03/02 - Fakultät 6 - TU Bergakademie Freiberg
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I. Einleitung<br />
1<br />
Der folgende Aufsatz basiert auf ersten Forschungsergebnissen des vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsverbundes „Innovationskultur in<br />
Deutschland“. 1 Zu den acht beteiligten Projektgruppen des im November 1998 in München<br />
konstituierten BMBF-Verbundes zählt auch die Projektgruppe am Institut für Wissenschafts-<br />
und Technikgeschichte der Technischen Universität <strong>Bergakademie</strong> <strong>Freiberg</strong> unter der Leitung<br />
von Prof. Dr. Helmuth Albrecht. 2 Das am <strong>Freiberg</strong>er Institut bearbeitete Projekt beschäftigt<br />
sich mit der Rolle der Hochschulen im Innovationssystem der DDR/BRD. Das Ziel des Forschungsvorhabens<br />
ist es, am Beispiel von Disziplinbildungsprozessen (Verfahrenstechnik,<br />
Informatik und Biotechnologie) zu untersuchen, wie die Hochschulen den Innovationsprozess<br />
in diesen neuen Wissens- und Technologiebereichen prägten.<br />
Untersucht werden soll die These, dass „deutsche Innovationskultur“ existiert, die „trotz mehrerer<br />
politischer Systemwechsel in diesem Jahrhundert von einer bemerkenswerten Persistenz<br />
ist, was seine spezifischen Stärken und was seine Reaktionsmuster auf politische und ökonomische<br />
Herausforderungen anbelangt“ (Wengenroth 2001: 2).<br />
Im folgenden soll daher an einem konkreten Beispiel nach dieser Persistenz gesucht werden.<br />
Als Untersuchungszeitraum wurden dafür die ersten Jahre nach der Gründung der beiden<br />
deutschen Staaten DDR und BRD ausgewählt. Der Untersuchungsgegenstand ist untergliedert<br />
und bezieht sich in einem ersten Schritt auf die Unterschiede der Stellung der Universitäten<br />
im jeweiligen nationalen Innovationssystem (Kapitel I-1). Im zweiten Schritt wird an der Etablierung<br />
der neuen Disziplin Verfahrenstechnik in beiden deutschen Staaten untersucht,<br />
inwieweit die unterschiedlichen politischen Systeme zu einer anderen Ausrichtung der Disziplin<br />
und zu unterschiedlichen Innovationsverhalten geführt haben (Kapitel II). Die in der Innovationsforschung<br />
häufig nur oberflächlich betrachteten Universitäten geraten bei dieser Untersuchung<br />
dadurch in den Blick, dass ein Disziplinbildungsprozess untersucht wird, an dem<br />
Universitäten großen Anteil haben (Kapitel I-2) und dass durch den methodisch-theoretischen<br />
Zugang der Kollektivbiographie die wissenschaftlich-technischen Akteure auf Seiten der<br />
Hochschule im Zentrum stehen (Kapitel II-1).<br />
Im Kapitel III wird untersucht, welche Unterschiede sich in den Punkten Anwendungsorientierung,<br />
Industriekooperationen, Tätigkeitsprofil der Absolventen u.a. zwischen<br />
bundesdeutschen Verfahrensingenieuren und chemischen Verfahrenstechnikern der DDR<br />
ausmachen lassen und ob sich Gemeinsamkeiten ergeben, die die These der Persistenz der<br />
deutschen Innovationskultur stützen. Im Schlusskapitel (Kapitel IV) werden die inhaltlichen<br />
Bezüge zwischen dem Disziplinbildungsprozess Verfahrenstechnik und dem Konzept „Innovationskultur<br />
in Deutschland“ herausgearbeitet.<br />
1 Vgl. auch die CD des Forschungsverbundes Innovationskultur in Deutschland: Zusammenfassender<br />
Endbericht über die Explorationsphase vom 1.8.1999 bis 30.9.2001, Mai 20<strong>02</strong>.<br />
2 Weitere Projektgruppen kamen aus dem Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung in Köln, aus<br />
dem Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung in Karlsruhe, aus dem Forschungsbereich<br />
Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft des Zentrums für Europäische<br />
Wirtschaftsforschung in Mannheim, aus dem Institut für Geschichtswissenschaften der<br />
Humboldt-Universität in Berlin, aus dem Institut für Geschichte der Technik und der Technikwissenschaften<br />
der <strong>TU</strong> Dresden und aus dem Münchner Zentrum für Wissenschafts- und Technikgeschichte<br />
des Deutschen Museums in München.