03/02 - Fakultät 6 - TU Bergakademie Freiberg
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nationalsozialistischen Regimes auf kurzfristige Kriegsziele bot keinen Raum für weitere Differenzierungen<br />
innerhalb der Hochschullandschaft. Erst nach 1945 entwickelte sich die Verfahrenstechnik<br />
im deutschen Hochschulwesen, dessen Protagonisten im folgenden kollektivbiographisch<br />
porträtiert werden sollen.<br />
II. Die Etablierung der Verfahrenstechnik in der BRD/DDR in kollektivbiographischer<br />
Analyse<br />
1. Zur Bedeutung von Kollektivbiographien in der Innovationsforschung<br />
Mit dem kollektivbiographischen Ansatz kann eine bestimmte für das spezielle Erkenntnisinteresse<br />
zu definierende Gruppe von historischen Personen in seinem jeweiligen gesellschaftlichen<br />
Zusammenhang quantitativ und qualitativ untersucht werden. Im Vergleich zur Biographieforschung,<br />
wo in der Regel nur einzelne Personen porträtiert werden, verfolgt die kollektivbiographische<br />
Forschung das Ziel, sämtliche Lebensläufe der Mitglieder eines Kollektivs<br />
systematisch miteinander zu vergleichen, um vor allem typische oder untypische (abweichende)<br />
Merkmale innerhalb des Kollektivs herauszuarbeiten. Mit der Möglichkeit, eine zweifache<br />
Erkenntnisrichtung zu verfolgen, bietet die kollektive Biographie umfassende Chancen den<br />
sozialen, politischen, wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Kontext je nach Art der Fragestellung<br />
mit in die Forschungsarbeit einzubeziehen. 19<br />
Mit der Methode der Kollektivbiographie lassen sich also bestimmte Normen der Sozialstruktur<br />
oder der beruflichen Karriere von Angehörigen spezieller Berufsgruppen ermitteln und<br />
somit für die Analyse der Selbstwahrnehmung und des Selbstverständnisses der wissenschaftlich-technischen<br />
Eliten im Nationalen Innovationssystem des 20. Jahrhunderts nutzen.<br />
Für die im folgenden vorgestellte Berufsgruppe der Hochschulprofessoren der Verfahrenstechnik,<br />
die als wissenschaftlich-technische Eliten zu den Repräsentanten und Trägern der<br />
Nationalen Innovationskultur zählen, soll – als strategisches Forschungsziel - ein kollektivbiographisches<br />
Auswertungsmodell erarbeitet werden. 20 Nach dem bisherigen Informationsstand<br />
kann die Grundgesamtheit des Kollektivs noch nicht vollständig berücksichtigt werden.<br />
21 Daher wird sich der folgende Teil - gemäß der bislang erarbeiteten Kenntnisse - nur auf<br />
einzelne Mitglieder des Kollektivs exemplarisch stützen und die Unterschiede oder<br />
Gemeinsamkeiten zwischen west- und ostdeutschen Hochschulinstituten der Verfahrenstechnik<br />
am Beispiel von Industriekooperationen, anwendungsorientierter Forschung und<br />
Tätigkeitsprofilen der Absolventen vergleichend herausarbeiten.<br />
19 Zum methodischen Konzept des kollektivbiographischen Ansatzes vgl. Schröder 1977: 88-125;<br />
ders. 1984: 38-62; ders. 1985: 7-17; ders. 1986: 39 ff.; ders. 1995: 15 ff.<br />
20 Im Modell müssten unter anderem folgende Parameter Berücksichtigung finden: Geburtsdatum und<br />
–ort, Beruf des Vaters, Schulbildung, Studium, Promotion, Habilitation, Berufstätigkeiten in der<br />
Maschinenbau- und Chemie-Industrie, Universitätslaufbahn, Beispiele für Industriekooperationen,<br />
anwendungsorientierte Forschung und Grundlagenforschung, Patente, Mitgliedschaften (vor allem<br />
VDI und Dechema), Auszeichnungen (z. B. VDI-Ehrenmünze), Preise (z. B. Dechema-Preis der<br />
Max Buchner-Forschungsstiftung), Medaillen (Goldene Dechema-Medaille, Arnold-Eucken-<br />
Medaille der Verfahrenstechnischen Gesellschaft im VDI).<br />
21 Die ersten biographischen Rechercheergebnisse werden im Kapitel V („Kurzbiographien“) dargestellt.<br />
Eine umfassende kollektivbiographische Analyse steht noch aus.