Industrielle Automation 3/2018
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TITEL I KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Energiezuführung über die<br />
Schutztür<br />
„Unser Ziel bei allen Digitalisierungsprojekten<br />
ist es, die Mitarbeiter weitest möglich<br />
einzubinden und ihnen die Arbeit zu erleichtern“,<br />
erklärt Werksleiter Andreas Lutz.<br />
„Deshalb sollen die Daten dort sichtbar<br />
sein, wo sie generiert werden.“ Zum Digitalisierungskonzept<br />
gehört daher ein<br />
24"-TFT-Display an jeder Maschine. Zudem<br />
sorgen Andon-Terminals für Transparenz.<br />
An den Spritzguss- und Montageanlagen<br />
war die Umsetzung dieser Strategie relativ<br />
einfach. Bei den komplett eingehausten<br />
Stanzanlagen stellte sich jedoch die Frage,<br />
wo der Bildschirm angebracht wird. In<br />
Betracht kam nur die Montage an der Vorderseite<br />
der Anlagen, d. h. auf den großen,<br />
seitlich verschiebbaren Schutztüren. Hier<br />
gab es jedoch keine Energiezufuhr. Deshalb<br />
musste eine Lösung gefunden werden, um<br />
die Bildschirme mit Energie- und Signalleitungen<br />
zu versorgen.<br />
Die Idee, für diese Aufgabe eine Energiekette<br />
zu nutzen, wurde mit Igus umgesetzt.<br />
Christian Baumgärtner: „Wir haben gemeinsam<br />
die Anforderungen an die Kette<br />
definiert und uns entschieden, die Ketten<br />
als ‚Readychains‘, d. h. als fertig konfektionierte<br />
Systemkomponenten mit Leitungen<br />
und Steckverbindern zu beziehen. Bei der<br />
Auslegung hat Igus uns empfohlen, die<br />
Bilddaten über HDMI- statt USB-Stecker zu<br />
übertragen.“<br />
Als praktisch erwies sich auch die von<br />
Igus entwickelte Online-Lebensdauerberechnung<br />
für Energieketten, die vor Ort auf<br />
dem Tablet durchgeführt wurde: „Aufgrund<br />
der Berechnung haben wir einen größeren<br />
Biegeradius gewählt, weil sich die rechnerische<br />
Lebensdauer dadurch von sechs auf<br />
zehn Jahre erhöhte.“ Wichtig war aus Sicht<br />
von TE auch die Flexibilität: Bei Bedarf soll<br />
die Möglichkeit bestehen, die Kette mit<br />
weiteren Leitungen zu befüllen.<br />
Transparenz an jeder Anlage<br />
„Nach der Auslegung von Kette, Leitungen<br />
und Steckverbinder lieferte Igus zwei montagefertige<br />
Readychain-Sätze, die bei TE<br />
oberhalb der Schutztüren verbaut wurden“,<br />
erklärt Philipp Krajewski, zuständiger Technischer<br />
Verkaufsberater bei Igus. Angeschlossen<br />
werden die fertig konfektionierten<br />
Leitungen an die PCs, die gut geschützt<br />
seitlich an den Anlagen montiert sind. „Die<br />
Tests verliefen sehr gut. In den Folgemonaten<br />
01 Je nach Kundenwunsch werden die Leitungen von Igus auch mit passenden Steckverbindern<br />
einbaufertig konfektioniert – auch mit Steckverbindern, die bei TE in Wört gefertigt werden<br />
rüstete TE sämtliche 130 Stanzautomaten –<br />
einige davon in der Vorproduktion – mit<br />
PCs, TFT-Bildschirmen und den vorkon fektionierten<br />
Readychains aus.“<br />
Das praktische Ergebnis der Digitalisierung<br />
zeigt Christian Baumgärtner an einer<br />
Maschine: Am Bildschirm kann der Bediener<br />
– die entsprechende Berechtigung vorausgesetzt<br />
– u. a. die aktuellen Produktionsdaten<br />
einsehen und die aufgetretenen<br />
Unregelmäßigkeiten und Fehler abrufen.<br />
Dabei werden rund 1 200 Fehlerursachen<br />
erfasst. Sogar die Kamerabilder jedes Stanzteils<br />
stehen zur Verfügung. Das ist ganz im<br />
Sinne der Digitalisierungsstrategie von TE.<br />
Betriebsleiter Andreas Lutz: „So sorgen<br />
wir für Transparenz an jeder Anlage und<br />
schaffen die Voraussetzungen für sofortiges<br />
Gegensteuern, wenn Unregelmäßigkeiten<br />
auftreten – noch bevor die Anlage stoppt<br />
oder Ausschuss produziert.“ Gesteigert wird<br />
das Tempo in diesen Fällen noch dadurch,<br />
dass TE das MES um eigene Applikationen<br />
ergänzt hat, die bei Störungen zum Beispiel<br />
den jeweils zuständigen Kollegen in der<br />
Instandhaltung nennen.<br />
Rund ein Jahr nach dem Start des Digitalisierungsprojektes<br />
sieht sich TE auf einem<br />
sehr guten Weg. Nicht nur die 130 Stanzanlagen,<br />
sondern insgesamt<br />
02 Die bereits<br />
fertig konfektionierte<br />
Energiekette<br />
readychain überträgt<br />
Energie und<br />
Signale an die<br />
seitlich verschiebbare<br />
Schutztür der<br />
Stanzanlagen<br />
378 Workcenter im gesamten Werk wurden<br />
an das MES angebunden und mit PCs und<br />
Bildschirmen ausgerüstet. Mit mehr als<br />
1 700 Mitarbeitern gehört Wört zu den größten<br />
Standorten – und zu denen, die bei der<br />
Digitalisierung am weitesten vorangeschritten<br />
sind. Igus und TE pflegen aber nicht nur<br />
bei diesem Projekt im doppelten Wortsinn<br />
gute Verbindungen. Andreas Lutz: „Igus<br />
bezieht von uns regelmäßig Reels mit Steckverbindern<br />
für die Konfektionierung der<br />
Readychains.“ Es ist also gut möglich, dass<br />
nun einige Steckverbinder, die in Wört<br />
gefertigt werden, an ihrem Entstehungsort<br />
im Einsatz sind.<br />
www.igus.de<br />
INDUSTRIELLE AUTOMATION 3/<strong>2018</strong> 57