Blickpunkt Musical Despesche - Spamalot in Salzburg
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Interview<br />
tiger, e<strong>in</strong> gutes Tim<strong>in</strong>g zu haben, als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
ernsten?<br />
PD: Wenn man damit beschäftigt ist, lustig<br />
zu se<strong>in</strong>, kommt es beim Zuschauer nicht an.<br />
UK: Tim<strong>in</strong>g hat nicht nur etwas mit Comedy<br />
zu tun. Gutes Tim<strong>in</strong>g hat generell etwas mit<br />
dem Sprachrhythmus zu tun, den man auch <strong>in</strong><br />
ernsthaften Stücken braucht, wobei dann noch<br />
die Emotionen dazu kommen. Trotzdem merkt<br />
man es <strong>in</strong> Dialogen, wenn e<strong>in</strong> gewisser Sprachrhythmus<br />
gesprengt wird und es dadurch nicht<br />
mehr passt, auch <strong>in</strong> ernsteren Stücken, nur <strong>in</strong><br />
der Comedy noch mehr. Gutes Tim<strong>in</strong>g ist generell<br />
für alles wichtig – e<strong>in</strong> Gespür dafür zu<br />
haben und Worte richtig zu setzen.<br />
Das lernt man nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> der<br />
Schauspielausbildung. Man kratzt solche D<strong>in</strong>ge,<br />
so wie vieles andere auf der Schule auch,<br />
nur an, weil das Theater e<strong>in</strong> sehr breit gefächertes<br />
Metier ist. Würde man das alles abdecken<br />
wollen, wäre man e<strong>in</strong> Leben lang auf der Schule.<br />
Das Handwerk lernt man auf der Bühne mit<br />
Regisseuren, die auch Lust dazu haben und sich<br />
die Zeit nehmen.<br />
PD: Wichtig ist, an se<strong>in</strong>e Figur zu glauben.<br />
Man muss fühlen, was die Figur macht bzw.<br />
was SIE fühlt, dann stimmt das Tim<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>fach<br />
besser, als wenn man versucht, es zu spielen.<br />
Zudem hängt es natürlich auch vom Partner<br />
auf der Bühne ab. Wenn dieser e<strong>in</strong> falsches Tim<strong>in</strong>g<br />
hat, funktioniert der Witz nicht, obwohl<br />
man selbst gut angesetzt<br />
hat.<br />
Außerdem muss<br />
man sich trauen, dienen<br />
zu können, denn<br />
manchmal bist nicht<br />
du derjenige, der den<br />
Witz macht, aber du<br />
lieferst die Vorlage,<br />
damit der andere reagieren<br />
kann und der<br />
Gag sitzt. Man muss<br />
sich trauen, auch mal<br />
selbst nicht lustig zu<br />
se<strong>in</strong>, damit der Partner<br />
den Lacher bekommt,<br />
trotzdem bist<br />
du ja Teil des Witzes.<br />
UK: Es geht nur mite<strong>in</strong>ander gut, man kann<br />
nicht gegene<strong>in</strong>ander spielen. Dazu gehört e<strong>in</strong><br />
guter Regisseur, zu dem man Vertrauen hat,<br />
der von außen darauf schaut, <strong>in</strong> welcher Art<br />
der Witz funktioniert. Comedy ist Teamwork,<br />
da darf ich nicht erwarten, dass die Zuschauer<br />
schon nach me<strong>in</strong>em Geben lachen, denn sie lachen<br />
ja erst bei der Po<strong>in</strong>te, auch wenn die nicht<br />
bei mir liegt, sondern bei me<strong>in</strong>em Partner auf<br />
der Bühne.<br />
PD: Dazu kommt dann noch das Publikum,<br />
das auch nicht jeden Abend gleich reagiert. Es<br />
gibt Abende, an denen die Zuschauer e<strong>in</strong>fach<br />
müde s<strong>in</strong>d, weil sie den ganzen Tag gearbeitet<br />
Comedy ist Teamwork, da<br />
darf ich nicht erwarten,<br />
dass die Zuschauer schon<br />
nach me<strong>in</strong>em Geben lachen,<br />
denn sie lachen ja erst bei<br />
der Po<strong>in</strong>te, auch wenn die<br />
nicht bei mir liegt, sondern<br />
bei me<strong>in</strong>em Partner<br />
auf der Bühne.<br />
haben und dadurch<br />
nicht so aus sich herausgehen.<br />
E<strong>in</strong> anderes<br />
Mal kommt aus<br />
dem Zuschauerraum<br />
e<strong>in</strong>e unheimliche<br />
Energie zurück und<br />
dann ist das wie beim<br />
P<strong>in</strong>g Pong, es geht<br />
h<strong>in</strong> und her und<br />
wieder zurück. Aber<br />
wenn das dann e<strong>in</strong>mal<br />
nicht so ist, liegt<br />
das nicht immer an<br />
e<strong>in</strong>em schlechten Tim<strong>in</strong>g.<br />
Andersherum<br />
heißt das aber auch<br />
nicht, dass wir nicht noch an etwas arbeiten<br />
können. Bei dramatischen Stücken kann man<br />
die Reaktionen meist vorher abschätzen, bei<br />
Comedy bleibt es immer spannend.<br />
Ich habe mich zum Beispiel am Anfang<br />
immer gefragt, ob ich überhaupt lustig b<strong>in</strong>.<br />
Und dann geht es natürlich schief! Mittlerweile<br />
haben wir schon e<strong>in</strong>ige Vorstellungen gespielt<br />
und ich mache mir ke<strong>in</strong>e Gedanken mehr darüber.<br />
Dadurch spiele ich viel freier.<br />
UK: Ganz schwierig f<strong>in</strong>de ich es auch, Comedy<br />
im Fernsehen zu machen. Witzig fand<br />
ich da die Sendung »Schillerstraße«, <strong>in</strong> der<br />
Schauspieler die Regieanweisungen über e<strong>in</strong>en<br />
Knopf im Ohr erhielten und umsetzen mussten.<br />
Dadurch, dass dort noch Live-Publikum<br />
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blickpunkt musical <strong>Spamalot</strong>