Blickpunkt Musical Despesche - Spamalot in Salzburg
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Interview<br />
Marc Seitz als Fahrender Sänger (Mitte)<br />
MS: Ja, klar, ich hoffe das merkt man auch.<br />
(lacht) Das war für den Regisseur auch e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>es Mitbr<strong>in</strong>gsel me<strong>in</strong>erseits, vielleicht auch<br />
e<strong>in</strong> Grund, mich zu engagieren. Da ich auch<br />
komponiere, spiele ich gut genug, um so virtuos<br />
zu se<strong>in</strong>. Es steht ja im Klavierauszug, was zu<br />
spielen ist, obwohl ich hier <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong> etwas<br />
mehr zu spielen habe, wie den ›Circle of Life‹<br />
aus »The Lion K<strong>in</strong>g«, den wir noch e<strong>in</strong>gebaut<br />
haben. Diese Chop<strong>in</strong> Etüde zum Beispiel ist<br />
nicht super schwer, aber sehr wirkungsvoll. Jemand<br />
der pianistisch nicht wenigstens e<strong>in</strong> wenig<br />
ausgebildet ist, würde das trotzdem nicht<br />
h<strong>in</strong>bekommen.<br />
blimu: Sie haben vorh<strong>in</strong> davon gesprochen,<br />
dass Sie komische Stücke<br />
mit e<strong>in</strong>em ernsten H<strong>in</strong>tergrund<br />
mögen. Was ist dieser für Sie <strong>in</strong><br />
»<strong>Spamalot</strong>«?<br />
MS: (schmunzelt) Ich denke, der ist<br />
bei diesem Stück relativ kle<strong>in</strong>. Für mich<br />
persönlich ist es am ehesten die Satire zur<br />
Religion. Ich würde mir genau dieselben<br />
Fragen stellen: »Gott, der Allmächtige hat se<strong>in</strong>en<br />
Becher verbummelt, das kommt mir komisch<br />
vor. Wenn er allwissend ist, dann<br />
weiß er doch wo er ihn h<strong>in</strong>gestellt<br />
hat.«<br />
blimu: Warum, me<strong>in</strong>en Sie, haben die<br />
»Monty Python« gerade die Artus-Sage auf's<br />
Korn genommen?<br />
MS: Weil sie jeder kennt und alles, was so<br />
hochgehoben wird auf e<strong>in</strong>en unerreichbaren<br />
Status und so mystisch daherkommt, lässt sich<br />
sehr gut durch den Kakao ziehen. Das funktioniert<br />
natürlich wunderbar, wenn gerade<br />
Briten sich so e<strong>in</strong>es britischen Mythos' annehmen,<br />
e<strong>in</strong>fach das zu<br />
brechen, was für alle<br />
anderen »untouchable«<br />
ist.<br />
Eigentlich f<strong>in</strong>de ich<br />
dieses Stück durchgehend<br />
witzig, aber me<strong>in</strong>e<br />
Liebl<strong>in</strong>gsszenen s<strong>in</strong>d<br />
schon die „Schwalbe”<br />
und „Pr<strong>in</strong>z Herberts<br />
Wache".<br />
blimu: Das Stück spielt <strong>in</strong> den 70er Jahren,<br />
gehört da die Anspielung auf die Homosexualität<br />
nicht auch zu den ernsteren Themen<br />
im <strong>Musical</strong>?<br />
MS: Das Stück spielt im Mittelalter! Das<br />
Thema Homosexualität wird auf wunderbar<br />
charmante und spitze Weise e<strong>in</strong>gebracht. Die<br />
Rolle des Lancelot so zu brechen und dadurch<br />
nochmal e<strong>in</strong>en neuen Kick <strong>in</strong>s Stück zu br<strong>in</strong>gen,<br />
passt sehr gut.<br />
Und die Aussage zum<br />
Schluss ist auch wieder<br />
tiefgründiger, als<br />
man zuerst denkt:<br />
»Und denkt dran<br />
selbst <strong>in</strong> 1.000 Jahren<br />
wird das Thema noch<br />
kontrovers se<strong>in</strong>.«<br />
blimu: Gibt es für<br />
Sie e<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gsszene<br />
oder e<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gslied?<br />
MS: Eigentlich<br />
f<strong>in</strong>de ich dieses Stück<br />
durchgehend witzig, aber me<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gsszenen<br />
s<strong>in</strong>d schon die »Schwalbe« und »Pr<strong>in</strong>z Herberts<br />
Wache«. Ich mag sie nicht nur, weil ich sie<br />
spielen darf.<br />
blimu: Hätten Sie denn auch e<strong>in</strong>e andere<br />
Rolle gespielt, wenn sie Ihnen angeboten<br />
worden wäre, zum Beispiel Sir Lancelot?<br />
blickpunkt musical <strong>Spamalot</strong> 79