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Festspielzeit Sommer 2018

Das Magazin der Bregenzer Festspiele

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»FAST WIE EIN ROCKSTAR«<br />

Im Jahr 2016 waren Sie erstmals<br />

in Bregenz im Opernstudio. Was<br />

haben Sie daraus mitgenommen?<br />

Wolfgang Stefan Schwaiger: Mit<br />

Frau Kammersängerin Brigitte<br />

Fassbaender haben wir vor allem musikalisch<br />

und stimmlich an den Arien<br />

und Ensembles aus Don Giovanni<br />

gearbeitet; die wichtigste Aussage<br />

war für mich: In jedem Forte muss<br />

auch ein Piano sein.<br />

Wie erleben Sie als Sänger die Bregenzer<br />

Festspiele? Im Unterschied zu<br />

Köln, wo Sie Ensemblemitglied sind?<br />

Diesen <strong>Sommer</strong> bin ich ja bereits<br />

zum dritten Mal dabei und freue<br />

mich jedes Jahr aufs Neue. Die<br />

Stimmung in Bregenz ist herrlich, es<br />

wird für die Zeit, die wir dort sind,<br />

ein Stück Zuhause und alle Beteiligten<br />

wachsen ein bisschen zusammen<br />

wie eine große Familie.<br />

Da das Opernhaus in Köln saniert<br />

wird, spielen wir auch dort<br />

»stagione«, also Produktion nach<br />

Produktion. Weil man sich auf<br />

ein Stück konzentrieren und mit<br />

Kollegen kontinuierlich gemeinsam<br />

daran arbeiten kann, erreicht man<br />

musikalisch und szenisch ein höheres<br />

Niveau als im eher stressigen<br />

Repertoire-Betrieb.<br />

Wie war das für Sie, als Sie letztes<br />

Jahr als Moralès in Carmen erstmals<br />

auf der Seebühne standen?<br />

Es war einfach toll! Ich habe mich<br />

schon bei den Proben gefreut, im<br />

Freien zu arbeiten, doch bei den<br />

Vorstellungen wird es erst richtig<br />

spannend, wenn 7.000 Zuschauer<br />

die Augen auf einen richten. Da<br />

kommt man sich schon fast wie<br />

ein Rockstar vor (lacht). Dass der<br />

Kontakt zum Dirigenten und Orchester<br />

im Festspielhaus nur über<br />

die Monitorbildschirme und -boxen<br />

stattfindet, ist schon eine besondere<br />

Herausforderung.<br />

Sie waren von Kind an musikalisch interessiert,<br />

haben Klavier und Trompete<br />

gelernt; gibt es familiäre Vorbilder?<br />

Als ich klein war, habe ich gerne mit<br />

meinem Großvater gesungen; er war<br />

Bäcker und leidenschaftlicher Musikant,<br />

der nicht nur sehr gut Gitarre<br />

spielte und sang, sondern auch viele<br />

andere Instrumente beherrschte –<br />

darunter auch die »singende Säge«.<br />

Als Kind mochte ich vor allem<br />

Volksmusik, da ich das gemeinsame<br />

Musizieren ja auch aus meiner<br />

Familie kannte. Mein Vater spielte<br />

in einer Blasmusikkapelle, wir waren<br />

oft bei Konzerten, und ich liebte es,<br />

bei allen Märschen mitzudirigieren.<br />

Bis heute bin ich ein Liebhaber<br />

traditioneller österreichischer<br />

Volksmusik.<br />

Ihre sängerische Ausbildung begann<br />

mit sieben Jahren bei den Wiltener<br />

Sängerknaben. Wann wussten Sie,<br />

dass Sie Sänger werden wollten? Und<br />

was lockte Sie?<br />

Dass man Gesang studiert und<br />

Sänger wird, ist nicht selbstverständlich;<br />

viele denken immer noch,<br />

dass »Sänger« kein richtiger Beruf<br />

ist. Doch viele, die mit mir im Chor<br />

gesungen haben, sind heute professionelle<br />

Konzert- und Opernsänger.<br />

Irgendwann stellt sich einfach die<br />

Frage, ob man den Schritt in die<br />

Profi-Welt wagen will. Als ich mich<br />

zwischen einem Jus- oder Gesangsstudium<br />

entscheiden sollte, habe<br />

ich es dem Schicksal überlassen:<br />

»Wenn ich die Aufnahmeprüfung<br />

für Gesang in Wien bestehe, werde<br />

ich Gesang studieren – wenn nicht,<br />

hat es halt nicht sein sollen.« Gott<br />

sei Dank gelang es beim ersten Anlauf,<br />

sonst würde ich heute im Büro<br />

sitzen (lacht) ...<br />

Wolfgang Stefan Schwaiger (ganz links) als Soldat Moralès in Carmen auf der Seebühne.<br />

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