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Blickpunkt Musical Despesche - Spamalot in Salzburg

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Interview<br />

<strong>Blickpunkt</strong> musical: Was verb<strong>in</strong>det<br />

Sie mit »Monty Python«?<br />

Carl Philip von Maldeghem: Die<br />

»Monty-Python«-Filme habe ich während me<strong>in</strong>es<br />

Studiums entdeckt und war fasz<strong>in</strong>iert von<br />

der Durchschlagkraft und Präzision des Witzes.<br />

blimu: Wie kamen Sie auf die Idee, »Monty<br />

Python's <strong>Spamalot</strong>« auf die Bühne zu br<strong>in</strong>gen?<br />

CPvM: Die Grundidee, aus e<strong>in</strong>em »Monty-<br />

Python«-Film e<strong>in</strong> <strong>Musical</strong> zu machen, habe ich<br />

anfangs für schwierig gehalten, da ich mir nicht<br />

vorstellen konnte, dass die Handlung, Humor<br />

und Musik hier e<strong>in</strong>e glückliche Allianz e<strong>in</strong>gehen<br />

würden. Umso begeisterter war ich, als ich<br />

die Orig<strong>in</strong>alproduktion <strong>in</strong> London erlebt habe<br />

und zwei Jahre danach e<strong>in</strong>e etwas abgespeckte<br />

Produktion, die schauspielerischer gedacht war<br />

und bei der man <strong>in</strong>teressanterweise die ganz<br />

großen Showelemente gar nicht so vermisst<br />

hat.<br />

blimu: Stieß Ihre Idee im Theater direkt auf<br />

Zustimmung oder gab es auch Bedenken?<br />

CPvM: Andreas Gergen und ich waren uns<br />

sehr schnell e<strong>in</strong>ig, dass dies e<strong>in</strong>e gute Idee für<br />

<strong>Salzburg</strong> se<strong>in</strong> könnte und wir hatten und haben<br />

immer das Interesse, die Neugier des Publikums<br />

zu wecken. Das beantwortet auch die<br />

Frage der Bedenken. Andreas und ich kennen<br />

uns <strong>in</strong>zwischen so gut und so lange, dass wir<br />

e<strong>in</strong>ander sehr vertrauen können. So konnte ich<br />

mir sicher se<strong>in</strong>, dass wir beide an den Erfolg<br />

des Stückes glauben. Der Humor der »Monty<br />

Python«-Truppe ist und bleibt unverwüstlich.<br />

Interessanterweise war es so, dass <strong>in</strong> den Aufführungen<br />

e<strong>in</strong>gefleischte »Monty Python«-<br />

Liebhaber jeden e<strong>in</strong>zelnen Satz mitgesprochen<br />

haben. Gleichzeitig hat die junge Generation<br />

mit Enthusiasmus auf den Stoff reagiert und,<br />

ja natürlich, es gab e<strong>in</strong> paar Menschen, die den<br />

Humor gar nicht teilen konnten.<br />

blimu: »Monty Python« s<strong>in</strong>d bekannt dafür,<br />

<strong>in</strong> ihren Stücken und Sketchen auch<br />

Sozialkritik zu verpacken. Was ist für Sie die<br />

Aussage <strong>in</strong> »<strong>Spamalot</strong>«?<br />

CPvM: Die Helden des Vorbildmusicals<br />

»Camelot«, das ja <strong>in</strong> »<strong>Spamalot</strong>« parodiert<br />

wird, waren immer eher unnahbar. Deswegen<br />

ist es umso schöner, dass die Helden hier sehr<br />

direkt s<strong>in</strong>d. Allzuviel Sozialkritik würde ich<br />

dem Stoff nicht beimessen.<br />

blimu: Den englischen Humor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere<br />

Sprache zu übersetzen ist ja eigentlich<br />

fast nicht möglich. Ist für Sie die neue deutsche<br />

Adaption von Daniel Große Boymann<br />

gelungen?<br />

CPvM: Die Fassung, die wir spielen, halte<br />

ich für sehr gelungen, da sie nah am englischen<br />

Orig<strong>in</strong>al ist.<br />

blimu: Hatten Sie Pia Douwes als Fee aus<br />

dem See und Uwe Kröger als König Artus<br />

sofort im Kopf oder überlassen Sie dem<br />

Regisseur, hier Andreas Gergen, alle<strong>in</strong>e das<br />

Cast<strong>in</strong>g?<br />

CPvM: Wenn<br />

es um die Entscheidungen<br />

des Cast<strong>in</strong>g<br />

geht, gab es für Andreas<br />

Gergen und<br />

mich immer e<strong>in</strong><br />

Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g. Im<br />

konkreten Fall erschien<br />

es uns plötzlich<br />

sehr reizvoll, das<br />

bis heute unerreichte<br />

Traumpaar des deutschen<br />

<strong>Musical</strong>s hier<br />

als Fee aus dem See<br />

und König Artus zu<br />

vere<strong>in</strong>igen. Es ist natürlich<br />

e<strong>in</strong>e Sensation,<br />

dass das funktioniert<br />

hat. Die beiden<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer professionellen Arbeitshaltung<br />

