"Jedes Sorbenherz ein Fels" Die Geschichte der Domowina - MDR

Sprecher:
Die DDR siedelte die Bewohner der vom Tagebau betroffenen Dörfer ohne
soziale oder ethnische Rücksichten um. So fanden sich die Leute eines ganzen
Dorfes in der Stadt Spremberg in zwei Hochhäusern wieder. Da verging sehr
schnell jede sorbische Identität. Aber nicht nur der Verlust von Dörfern und
Land wurde ein Problem, auch die zugezogenen Arbeiter der Kraftwerke und
Brikettfabriken. Sie bildeten die zweite Übersiedlungswelle nach den
Umsiedlern aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Deutsch wurde zur
Umgangssprache in der Arbeitsbrigade, wobei mancher 5 Mark in die
Brigadekasse zahlen musste, der sorbisch sprach. Auch im Bus zur Arbeit
redete man deutsch, im Dorfladen und dann auch zu Hause in der Familie.
Zitatorin: (oder Archiv-Ton)
…vertraue unendlich ich
Den Zwanzigjährigen heute,
wie schön, dass niemand
uns abnehmen kann
das Denken, auch nicht
die nach uns, für die wir
denken sollten nur soweit,
dass sie auf Erden
denken noch können
(aus Struga, Kito Lorenc)
Sprecher:
Die Zahl der Titel von Kito Lorenc im Domowina-Verlag ist groß, die seiner
sprachmächtigen möglichen Leser ist klein. Als Sorbe zählt zwar, wer sich dazu
bekennt, egal ob er des Sorbischen mächtig ist, aber deswegen kann er die
Bücher von Kito Lorenc und Co. noch nicht lesen. Die Hochrechnungen
schwanken zwischen 40.000 und 60.000 sorbisch sprechenden Sorben. Bei
niedersorbischen Büchern liegt die Auflage des Domowina-Verlages bei 200
bis 300 je Titel. Kein Vorzeichen für ein gutes Geschäft.
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