Blickpunkt Musical Despesche - Spamalot in Salzburg
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Interview<br />
<strong>Blickpunkt</strong><br />
musical: Was hat<br />
Sie daran gereizt, »Monty Python's<br />
<strong>Spamalot</strong>« auf die Bühne des <strong>Salzburg</strong>er<br />
Landestheaters zu br<strong>in</strong>gen?<br />
Andreas Gergen: Ich muss zugeben,<br />
dass es überhaupt nicht me<strong>in</strong>e Idee war, sondern<br />
die unseres Intendanten Carl Philip von<br />
Maldeghem, der e<strong>in</strong> großer »Monty Python«-<br />
Fan ist. Er kannte das Stück, welches auf dem<br />
Film »Die Ritter der Kokosnuss« von 1975 basiert,<br />
schon und me<strong>in</strong>te, es wäre an der Zeit,<br />
mal e<strong>in</strong>e richtige <strong>Musical</strong>-Comedy auf den<br />
Spielplan zu setzen. Als Abwechslung nach unseren<br />
letzten Produktionen von »Annie«, »The<br />
Sound of Music« und »La Cage aux Folles«, die<br />
tolle Geschichten erzählt haben und teilweise<br />
auch dramatisch waren, ist das jetzt e<strong>in</strong>e richtige<br />
Comedy und e<strong>in</strong>e große Show.<br />
blimu: Wobei man sich vorstellen kann,<br />
dass dieser spezielle englische Humor nicht<br />
jedermanns Sache und es zudem sehr schwierig<br />
ist, den Text <strong>in</strong> die deutsche Sprache zu<br />
adaptieren.<br />
AG: Ja, das stimmt, aber ich kann sagen, dass<br />
das Daniel Große Boymann sehr gut gelungen<br />
ist. Carl Philip von Maldeghem war anfänglich<br />
eher skeptisch, ob sich der Humor auf Deutsch<br />
transportieren lässt, war dann aber bei den ersten<br />
Probendurchläufen sehr zufrieden.<br />
blimu: Es ist schon der zweite Anlauf e<strong>in</strong>er<br />
deutschen Adaption. Zur deutschsprachigen<br />
Erstaufführung <strong>in</strong> Köln gab es e<strong>in</strong>e Adaption<br />
von Karlhe<strong>in</strong>z Freynik.<br />
AG: Genau, aber diese ist heutzutage nicht<br />
mehr die offizielle Verlagsübersetzung. Schon<br />
e<strong>in</strong> Jahr nach der Produktion <strong>in</strong> Köln wurde<br />
bei Daniel Große Boymann, der auch selbst<br />
Stücke schreibt, e<strong>in</strong>e neue Übersetzung <strong>in</strong> Auftrag<br />
gegeben. Auch ich war <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf unsere<br />
Produktion mit ihm im Gespräch und so<br />
hat es <strong>in</strong> den Dialogen kle<strong>in</strong>e Ausbesserungen<br />
und Änderungen gegeben. Es ist schön, dass es<br />
auch solch kooperative Übersetzer und Mitarbeiter<br />
gibt, damit man etwas an das Theater der<br />
Aufführung anpassen kann.<br />
blimu: Das Stück ist bekannt dafür, dass<br />
immer auch Lokalkolorit und dem Zeitpunkt<br />
entsprechende politische Themen mit<br />
e<strong>in</strong>bezogen werden. Wie frei ist man da mit<br />
se<strong>in</strong>en Vorstellungen und muss man diese<br />
Ideen beim Verlag anfragen?<br />
AG: Man bekommt vom Verlag e<strong>in</strong> Textbuch,<br />
da stehen die Dialoge und die Liedtexte dr<strong>in</strong>.<br />
Dazu bekommt man e<strong>in</strong>e Partitur, <strong>in</strong> der die<br />
Orchesterstimmen für jeden e<strong>in</strong>zelnen Musiker<br />
verzeichnet s<strong>in</strong>d und dann ist der Interpretation<br />
des Regisseurs eigentlich freien Lauf gelassen.<br />
blimu: Lassen das die Mitglieder von<br />
»Monty Python« auch so zu?<br />
AG: Ja, das erlauben diese so.<br />
blimu: Wird jemand von »Monty Python«<br />
zur Premiere erwartet?<br />
AG: Ne<strong>in</strong>, leider nicht, aber der Verlag wird<br />
wohl durch die Verlagschef<strong>in</strong> vertreten se<strong>in</strong>,<br />
weil diese Produktion hier <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong>, wo<br />
wir seit Jahren die Tradition des <strong>Musical</strong>s pflegen,<br />
auch e<strong>in</strong>e große Sache ist. Vor allem auch<br />
wegen unserer Besetzung, die e<strong>in</strong>e große Aufmerksamkeit<br />
auf dieses Stück lenkt.<br />
blimu: Das wird es bestimmt. Bei Uwe Kröger<br />
als König Artus weiß man ja mittlerweile<br />
schon durch andere Rollen, wie zum Beispiel<br />