e<strong>in</strong> Geschenk an jedes Theater und haben hervorragend<br />

mit den anderen Gästen und dem<br />

Stammensemble zusammengewirkt.<br />

blimu: Sie haben im festen Ensemble ihres<br />

Theaters auch dunkelhäutige Künstler. Andreas<br />

Gergen hat für die Rolle des Patsy<br />

Elliott Carlton H<strong>in</strong>es besetzt. Hat se<strong>in</strong>e Besetzung<br />

auch e<strong>in</strong>e Aussage an die Zuschauer<br />

oder wird am <strong>Salzburg</strong>er Landestheater allgeme<strong>in</strong><br />

»Color bl<strong>in</strong>d« besetzt?<br />

CPvM: Grundsätzlich habe ich es mir seit<br />

Jahren, sowie ich es aus Amerika kenne, zum<br />

Anspruch gemacht, dass wir »farbenbl<strong>in</strong>d«<br />

besetzen. Dieser Grundsatz des »Color bl<strong>in</strong>d«<br />

Cast<strong>in</strong>gs ersche<strong>in</strong>t mir sehr wichtig. Mit Peter<br />

Marton und Elisa Agbaglah hatten wir schon<br />

mehrfach dunkelhäutige Mitglieder des Ensembles,<br />

die bei uns <strong>in</strong> allen möglichen Partien<br />

e<strong>in</strong>gesetzt worden s<strong>in</strong>d.<br />

blimu: Inwieweit waren Sie <strong>in</strong> den Probenprozess<br />

e<strong>in</strong>gebunden?<br />

CPvM: Als Intendant verstehe ich mich<br />

ganz wesentlich als Produzent e<strong>in</strong>es Stückes.<br />

In den e<strong>in</strong>zelnen Proben b<strong>in</strong> ich natürlich<br />

nicht dabei, denn Andreas Gergen versteht<br />

se<strong>in</strong> Handwerk sehr gut. Wir führen aber im<br />

Vorfeld e<strong>in</strong>e Menge Gespräche und Andreas<br />

lädt mich dann zu bestimmten Proben e<strong>in</strong>, die<br />

wir geme<strong>in</strong>sam reflektieren, um dann – ohne<br />

persönliche Eitelkeiten – die bestmögliche Produktion<br />

zu erreichen.<br />

Dieses Prozedere hat sich<br />

für uns sehr bewährt<br />

und ich b<strong>in</strong> sehr zufrieden<br />

mit unserer Produktion,<br />

die e<strong>in</strong>e kluge Balance<br />

zwischen orig<strong>in</strong>al „Monty<br />

Python”-Elementen und<br />

eigenen Akzenten<br />

aufweist.<br />

blimu: S<strong>in</strong>d Sie zufrieden mit dem Endergebnis?<br />

CPvM: Dieses Prozedere hat sich für uns<br />

sehr bewährt und ich b<strong>in</strong> sehr zufrieden mit<br />

unserer Produktion, die e<strong>in</strong>e kluge Balance<br />

zwischen Orig<strong>in</strong>al »Monty Python«-Elementen<br />

und eigenen Akzenten<br />

aufweist.<br />

blimu: Schauen<br />

Sie sich die Stücke,<br />

die <strong>in</strong> ihrem Theater<br />

laufen, öfter an?<br />

Wenn ja, wie oft<br />

haben Sie »Monty<br />

Python’s <strong>Spamalot</strong>«<br />

schon gesehen?<br />

CPvM: Als Theaterleiter<br />

schaue ich<br />

mir unsere Produktionen<br />

natürlich<br />

mehrfach an und<br />

lasse mich auch nach<br />

jeder Vorstellung<br />

vom Abendspielleiter<br />

über die Entwicklung der Produktion <strong>in</strong>formieren.<br />

Das ist bei uns fest <strong>in</strong>stitutionalisiert<br />

und dient der Qualitätssicherung.<br />

blimu: Haben Sie <strong>in</strong> »<strong>Spamalot</strong>« e<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gsszene<br />

oder e<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gslied?<br />

CPvM: Gerade »<strong>Spamalot</strong>« hat so viele<br />

wunderbare Songs und lustige Szenen, dass ich<br />

mich nur schwer entscheiden kann: E<strong>in</strong>e der<br />

witzigsten Schauspielszenen ist die mit den<br />

beiden Wachen, weitere Highlights s<strong>in</strong>d für<br />

mich Uwe Krögers Ritt per Pferd bzw. Kokosnuss<br />

und natürlich die Lancelot-Nummer von<br />

Sascha Oskar Weis.<br />

blickpunkt musical <strong>Spamalot</strong><br />

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