27.08.2018 Aufrufe

blu September 2018

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

14 PARTY<br />

„sevgiyle* saygıyla*<br />

love* respect*<br />

Liebe* Respekt*“<br />

NACHGEFRAGT<br />

FOTO: FERHAT TOPAL<br />

IPEK İPEKÇIOĞLU<br />

Ihre Tracks kennt man aus<br />

der Klubwelt, etwa von „Gayhane“<br />

in Berlin oder von der Hamburger<br />

„Gay-Orient-Kitchen“. Aber<br />

auch von dem angesagten Label<br />

Katermukke, ihre „Uyan Uyan EP“<br />

führte lange die Beatport-Charts<br />

an. Ipek ist eine der wichtigsten<br />

und einflussreichsten Musikmischerinnen<br />

(nicht nur) der Szene.<br />

Für uns hatte sie etwas Zeit.<br />

Vorweg: DJ oder DJane?<br />

DJ. Das ist ja ein genderneutraler Begriff.<br />

Früher nannte ich mich DJane, ganz<br />

bewusst, Stichwort Visibility für weibliche<br />

DJs. Aber das hat auch immer so etwas<br />

von einer heterosexuell geprägten Verniedlichung,<br />

es erinnert zudem an Tarzan<br />

& Jane ... Jetzt ganz bewusst: DJ.<br />

Du bist ja nicht nur DJ, du produzierst<br />

auch Musik. Verrate mir mehr<br />

davon.<br />

Als DJ Ipek lege ich eher aus dem Middle<br />

East und dem Orient beeinflusste, traditionelle<br />

und Folk- bis hin zu elektronischer<br />

Musik auf und nenne diese Mischung<br />

„Eklektik BerlinIstan“. Als İpek İpekçioğlu<br />

produziere und remixe ich elektronische<br />

Musik: von Deep House bis Techno, aber<br />

immer mit Ethno-Folk-Elementen, sei es<br />

aus dem Balkan oder Orient.<br />

Worauf kommt es dir bei deiner Musik<br />

denn an?<br />

Ich tanze total gerne und produziere unter<br />

anderem auch Dance-Tracks. Mit meiner<br />

Musik will ich der eher etwas kalten elektronischen<br />

Musik Wärme geben, aber auch<br />

den Sprachen und Tönen aus dem Middle<br />

East, die wir hier auch sprechen, Gehör<br />

verschaffen. Daher arbeite ich auch viel mit<br />

Folk-Musikern und Sängerinnen zusammen,<br />

die dann auch zu mir ins Studio kommen.<br />

Ich verarbeite und zitiere auch sehr gerne<br />

sozialkritische Gedichte und die damit<br />

verbundenen Messages wie zum Beispiel bei<br />

dem alevitischen Dichter Pir Sultan Abdal,<br />

etwa bei der „Uyan Uyan EP“ (übersetzt:<br />

„Wach auf“).<br />

Gibst du denen vor, was sie zu singen<br />

haben?<br />

Ein Stück weit schon. Ich habe ja eine Idee<br />

davon, wohin ich mit dem Track will, ob er<br />

melancholisch oder fröhlich werden soll. Sie<br />

haben aber sehr viel Freiraum und können<br />

viel Input geben und den Track mitgestalten.<br />

Hast du schon negative Erfahrungen<br />

gemacht, dass du mit einem Künstler<br />

oder einer Künstlerin wirklich gerne<br />

zusammengearbeitet hättest, deine<br />

Sexualität aber im Weg stand?<br />

Göttin sei Dank noch nicht! Ich arbeite mit<br />

besonderen Künstler_innen+*n, die durchaus<br />

auch einen sozialkritischen, bewegten Background<br />

haben. Mit Homophoben, Sexisten<br />

würde ich gar nicht arbeiten wollen. Ich arbeite<br />

auch viel mit cis-männlichen Musikern<br />

zusammen. Homophobie ist mir bei meiner<br />

musikalischen Arbeit noch nicht begegnet.<br />

Wenn du ein Set planst, wie gehst du<br />

vor?<br />

Ich informiere mich vorher, was das für ein<br />

Klub ist, was für ein Festival, die inhaltliche<br />

und musikalische Richtung, wer mit mir<br />

auflegt oder auftritt, wann ich dran bin ... Ich<br />

lege sehr spontan auf, gehe darauf ein, wie<br />

ich mich mit den Leuten fühle, was SIE fühlen.<br />

Wichtig ist mir, dass die Leute eine gute<br />

Zeit haben und wir über die Musik miteinander<br />

kommunizieren.<br />

Das SO36 wird dieses Jahr 40, was<br />

verbindet dich mit dem Klub?<br />

Ich bin seit über zwanzig Jahren Resident-DJ<br />

bei der „Gayhane“, im SO36 wurde ich als<br />

DJ geboren! Da habe ich 1994 überhaupt<br />

zum ersten Mal aufgelegt! Das SO36 ist ein<br />

wirklich großer Teil meines Lebens und ich<br />

bin glücklich, ein Teil des SO36 zu sein.<br />

Worauf freust du dich im Herbst?<br />

Auf meine Reisen! Ich werde viel unterwegs<br />

sein, im Iran, in der Türkei, in Budapest – und<br />

ich gebe Workshops in Pittsburgh zum Thema<br />

Hybrid Identity.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.djipek.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!