ruf eilt ihm voraus, er ist der Pâtissier<br />

Deutschlands. Wie man sieht, hat sich in diesem<br />

Bereich viel getan. Immer öfters kommt sogar Gemüse<br />

zum Einsatz …<br />

JH: Ich bin kein großer Freund davon, wenn man das<br />

übertreibt – Tomaten, Karotten haben eine natürliche<br />

Süße – da macht es Sinn, aber Brokkoli als Dessert<br />

zu reichen, nein danke. Somit ist der Dialog zwischen<br />

uns beiden ganz, ganz eng, wir sprechen da glücklicherweise<br />

die gleiche Sprache.<br />

InSite: Wir haben wunderbar gegessen und getrunken,<br />

dank der vorzüglichen Auswahl seitens Jochen<br />

Benz, Sommelier und Restaurantleiter des Ateliers.<br />

Ende oder Anfang einer kulinarischen Reise?<br />

JH: Man lernt nie aus, definitiv. Es ist die Neugier, die<br />

einen treibt, niemals stillstehen lässt und das ist<br />

doch was Schönes …<br />

EW: Wer glaubt, dass er alles weiß, bleibt dumm.<br />

InSite: Und wer nichts weiß, der muss alles glauben.<br />

In diesem Sinne, wir bedanken uns bei Ihnen beiden<br />

ganz herzlich für diese genussvolle Gespräch.<br />

<strong>2018</strong> <strong>INSITE</strong>

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