"Jedes Sorbenherz ein Fels" Die Geschichte der Domowina - MDR

viele Jahre. Er ist in einem "gemischtsprachigen" Elternhaus aufgewachsen.
Der sorbisch sprachige Vater war meistens in Bautzen arbeiten und die Mutter
sprach deutsch.
O-Ton Jürgen Matschie:
Nach dem Krieg ist die jüngere Generation im Prinzip im Deutschen
aufgewachsen. Für mich war selbstverständlich, dass man einen Teil von
Gesprächen von der Familie nicht verstand. Das war kein Problem eigentlich,
das war nicht alles für uns bestimmt. Das war so.
Schlimmer war, wenn man in einen anderen Haushalt geschickt wurde und die
wussten, das ist der und der und die einen sorbisch ansprachen und man nicht
wusste, was die wollten. Da hat man sich dann geschämt. (lacht)
Auch jetzt am Tisch, wenn die Kinder kommen, die Frau redet mit den Kindern
Sorbisch und ich Deutsch. Wenn ich 80 Prozent verstehe, ist das sozusagen
gut. Von Kindheit an bin ich ja gewohnt, dass manches an mir vorbeigeht.
Wobei ich ja im Deutschen ja auch nicht alles verstehe. (lacht)
Sprecher:
Wird ein Volk seiner Sprache beraubt, verliert es seine Kultur und schließlich
sich selbst. Sprache braucht jedoch einen Ort, an dem sie gehegt und gepflegt
wird, damit sie auch mit dem Lauf der Zeit mithalten kann.
Atmo:
Maibaum
Sprecher:
Inmitten von Leipzig wird in der Walpurgisnacht eine alte sorbische Tradition
gepflegt. Studenten heben hinter dem Plattenbau ihres Internats eine Grube für
den Maibaum aus. Sie studieren am 1951 gegründeten Institut für Sorabistik.
Sie haben den Brauch beim Umzug vom ältesten sorbischen Internat in den
anonymen Plattenbau mitgenommen. Auch Leipzig hat sorbische Traditionen.
Der Stadtname entwickelte sich aus der alten sorbischen Siedlung Lipsk,
abgeleitet ist dieser Name vom sorbischen "lipa", was Linde bedeutet - jene
Linde, die stark verwurzelt das Symbol der Domowina ist. Und im Jahr 1716
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