"Jedes Sorbenherz ein Fels" Die Geschichte der Domowina - MDR
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Spiegelbild des Nationalbewussts<strong>ein</strong>s. So ist es nicht verwun<strong>der</strong>lich, wenn über<br />
Nacht auf <strong>ein</strong>sprachig deutschen Schil<strong>der</strong>n <strong>ein</strong> anonymer Aufkleber die<br />
bohrende Frage stellt: A serbsce? Und auf sorbisch?<br />
O-Ton Maria Matschie:<br />
Sorbisch ist in Sachsen Amtssprache. Man kann hier auch aufs Gericht gehen<br />
und verlangen, dass die Verhandlung in Sorbisch geführt wird. Das gab‘s<br />
durchaus, es werden dann amtlich bestellte Dolmetscher mit herangezogen<br />
und es wird dann ins Deutsche übersetzt.<br />
Lei<strong>der</strong> wird das zu wenig gemacht. <strong>Die</strong> Wertschätzung des Sorbischen würde<br />
auch steigen, wenn nicht, sobald man so etwas macht, nicht wie<strong>der</strong> <strong>ein</strong><br />
Geschrei anfangen würde: Warum macht ihr denn das, ihr könnt doch alle<br />
deutsch.<br />
Aber wir wollen in unserer Muttersprache auch schreiben und sprechen und<br />
uns öffentlich verständigen.<br />
Sprecher:<br />
Statistisch haben 30 Prozent <strong>der</strong> Deutschen durch ihre Vorfahren slawisches<br />
Blut in den A<strong>der</strong>n und fühlen sich dennoch urdeutsch. Und mancher "Ursorbe"<br />
hat deutsche Wurzeln und mancher Kronprinz, König und neureiche<br />
Bürgerliche hat das Sorbische mit <strong>der</strong> Muttermilch bekommen: Seit 1750 <strong>ein</strong>e<br />
Sorbin als Amme das Kind <strong>ein</strong>er stillunfähigen Gräfin am Dresdner Hof rettete,<br />
nahmen die Wettiner sorbische Ammen, und bei den reichen Berlinern waren<br />
die Wendinnen aus dem Spreewald als Ammen und Kin<strong>der</strong>mädchen beliebt.<br />
So findet man auf historischen Fotografien Wendinnen in Tracht<br />
kin<strong>der</strong>wagenschiebend unter den Linden.<br />
Zitatorin:<br />
Trotz aller Konservierungsmittel weicht die dem Aussterben geweihte<br />
wendische Nationalität beständig vor dem Deutschtum zurück und wird binnen<br />
kurzer Zeit gänzlich verschwunden s<strong>ein</strong>, obwohl die "Slawischen Blätter" sich<br />
angelegentlichst um die Nie<strong>der</strong>lausitzer Stammesgenossen kümmern, worüber<br />
die wendischen Bauern sich sehr wun<strong>der</strong>n werden, sollten sie <strong>ein</strong>mal davon<br />
hören.<br />
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