31.05.2018 Aufrufe

Blickpunkt Musical Despesche - Spamalot in Salzburg

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Interview<br />

<strong>Blickpunkt</strong><br />

musical: In unserem<br />

Interview mit dem Regisseur<br />

von »Monty Python's <strong>Spamalot</strong>«,<br />

Andreas Gergen, haben wir erfahren, dass er<br />

Sie <strong>in</strong> New York »gefunden« hat – wie haben<br />

wir das zu verstehen?<br />

Elliott Carlton H<strong>in</strong>es: E<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong><br />

von mir, Emalie Savoy, war <strong>in</strong> der vorletzten<br />

Spielzeit hier am Landestheater <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong> engagiert<br />

und erfuhr so, dass Herr von Maldeghem<br />

(Intendant des <strong>Salzburg</strong>er Landestheaters) und<br />

Adrian Kelly, der Kapellmeister, <strong>in</strong> New York<br />

e<strong>in</strong> Vors<strong>in</strong>gen veranstalten, und me<strong>in</strong>te: »Du<br />

solltest für me<strong>in</strong>en Chef s<strong>in</strong>gen.«<br />

Das Vors<strong>in</strong>gen fand <strong>in</strong> den Studios der<br />

Juilliard School statt, an der ich me<strong>in</strong> Masterstudium<br />

absolviert habe. Eigentlich war ich für<br />

e<strong>in</strong>en anderen Auftritt <strong>in</strong> New York, aber ich<br />

habe dann auch noch das Vors<strong>in</strong>gen gemacht<br />

und sie wollten mich dabei haben. Und jetzt<br />

b<strong>in</strong> ich hier. (gr<strong>in</strong>st)<br />

Andreas Gergen habe ich erst <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong><br />

kennengelernt, <strong>in</strong> New York habe ich nur den<br />

beiden Genannten vorgesungen.<br />

blimu: Haben Sie <strong>in</strong> New York für e<strong>in</strong> bestimmtes<br />

Stück vorgesungen oder allgeme<strong>in</strong><br />

für e<strong>in</strong> Engagement am Landestheater?<br />

ECH: Es war e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Vors<strong>in</strong>gen. Ich<br />

habe fünf Opernarien vorbereitet, unter anderem<br />

von Ross<strong>in</strong>i und natürlich etwas von Mozart,<br />

denn wir s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong> Mozarts Geburtsstadt.<br />

blimu: Aber zu diesem Zeitpunkt waren<br />

Sie schon fertig mit Ihrer Ausbildung an der<br />

Juilliard School, oder?<br />

ECH: Ja genau, ich habe im Mai 2014 me<strong>in</strong><br />

Studium abgeschlossen und das Vors<strong>in</strong>gen war<br />

im Dezember 2014. In dem Jahr habe ich freischaffend<br />

gearbeitet und mich dann der Herausforderung<br />

gestellt, nach Europa zu ziehen.<br />

blimu: Konnten Sie schon Deutsch sprechen,<br />

bevor Sie nach <strong>Salzburg</strong> gekommen<br />

s<strong>in</strong>d?<br />

ECH: Ne<strong>in</strong>, aber wir haben hier <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong><br />

dreimal die Woche e<strong>in</strong>en guten Unterricht.<br />

2013 war ich schon e<strong>in</strong>mal für e<strong>in</strong>en Monat<br />

<strong>in</strong> München, die Juilliard School bietet den<br />

Studenten e<strong>in</strong> Stipendium an, um für e<strong>in</strong>en<br />

Monat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Land zu studieren,<br />

von daher konnte ich e<strong>in</strong> wenig Deutsch, aber<br />

eigentlich habe ich es erst <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong> richtig<br />

gelernt.<br />

blimu: In <strong>Salzburg</strong> s<strong>in</strong>d Sie am Opernstudio<br />

engagiert. Wie kam es dazu, dass Sie e<strong>in</strong>e<br />

Rolle <strong>in</strong> »Monty Python's <strong>Spamalot</strong>« spielen?<br />

Hat man Sie dafür extra angefragt?<br />

ECH: Ja genau, sie haben mich dafür angefragt.<br />

Eigentlich war ich nur für e<strong>in</strong> Jahr im<br />

Opernstudio angestellt, aber sie haben mich für<br />

e<strong>in</strong> weiteres Jahr als Gast wieder an das Haus<br />

geholt. Jetzt spiele ich als Gast nicht nur <strong>in</strong><br />

»<strong>Spamalot</strong>« sondern auch <strong>in</strong> »La Bohème« mit.<br />

Als sie mich für Patsy angefragt haben, dachte<br />

ich, dass ich das auf jeden Fall schaffen werde,<br />

obwohl ich sonst ke<strong>in</strong> <strong>Musical</strong> mache. Doch <strong>in</strong><br />

der letzten Spielzeit habe ich schon <strong>in</strong> »Annie«<br />

mitgespielt, was damals me<strong>in</strong>e erste Rolle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

<strong>Musical</strong> war.<br />

Ich werde <strong>in</strong> der Opernabteilung oft gefragt,<br />

weshalb ich<br />

<strong>Musical</strong> mache. Da<br />

kommen dann sogar<br />

Bemerkungen<br />

zu me<strong>in</strong>er Stimme,<br />

ob ich nicht genug<br />

s<strong>in</strong>gen kann und<br />

solche D<strong>in</strong>ge, aber<br />

ich antworte dann<br />

immer, dass ich gerne<br />

unterschiedliche<br />

Genres bediene. Für<br />

<strong>Musical</strong> braucht man ganz andere Fähigkeiten<br />

und Kenntnisse als im Opernfach.<br />

Steppen muss ich im Opernstudio gewöhnlicherweise<br />

auch nicht. (lacht) Ich kann auch<br />

mit ganz anderen Kollegen zusammenarbeiten,<br />

das gefällt mir sehr. Zudem kann ich bei<br />

»<strong>Spamalot</strong>« mehr Vorstellungen spielen und <strong>in</strong><br />