der Gomez Addams <strong>in</strong> »The Addams Family«,<br />
dass er e<strong>in</strong> sehr guter Komödiant ist. Hat<br />
Pia Douwes sofort zugesagt, als sie angefragt<br />
wurde, die Fee aus dem See zu spielen?<br />
AG: Pia hat tatsächlich<br />
sofort zugesagt.<br />
Sie hat sogar selbst<br />
versucht, alles möglich<br />
zu machen, um<br />
ihr anderes Engagement<br />
bei »Sunset<br />
Boulevard« <strong>in</strong> Dortmund<br />
mit diesem<br />
hier zu verb<strong>in</strong>den.<br />
Sie empf<strong>in</strong>det es als<br />
die perfekte Komb<strong>in</strong>ation,<br />
e<strong>in</strong>erseits die<br />
Norma Desmond<br />
als große Diva und<br />
andererseits die komödiantische<br />
Fee aus<br />
dem See spielen zu<br />
können. Deshalb haben<br />
beide Theater e<strong>in</strong><br />
paar Kompromisse<br />
gemacht. Pia hat die<br />
ersten 2 Wochen hier<br />
geprobt, war dann<br />
2 Wochen <strong>in</strong> Dortmund<br />
und ist jetzt<br />
seit 5 Tagen wieder<br />
hier, um <strong>in</strong> die Endproben<br />
mit e<strong>in</strong>zusteigen.<br />
blimu: In den Proben hat mir auch Elliott<br />
Carlton H<strong>in</strong>es als Patsy gut gefallen.<br />
AG: Elliott ist bei uns im Opernstudio tätig,<br />
also e<strong>in</strong> angehender Opernsänger, der von<br />
uns an e<strong>in</strong>er Universität <strong>in</strong> New York entdeckt<br />
wurde. Er ist jetzt im 2. Jahr se<strong>in</strong>er Ausbildung<br />
und sammelt hier se<strong>in</strong>e ersten Theatererfahrungen.<br />
Wir wussten allerd<strong>in</strong>gs nicht, dass er<br />
von K<strong>in</strong>desbe<strong>in</strong>en an Steppunterricht hatte –<br />
Ich habe mich für me<strong>in</strong>e<br />
Inszenierung sehr eng am<br />
Film orientiert, weil es<br />
gewisse Erwartungen zu<br />
erfüllen gibt, von denen<br />
ausgehend man dann die<br />
e<strong>in</strong>e oder andere Idee<br />
haben kann. Aber ich f<strong>in</strong>de,<br />
dass diese Komik nur<br />
funktioniert, wenn sie<br />
wirklich <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Rahmens e<strong>in</strong>es klassischen<br />
Ritterspektakels stattf<strong>in</strong>det.<br />
den er aber zugunsten des klassischen Gesangs<br />
vernachlässigte – und nun se<strong>in</strong>e tänzerischen<br />
Qualitäten hier ausleben kann. Das während<br />
der Proben zu erfahren war e<strong>in</strong>e große Überraschung.<br />
blimu: Spielen Ihre Opernsänger am Haus<br />
eigentlich gerne <strong>in</strong> den <strong>Musical</strong>s mit? Oder<br />
gibt es auch welche, die sich da verweigern?<br />
AG: Es gibt bei den Opernsängern tatsächlich<br />
immer wieder Vorurteile dem unterhaltenden<br />
Genre <strong>Musical</strong> gegenüber. Aber dadurch, dass<br />
wir das <strong>Musical</strong> wirklich ernst nehmen, merken<br />
sie spätestens <strong>in</strong> den Proben, dass das alles<br />
Hand und Fuß hat, was wir da machen, und<br />
dass diese Art von Musiktheater die weitaus<br />
anstrengendere Form ist als zum Beispiel die<br />
seriöse Oper.<br />
blimu: Wie haben Sie Ihre Inszenierung<br />
angelegt?<br />
AG: Ich habe mich für me<strong>in</strong>e Inszenierung<br />
sehr eng am Film<br />
orientiert, weil es gewisse<br />
Erwartungen zu<br />
erfüllen gibt, von denen<br />
ausgehend man<br />
dann die e<strong>in</strong>e oder<br />
andere Idee haben<br />
kann. Aber ich f<strong>in</strong>de,<br />
dass diese Komik nur<br />
funktioniert, wenn<br />
sie wirklich <strong>in</strong>nerhalb<br />
des Rahmens e<strong>in</strong>es<br />
klassischen Ritterspektakels<br />
stattf<strong>in</strong>det.<br />
So wie der Film auch<br />
geme<strong>in</strong>t ist – mit<br />
diesen ganzen Anachronismen,<br />
Gags und<br />
Gimmicks, die den<br />
Rittern der Tafelrunde<br />
widerfahren.<br />
Die Ritter müssen<br />
e<strong>in</strong>fach klassisch gehalten<br />
se<strong>in</strong>, man darf<br />
sie nicht zusätzlich <strong>in</strong><br />
blickpunkt musical <strong>Spamalot</strong><br />
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