»Carmen« zum Beispiel nur 9 oder 11. Es ist<br />

wirklich schön, öfter spielen zu können.<br />

Ich muss zugeben, dass ich anfangs me<strong>in</strong>e<br />

Bedenken beim <strong>Musical</strong> hatte, auch wegen der<br />

Kommentare me<strong>in</strong>er Kollegen, und ich dachte<br />

nicht, dass ich dadurch so viel lernen könnte. Ich<br />

hoffe, dass mehr Opernsänger die Möglichkeit<br />

nutzen, e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Musical</strong> mitzuspielen.<br />

Es ist wichtig, Unterschiedliches zu machen und<br />

auszuprobieren, e<strong>in</strong>fach neugierig zu bleiben.<br />

blimu: Es gab ja schon früher Opernsänger,<br />

die <strong>Musical</strong> gesungen haben. Wenn man<br />

zum Beispiel an Montserrat Caballé denkt.<br />

ECH: (lacht) Das stimmt, vielleicht könnte<br />

Montserrat Caballé die Fee aus dem See s<strong>in</strong>gen<br />

… Das könnte sehr gut werden. Birgit Nilsson<br />

würde auch passen.<br />

blimu: Hatten Sie vor Ihrem Opernstudium<br />

schon e<strong>in</strong>e Tanzausbildung?<br />

Für <strong>Musical</strong> braucht man<br />

ganz andere Fähigkeiten<br />

und Kenntnisse als im<br />

Opernfach.<br />

blimu: Aber dafür machen Sie das richtig<br />

professionell.<br />

ECH: (lacht) Danke, es kam irgendwie von<br />

selbst zurück. Me<strong>in</strong>e Mutter wollte immer, dass<br />

ich tanze. Ich habe es nicht gehasst, aber so toll<br />

fand ich es damals nicht.<br />

blimu: Im Alter von 13 ist Tanzen auch eher<br />

uncool.<br />

ECH: Ja, das stimmt.<br />

blimu: Doch es macht Ihnen sichtlich<br />

Spaß, sich so viel auf der Bühne zu bewegen.<br />

Im Opernfach ist das eher untypisch.<br />

ECH: Ja, natürlich. Doch auch <strong>in</strong> Opern<br />

werden mehr und<br />

mehr Choreographien<br />

e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Ich glaube ohneh<strong>in</strong>,<br />

dass sich die beiden<br />

Genres e<strong>in</strong>ander immer<br />

mehr annähern.<br />

Und daher denke<br />

ich, es ist gut, diese<br />

Choreographien zu<br />

lernen und gleichzeitig<br />

zu tanzen und<br />

zu s<strong>in</strong>gen. Wir haben vielleicht weniger Tanz<br />

<strong>in</strong> der Oper, aber heutzutage nicht mehr so viel<br />

weniger als im <strong>Musical</strong>. Diese statischen Bewegungen,<br />

die man aus der Oper kennt, gehen<br />

zum Glück immer mehr verloren.<br />

blimu: Sie s<strong>in</strong>d jetzt nur noch für diese<br />

Spielzeit am Landestheater <strong>Salzburg</strong>, würden<br />

Sie gerne Ihren Vertrag verlängern?<br />

ECH: Ja, ich würde gerne <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong> bleiben.<br />

Wir warten gerade alle auf unsere neuen<br />

Verträge.<br />

Es ist wirklich <strong>in</strong>teressant, wie mich <strong>Salzburg</strong><br />

verändert hat. Ich habe immer <strong>in</strong> großen<br />

Städten gelebt, also 2 Jahre <strong>in</strong> New York<br />

für me<strong>in</strong>en Master studiert und ursprünglich<br />

komme ich aus Houston. Während me<strong>in</strong>es Bachelor<br />

Studiums habe ich auch schon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

kle<strong>in</strong>eren Stadt, <strong>in</strong> Oberl<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ohio, gelebt und<br />

ich fand das ganz schön langweilig. So g<strong>in</strong>g es<br />

mir zuerst auch <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong>, aber ich habe mich<br />

hier verändert, b<strong>in</strong> viel ruhiger geworden und<br />

ich kann mich besser fokussieren. Für mich ist<br />

das hier e<strong>in</strong> ganz anderes Leben, daher würde<br />

ich gerne noch länger bleiben.<br />

blimu: Kannten Sie vorher die Filme von<br />

»Monty Python« und ist das Ihr Humor?<br />

blimu: Ihr Deutsch ist aber wirklich gut.<br />

ECH: Dankeschön.<br />

ECH: Nicht wirklich. Bis zu me<strong>in</strong>em 13. Lebensjahr<br />

habe ich getanzt, aber seitdem nicht<br />

mehr – bis »<strong>Spamalot</strong>«. Dazwischen liegen<br />

etwa 10 Jahre ohne Tanz.<br />

ECH: »Monty Python« kannte ich vorher,<br />

aber die Filme nicht. Ich kannte nur dieses Lied<br />

›Always Look on the Bright Side of Life‹.<br />

Me<strong>in</strong>e erste richtige Erfahrung mit »Monty Py-<br />

blickpunkt musical <strong>Spamalot</strong><br />

37

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!